Schnellsuche:

Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Pettinet; Pewter; Pfeffer

420

Pettinet - Pfeffer

Erdwachs (s. d.). Die Karpathenöle und das Erdwachs sind gesuchte Artikel und die Ölgräbereien mehren sich rasch in West- und Ostgalizien. In dem moldau-wallachischen Gebirgszuge der Karpathen arbeitet eine englische Petroleumgesellschaft und macht gute Geschäfte trotz der Transportkosten der gewonnenen Rohöle nach England und fängt diese Industrie dort an, der galizischen starke Konkurrenz zu machen; die Jahresproduktion in diesem rumänischen Teile der Karpathen wird jetzt trotz des allerprimitivsten Betriebes auf 200000 Ztr. angegeben. In Italien befindet sich ein Öldistrikt in der obern Romagna im Gebiete des frühern Kirchenstaats, wo graue Thone, mit Schichten weichen Sandsteins wechselnd und von Erdharz und Salz gleichmäßig durchdrungen, sich weithin erstrecken. Die freiwillige Ausscheidung von Öl ist dort spärlich und lassen sich nur kleinere Quantitäten gewinnen. Diejenige Lokalität, wo das reinste, fast farblose, italienische Steinöl gefunden und seit langen Zeiten versendet wird, befindet sich bei dem Dorfe Amiano in der Provinz Parma; auch im Modenesischen, in Toscana, am Ätna, auf der griechischen Insel Zante etc. werden Erdöle gewonnen, doch überall nur in kleinerm Maßstabe. In Ostindien fließen die Ölquellen von Rangun seit alten Zeiten und ihr Produkt wird weit und breit als Brennstoff benutzt. In unserm Klima nimmt dasselbe die Konsistenz einer Salbe an infolge seines großen Gehalts an Paraffin. In China gibt es in gewissen Lokalitäten reiche, nicht tief liegende Schätze von Erdöl. Man zieht es wie an den Karpathen aus roh angelegten Gruben, die zuweilen auch von selbst überlaufen, und verbrennt es ungereinigt in Lampen. Es gibt natürlich nur eine trübe, stark rußende Flamme. Den Ruß von diesem Öl benutzen die Chinesen gern bei Anfertigung ihrer Tusche. Von dem Auffinden reicher Ölschätze im südlichen Rußland - Kaukasus, Krim, Gouvernement Archangel - ist in letzter Zeit mehrfach berichtet worden; namentlich werden die so ergiebigen Lager in der Umgebung von Baku am Kaspischen Meere jetzt in großartigem Maßstabe ausgebeutet und destilliert man das Rohöl dort in aus Deutschland bezogenen Apparaten; man versendet das P. von dort bis nach Petersburg und in die Ostseeprovinzen. Die Einfuhr von amerikanischem P. betrug im Jahre

1879: 1880:

in Hamburg 408869 Barrels, 525974 B.

" Antwerpen 649845 " 719017 "

" Rotterdam 180850 " 212433 "

" Amsterdam 150209 " 217046 "

" Bremen 1345772 " 1324591 "

" Stettin 249469 " 276515 "

" Danzig 102474 " 107849 "

" London 380499 " 340717 "

" Triest 290214 " 265160 "

- Zoll: P. zu Leuchtzwecken s. Tarif im Anh. Nr. 29. Bei der Verwendung von P. unter Kontrolle zu andern als Leuchtzwecken wird Zollfreiheit gewährt. Schmieröle sind zollfrei.

Pettinet oder Petinet heißen gazeartig gewirkte, entweder geklöppelten Spitzengrund nachahmende oder bereits mit eingewirkten Dessins der verschiedensten Art versehene Gewebe aus Seide, feinem Leinenzwirn oder Baumwolle, die auf besondern Stühlen gearbeitet werden; früher diente dazu nur der Koulierstuhl, während nachgehends der eigentliche Kettenpettinetstuhl aufkam und jenen größtenteils vertrat, mit Ausnahme bei starker wollner Ware. Glatter P. als Grund zu genähten Spitzen und Stickereien kommt nur noch in Seide vor, indes die aus Zwirn bestehende Ware jetzt auf der Bobbinetmaschine gearbeitet wird. Auf dem Pettinetstuhl arbeitet man in den verschiedenartigsten Musterungen spitzenähnliche Tücher, Schleier, Shawls, Handschuhe, Hauben, Börsen u. dgl. und in England in großen Mengen die wohlfeilen, den Spitzenklöpplerinnen und Näherinnen so gefährlichen Maschinenspitzen. - Zoll: Seidner und halbseidner P. gemustert, auch gesteift Nr. 30 e des Tarifs im Anh.; ungemusterter Nr. 30 e Anm.; leinener Nr. 22 h; baumwollner Nr. 2 d 1, 3 und 5, bzw. 2 d 4 als Gardinenstoff. Fertige Gegenstände des Putzwarenhandels werden gem. Tarif Nr. 18 verzollt.

Pewter heißt in England legiertes Zinn, Hart- oder Werkzinn. Die Zusätze und dadurch bewirkten Härtegrade und Farbentöne sind verschieden und unterscheidet man darnach auch mehrere Sorten. Die Gemische enthalten entweder außer Zinn bloß noch Antimon, oder neben solchem auch noch Wismut, Kupfer, Zink oder Blei. Das Kupfer kommt zur Verwendung bis zu 5%, und es gelten die kupferhaltigen Legierungen für die besten. - Zoll: Legierungen von Zinn mit Blei, Spießglanz oder Zink werden gem. Tarif im Anh. Nr. 43 verzollt, während andre Legierungen der Nr. 19 zugewiesen sind.

Pfeffer, generelle Bezeichnung für mehrere Gewürzarten aus den Tropen, besonders aus der Familie der pfefferartigen Gewächse oder Piperaceen; dahin gehören besonders: 1) Piper L., perennierende kletternde, sehr artenreiche Pflanzen, ursprünglich aus Indien, den indischen und den Sandwichsinseln; sie geben einsamige Beeren mit spärlichem Fleisch und werden zum Teil wegen ihrer großen Bedeutung jetzt in allen Tropengegenden kultiviert. - Die wichtigste dieser Pflanzen ist P. nigrum L. (P. aethiopicum), grüner Pf., Pefferstrauch ^[richtig: Pfefferstrauch], ursprünglich in Malabar zu Hause, bis 10 m hoch (engl. Black Pepper, frz. poivrier und poivre - p. noir und p. maniguette, holl. peper, peperboom, ital. pepe, pevere und peveronne, jetzt kultiviert auch in Sumatra, Java, Borneo, Hinter- und Westindien, durch Stecklinge vermehrt und rebenartig an Bäumen niedrig gezogen; tragbar vom dritten bis zwanzigsten Jahr und darüber. Die Pefferplantagen ^[richtig: Pfefferplantagen] werden in feuchten und etwas hoch liegenden Lagen angelegt, in Beete abgeteilt und mit den zur Stütze dienenden Bäumen, besonders Korallenbäumen, bepflanzt, an welche man die Stecklinge einlegt. Die Ranken tragen unansehnliche Blüten in hängenden Ähren, dicht zusammen sitzend, und diese geben anfangs grüne, dann bei der Reife rote Beeren, das was den Pf. des Handels bildet. Die Beeren enthalten nur einen Samen, umschlossen von dünner Frucht-^[folgende Seite]