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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Palmarosaöl; Palmöl

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Palmarosaöl - Palmöl

petersäure löslich. An der Luft bis zu einem gewissen Temperaturgrade erhitzt, läuft es blau an. Es macht immer nur einen kleinen Bruchteil der Platinerze aus, ist daher teuer und sein Gebrauch beschränkt. Man benutzt es zu feinen mathematischen und nautischen Instrumenten, da es eine gute Politur annimmt, durch Seewasser nicht wie Kupfer und Silber angegriffen und durch Schwefeldämpfe nicht schwarz wird, auch zu künstlichen Gebissen und Impfnadeln. Die Zahnkünstler gebrauchen es in einer Legierung von 95 Teilen P. mit fünf Teilen Silber. Das P. wird aus der allgemeinen Auflösung der Platinerze in Königswasser mittels Cyanquecksilber als Cyanpalladium ausgefällt, welches durch Glühen zu reinem Metall reduziert wird. Chlorpalladium, die Auflösung des Metalls in Königswasser, dient in der Chemie als Reagens auf Jod, wird auch den Photographen statt des Goldes empfohlen zum Verstärken oder Dunkeln der Negativs auf Kollodion. - Palladiummetall, Chlorpalladium sowie chirurgische und mathematische Instrumente aus P. sind zollfrei. Andre aus P. gefertigte Gegenstände werden nach Position 20 a, Gebisse mit Röhrchen oder Stiften von P. nach Position 20 b 1 verzollt.

Palmarosaöl (Oleum palmarosae). Hinsichtlich der Abstammung dieses Öls herrscht viel Unsicherheit und erhält man auch im Handel unter diesem Namen nicht immer dasselbe Öl. Gewöhnlich wird der Name für das türkische Geraniumöl (Idris Yaghi) gebraucht, wie es in der Türkei, in Kleinasien und Persien aus den Blättern verschiedner dort angebauter Geraniumarten destilliert wird (s. Geraniumöl). Unter demselben Namen erhält man auch ein aus Algier und ein aus Frankreich kommendes ätherisches Öl, welches mit dem Geraniumöl identisch zu sein scheint; das afrikanische Öl ist jedoch linksdrehend, das französische rechtsdrehend. Man benutzt diese Öle namentlich als Zusatz zu Seifenparfümen. - Zoll gem. Tarif im Anh. Nr. 5 a.

Palmöl (Palmfett; frz. huile de palme; engl. Palm-oil). Neben dem Öl der Kokosnuß, welches selbstverständlich ein P. ist, aber im Handel nicht so genannt wird, gibt es noch ein andres, von Palmen abstammendes Fett, welches speziell P. genannt wird. Dieser Artikel ist in neurer Zeit ein bedeutender Handels- und Verbrauchsgegenstand geworden, hauptsächlich für die Seifenfabrikation, sonst auch als Kerzen-, Wagen- und Maschinenfett. Die den Stoff liefernde Ölpalme ist die auf der Westküste Afrikas (Guinea) einheimische Elais guineensis, die jetzt auch in Brasilien und Westindien kultiviert wird, dort aber ohne Bedeutung für den europäischen Handel ist. Die Palme wächst und dient zu Handelszwecken auf der Küstenstrecke von Sierra Leone bis zur Kongoküste; Öl und Kerne sind auf allen dort liegenden Handelsplätzen Hauptartikel. Lagos, Insel und Festland, bringt die größten Mengen zur Ausfuhr.

Die Palme trägt große, oft zentnerschwere Büschel oder Trauben mit zahlreichen Einzelfrüchten von Muskatnuß- oder Pflaumengröße, die im reifen Zustande orangefarbig sind. Sie bestehen aus Kern und Fleisch, letzteres etwa ein Drittel der Masse ausmachend, und beide Teile sind ölhaltig. Das Öl aus dem Fleisch gewinnen die Schwarzen in sehr roher Weise dadurch, daß sie die Früchte in Trögen oder Gruben der Sonnenhitze aussetzen, wobei sich bald, unterstützt durch Rühren oder Schlagen, Fleisch und Kerne trennen. Das erstere wird in irdenen Töpfen gekocht und das Öl von den faserigen Bestandteilen aus dem Gröbsten getrennt, indem man den Brei in starke Tücher einschlägt und das Flüssige durch Ausringen oder sonst in primitiver Weise abpreßt.

Eine andre Sorte Öl erhält man aus den Kernen; es ist dies das Palmkernöl, welches jedoch erst in Europa aus den in großen Mengen importierten Palmenkernen dargestellt wird und zwar sowohl mittels hydraulischer Pressen, als auch mittels der Extraktionsmethode. Die zurückbleibenden Palmkernpreßkuchen werden als gesuchtes Futtermittel verkauft. Das P. ist bei gewöhnlicher Temperatur nicht flüssig, sondern von butterartiger Konsistenz. Frisch ist es orangegelb und hat einen angenehmen Veilchengeruch, wird aber bald ranzig und dabei schmutzig weiß, in welchem Zustande die fertig zugeführte Ware gewöhnlich schon anlangt.

Die hauptsächliche Benutzung des Fettes ist, wie gesagt, die zur Kerzen- und Seifenbereitung; es gibt mit Natronlauge eine harte, weiße Seife, die einen schwachen Veilchengeruch hat. Das Fett hat wie andre Fett- und Talgarten einen weichen Bestandteil, Elain, und einen harten, das Palmitin, einen dem Stearin ganz ähnlichen Körper, und enthält, da es fast immer ranzig ist, auch freie Palmitinsäure und Ölsäure und etwas Glycerin, das sich mit Wasser ausziehen läßt.

Für die Zwecke der Seifen- und Kerzenfabrikation muß das dunkel orangefarbige P. erst gebleicht, und wenn es nicht frei von Wasser und andern Bestandteilen der Früchte ist, vor dem Bleichen gereinigt werden. Es geschieht dies dadurch, daß man es einige Zeit durch Wärme geschmolzen erhält, wobei die fremden Bestandteile sich absetzen. Die Bleichfähigkeit ist nicht bei allen Sorten dieselbe. Die Lagosware läßt sich am leichtesten und schönsten weiß bleichen, während andre Sorten, die gewöhnlich als Liverpooler bezeichnet werden, einen Stich ins Graue behalten. Das Bleichen geschieht entweder durch bloßes Erhitzen oder auf chemischem Wege. Wird das Fett im verdeckten Kessel mit lebhaftem Feuer auf die Temperatur von 210-220° C. erhitzt und eine bis anderthalb Stunden darin erhalten, so verkohlen die faserigen, schleimigen und färbenden Bestandteile, während das Öl selbst nur geringe Veränderung erleidet. Dasselbe sieht erstarrt, infolge beigemengter Kohlenteilchen, schmutzig aus, gibt aber eine schöne weiße Seife. Von Praktikern wird zuweilen eine chemische Bleiche vorgezogen, wobei das Öl heiß mit einer Mischung von gelöstem doppelt chromsaurem Kali und Salzsäure zusammengerührt wird. Auch schon durch anhaltende Einwirkung von Luft auf das geschmolzene P. kann dieses gebleicht werden. -

Das P. hatte seinen größten Aufschwung vor mehreren Jahren zur Zeit der