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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Pistazien; Platin

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Pistazien - Platin

und geschmacklos. Durch Kochen mit weingeistiger Kalilösung wird das P. zersetzt und in Piperidin und piperinsaures Kali verwandelt; ersteres, eine starke Basis, ist eine ammoniakalisch und pfefferartig riechende Flüssigkeit. - Sumatrapfeffer soll circa 8%, Singaporepfeffer circa 7%, Penangpfeffer 5% und weißer Pfeffer durchschnittlich 9% P. enthalten. Dasselbe wird neuerdings zuweilen medizinisch verwendet. - Zollfrei.

Pistazien (grüne Mandeln, nuces pistaciarum), die Fruchtkerne oder, wenn sie noch in ihrer harten Schale liegen, die ganzen Steinfrüchte der echten Pistazie (Pistacia vera), eines kleinen, zu den Terebinthaceen gehörenden Baumes, der in Arabien, Syrien und Persien heimisch ist, übrigens in Kleinasien, in Nordafrika (Tunis) und namentlich stark auf Sizilien angebaut wird. Der Baum hat männliche und weibliche Blüten auf besondern Stämmen verteilt, und es müssen daher, der Befruchtung halber, in den Pflanzungen auch männliche Exemplare mitgehalten werden. Die Früchte sind länglich und zugespitzt, von der Größe und Form einer Hasel- oder Lambertsnuß, haben äußerlich ein dünnes, runzliges lederartiges Fleisch von grünlicher oder rötlicher Farbe und innerhalb der holzig harten zweiteiligen Schale einen länglichen, dreikantigen Kern, der von einer graurötlichen Samenhaut umschlossen ist, indes das Innere, die beiden Keimlappen, durch ihre ganze Masse eine hübsche mehr oder weniger grüne Färbung zeigen. Der Geschmack des ölreichen Kerns ist dem der süßen Mandeln ähnlich, nur noch süßer und öliger und mit einem besondern angenehm bitterlichen Beigeschmack.

Je nachdem die Früchte noch im ganzen sind oder nur die entschälten Kerne die Ware bilden, unterscheidet man Pistaziennüsse und Pistazienkerne. Das levantische Gewächs bildet die vorzüglichere Ware, kommt aber selten oder doch nicht unvermischt zu uns. Meistens findet sich die sizilische Ware im Handel vor; die Kerne sind außen violett, innen grün, von sehr veränderlicher Größe. Die Kerne von Tunis sind klein, außen rötlich, innen lebhaft grün, deshalb von Konditoren sehr gesucht, aber selten im Handel. Die P. von Aleppo bilden die größte Sorte, sind aber innen gelb statt grün und daher nicht begehrt, da die Konditoren besonders der schön grünen Farbe wegen die Kerne im zerriebenen Zustande zum Bestreuen verschiedner Artikel verwenden. Sie nehmen aber statt ihrer auch häufig grün gefärbte Mandeln. Außerdem dienen die P. wie Mandeln als Dessert, Zusatz zu Magenmorsellen u. dgl. Die Ware ist nicht lange haltbar, sondern wird infolge ihres starken Ölgehalts leicht ranzig. - Zoll gem. Tarif Nr. 25 h 1.

Platin oder Platina ist ein erst seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts bekannt gewordenes Edelmetall, welches nur sehr wenig zu Luxusgegenständen verarbeitet wird, dafür aber dem Chemiker, Physiker und Techniker für viele Arbeiten unentbehrlich wurde, weil es darin durch nichts zu ersetzen ist. Die erste Bekanntschaft mit diesem schweren Metall (spez. Gewicht = 21,0-23,0) wurde in Südamerika gemacht bei Gelegenheit des Goldwaschens. Man fand zwischen dem Gold im Schwemmland hier und da ein weißes schweres Metall in Körner- und Sandform, das man, in Ableitung von dem Silbernamen plata, platina, Kleinsilber oder etwas Silberähnliches nannte und nicht zu benutzen wußte; vielmehr ließ die damalige spanische Regierung, nachdem sich herausgestellt, daß damit eine Verfälschung des Goldes durch Beischmelzen möglich sei, die ersten gesammelten Vorräte ins Meer werfen.

Zu dem ersten Fundorte im Sande des Pintoflusses in Neugranada ergaben sich in der Folge noch weitere in Brasilien, Kolumbien, Mexico, Peru und auf Domingo, von denen die kolumbischen am Westabhange der Anden die bedeutendsten sind. Von hier, aus Brasilien und S. Domingo kamen kleinere Quantitäten des neuen Metalls nach Europa, wo dessen chemische und physikalische Eigenschaften nach und nach festgestellt wurden, während eine ausgedehntere technische Verwendung erst vom Jahre 1830 an Platz griff. 1822 entdeckte man das P. in den Goldwäschereien am östlichen Abhange des Ural und in weiter Erstreckung längs der ganzen Bergkette. Die russische Ausbeute übertraf bald die amerikanische bedeutend; man berechnet, daß Rußland durchschnittlich 2005 kg, Südamerika etwa 425 kg jährlich an den Markt bringt, so daß etwa 2430 kg jährlich zur Verfügung ständen. Früher nahm man allgemein an, daß Rußland viel mehr P. fördern könne, die Ausbeute aber, um hohe Preise zu halten, beschränke. Die Verhältnisse haben sich aber geändert; Rußland macht nicht mehr allein die Preise. Das Metall findet sich hauptsächlich in Goldländern und unter gleichen Verhältnissen wie das Waschgold, nämlich als Sand und kleine gediegene Körner, in aufgeschwemmten oder in durch Verwitterung von Gebirgen entstandenen Erdschichten. In feinster Verteilung scheint übrigens das Metall ein sehr gewöhnliches Vorkommnis in vielen Gebirgsarten und Erzen zu sein. Auch in Deutschland, auf den Bleigruben zu Ibbenbühren, auf der Wilhelmshütte im Harz, ist etwas P. gefunden worden.

Das P. hat als beständige Begleiter eine Anzahl andrer Metalle, welche sämtlich entdeckt wurden, als man das P. genauerer Untersuchung unterwarf. Diese Platinmetalle sind Iridium, Palladium, Rhodium, Osmium, Ruthenium; das erstere (s. d.) hat am meisten technische Wichtigkeit. Sie sind alle wie das P. selbst im reinen Zustande weiß, schwer wiegend und schwer schmelzbar, meist nur in Königswasser löslich und wenig geneigt, sich mit andern Elementen zu verbinden, daher alle nur gediegen, weder als Oxyde, noch als Schwefelmetalle vorkommen. Wenn gleichwohl immer von Platinerzen die Rede ist, so muß das für diesen Fall in einem besondern Sinne genommen werden. Die Platinmetalle kommen nämlich außer in Sand- und Körnerform, wo sie schon durch Auslesen großenteils scheidbar sind, öfter auch zu Stückchen und Stücken verbunden vor, zusammengewachsen oder durch fremde Zwischenmittel, z. B. Eisen- und Kupfererze, Serpentin etc., verkittet. Solche, teils Metallglanz zeigende, teils unscheinbare