Schnellsuche:

Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Mühlsteine

363

Moschus - Mühlsteine

In andern Fällen ist die falsche Untermischung eine dunkelfarbige, zerreibliche Erde, die durchs Gefühl zu erkennen ist, weil dann die Masse sich zwischen den Fingern nicht mehr sanft und seifenähnlich, sondern rauh und bröcklich anfühlt, härter und auch schwerer ist als im naturellen Zustande. Die Beutel dieser Sorte sind mehr rund als oval, flachgedrückt und 3-4 cm im Durchmesser; die flache Seite ist schwarzgrau, die Haare auf der gewölbten Seite sind nach dem Rande zu gelbbraun, gegen die Mitte hin mehr gelblich mit bräunlichen Spitzen.

Die Hauptausfuhr des tonkinschen oder orientalischen M. hat Canton (jährlich ca. 1200 Caddies, à 1⅓ Pfd. englisch) von wo die Ware nach England geht, woher sich die andern Länder versorgen. Die Originalpackung der Ware sind länglich viereckige Kästchen von etwa 20 cm Länge, 9-11 cm Breite und fast gleicher Höhe, welche innen mit Bleifolie gefüttert, außen mit starkem Seidenstoff überzogen sind. In jedem Kästchen liegen etwa 25 Beutel, deren jeder in zartes, mit chinesischen Bildern und Zeichen bedrucktes Papier gewickelt ist.

Die russische Sorte ist in der Regel frischer mit noch weichem Inhalt; sie kommt vom Altaigebirge in der Tatarei, konzentriert sich auf der großen, im Februar jedes Jahres abgehaltene Messe zu Irbit bei Jekatarinenburg, um von da teils nach China, teils über Moskau und Petersburg nach England, Deutschland etc. zu gehen. Die jährliche Sendung nach dem Westen beträgt etwa 250 kg oder 10-12000 Beutel. Diese nur zu Parfümeriezwecken verwendete, drei- bis viermal wohlfeilere Ware besteht aus größern und mehr länglich ovalen Beuteln, auf der unteren unbehaarten Seite schmutzig gelbbraun und gerunzelt; die Haare auf der obern Seite, gewöhnlich kurz geschnitten, sind grau mit weißen Spitzen. Diese Sorte ist verpackt in verlöteten Blechkisten von 2-6 kg Inhalt, die wieder in Holzkisten eingesetzt sind. Der Assammoschus kommt in Säcken verpackt, die in Holz- oder Blechkisten eingeschlossen sind; eine solche Kiste enthält durchnittlich ^[richtig: durchschnittlich] 200 Beutel.

Seit einigen Jahren ist eine neue Art chinesischer Moschus unter dem Namen Yunan-M., nach der gleichnamigen chinesischen Provinz benannt, im Handel; die Beutel sind fast kugelrund, glatt, unbehaart und sehr dickhäutig, der Inhalt ist gelblichbraun mit einem Stich ins Rötliche und von sehr feinem Geruch. Von diesem Yunanmoschus ist vor einigen Jahren wieder eine neue Gattung mit sehr dünnen Beuteln, ganz ohne Haut, in Schanghai auf dem Markt gekommen, welche von den Chinesen Tanp'i genannt wird; dieselbe soll zu zwei Dritteil aus gutem und zu einem Dritteil aus gefälschten M. bestehen. Im Handel zweiter Hand werden die Moschusbeutel nach Größe und Gestalt in verschiedne Qualitätsabstufungen sortiert und demgemäß verschiedne Preise notiert. Für den Gebrauch ist der Inhalt aus den Beuteln zu nehmen und von den feinen Härchen, mit denen er durchmengt ist, möglichst zu befreien. Die Klümpchen oder das grobe Pulver sind dann sogleich in kleine Gläser mit sehr dichtem Verschluß zu fassen. Solcher ausgenommene M. (M. exvesicatus) kann auch schon von größern Droguenhandlungen außer Beuteln bezogen werden, in Klümpchen wie Pulverform. Abnehmer kleinerer Mengen werden sich natürlich lieber mit dieser Art Ware versorgen, wobei sie das an geschlossenen Beuteln haftende Risiko vermeiden. Von dem Gewicht der Beutel fällt etwa je die Hälfte auf Inhalt und Häute. Letztere, die entleerten Beutel, bilden auch einen Handelsartikel für sich und werden von den Parfümeuren zur Bereitung einer geringeren Qualität von Moschustinktur gekauft. -

Der Moschusgeruch ist keineswegs selten, sondern findet sich an mancherlei Pflanzen und Tieren, namentlich vom Mäusegeschlecht wieder. In den heimatlichen Gebirgen des Moschustieres wächst eine oder zwei Arten von Rittersporn (Delphinium) mit so starkem Moschusgeruch, daß die Eingebornen glauben, daß das Tier seinen Riechstoff durch das Verzehren solcher Pflanzen erhalte. Der vom Tiere selbst kommende M. enthält verschiedne unwesentliche Bestandteile und löst sich in Wasser und Weingeist nur etwa zur Hälfte auf.

Über die chemische Natur des eigentlichen Riechstoffs ist noch nichts Positives ermittelt. Derselbe ist so beharrlich und gleichsam unvertilgbar, daß er innerlich genommen durch die Poren der Haut wieder herausdringt und den Patienten in eine penetrante Moschusatmosphäre hüllt. Wird die Substanz lange unter Verschluß gehalten, so schläft der Geruch gleichsam ein; er erwacht aber wieder in Berührung mit der Luft. Ebenso verschwindet der Geruch bei Aufbewahrung in wächsernen Kapseln, in Berührung mit Kalk, Schwefel, sauren Metallsalzen, Schwefelmilch, Goldschwefel, Mandelsirup etc., wird aber in allen diesen Fällen durch Berührung mit Salmiakgeist wieder hergestellt.

Starker Moschusgeruch ist vielen Menschen widerwärtig; die Italiener im allgemeinen haben eine gewaltige Abneigung dagegen, wie denn überhaupt das Parfümieren mit M. gegen die feinere Sitte verstößt. Dennoch aber spielt die Substanz in der Parfümerie unter sachkundiger Verwendung eine ganz wichtige Rolle; sie wird nämlich einer Menge andrer Parfümerien und Seifen zugesetzt, jedoch nur in so kleinen Anteilen, daß der Geruch nicht gesondert hervortritt, sondern im Gesamtgeruch aufgeht. Er hat dann nur die Wirkung, diesen dauernder zu erhalten, ihn kräftiger und angenehmer zu machen. Zum Gebrauch für Parfümeriezwecke dient Moschustinktur (tinctura moschi) erhalten durch längeres Macerieren von M. in starkem Weingeist. -

Die medizinische Verwendung des M. richtet sich gegen krampfhafte Zustände, Keuchhusten, Hysterie, typhöse Fieber und wird derselbe entweder in Tinktur oder in Pulverform mit Milchzucker oder Zuckersäften abgerieben in kleinen Gaben, jedoch früher häufiger als jetzt verabreicht. - M. ist zollfrei; Moschustinktur gem. Tarif im Anh. Nr. 5 a.

Mühlsteine; ein besondrer Handelsartikel von zunehmender Wichtigkeit, denn in den immer allgemeiner werdenden verbesserten Mahlmühlen muß notwendig dem wichtigsten Organ, den die Körner zerreibenden Steinen, eine hauptsächliche