Schnellsuche:

Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Pottasche

440

Pottasche - Pottasche

Werden aber die Pflanzenkörper eingeäschert und die Aschen mit Wasser ausgelaugt, so erhalten wir hauptsächlich immer nur kohlensaures Salz, da bei der Verbrennung die Pflanzensäuren zerstört, aber sogleich durch Kohlensäure ersetzt werden, die als Verbrennungsprodukt in Menge entsteht. Alle holz- und krautartigen Gewächse geben mehr oder weniger Asche und daraus kohlensaures Kali, die Kräuter im allgemeinen reichlicher als die Hölzer. In den Steppen des innern Rußland schießen im Sommer mannshohe krautige Gewächse auf, die keine andre Benutzung als auf P. zulassen; auch verwendet man hierzu die Stengel der in Rußland häufig zur Ölgewinnung gebauten Sonnenblumen; sonst liegen die Pottaschbrennereien wohl immer nur in den Wäldern und natürlich nur da, wo für das Holz oder wenigstens für den Abraum gar keine andre Benutzung möglich ist. Die Gewinnung von P. kann nun entweder eine dauernde Waldnutzung bilden oder sie findet nur einmal statt, in dem Falle nämlich, wo Wälder auszuroden sind, um Feldern Platz zu machen. Das Letztere ist noch immer, aber leider in zu ausgedehntem Maßstabe, in Nordamerika der Fall, woher denn auch schon lange viele und gute P. an den Markt gekommen ist, außerdem aus den waldreichen Gegenden Rußlands, in Schweden, Illyrien, Ungarn, Galizien etc. Doch hat die Produktion in diesen Ländern schon bedeutend abgenommen, seitdem man auch hier genötigt ist, die Wälder zu schonen.

Während Rußland 1864 noch 11 Millionen Kilo produzierte, verminderte sich die Produktion 1873 schon auf 5 Millionen Kilo. Die Gewinnungsweise ist eine sehr einfache und besteht im Verbrennen der trocken gewordenen Hölzer unter Windschutz. Einfüllen der gesammelten Asche in Laugenfässer und Übergießen mit warmem Wasser. Die zuerst erhaltene Lauge zeigt etwa 20° B. und ist sogleich zum Eindampfen brauchbar, während man durch wiederholte Übergießungen noch schwächere Laugen erhält, die bei folgenden Auslaugungen statt Wasser genommen werden.

Die Eindampfung erfolgt in Pfannen oder Kesseln bis zur trockenen Konsistenz der Salzmasse, die dann die Rohpottasche darstellt. Sie erscheint im Handel unter zweierlei Formen, als ausgerührte und als ausgeschlagene Ware. Die erstere entsteht, wenn die Masse beim Schluß des Eindampfens mit eisernen Rührscheiten gerührt wird, wodurch sich dieselbe zu runden Klumpen gestaltet, die noch stark wasserhaltig sind. Bei der zweiten Form wird das Rühren unterlassen und die Masse geht in der Pfanne in eine so feste Konsistenz über, daß sie nachgehends mit Hammer und Meißel herauszuschlagen ist; sie ist dann natürlich weniger wasserhaltig. Beide Sorten der Rohpottasche sind tief braun gefärbt von brenzlichen Stoffen, welche bei unvollständiger Verbrennung des Holzes entstanden und mit in die Asche und Lauge übergegangen waren.

Durch sog. Kalzinieren wird sie entfärbt und in die gewöhnliche P. verwandelt. Wo aber die Ware zu Verwendungen dienen soll, bei denen sie ohnehin hohen Hitzegraden ausgesetzt ist, wie beim Glasmachen, der Fabrikation von Blutlaugensalz, ist die vorherige Kalzination entbehrlich und die braune Ware ebenso brauchbar als weiße. Das Kalzinieren besteht darin, daß man den Rohstoff unter fleißigem Umrühren einer nicht zu hohen Glühhitze aussetzt, am besten dem Zugfeuer eines Flammenofens. Hierbei werden die letzten Wasserreste ausgetrieben und die braunen Stoffe verbrannt. Die Ware erscheint dann weiß oder durch einen kleinen Gehalt an Eisenoxyd rötlich, auch wohl durch etwas entstandenes mangansaures Kali bläulich und heißt im letztern Falle Perlasche. Sonst aber versteht man unter dieser Benennung auch wohl eine ganz weiße reine amerikanische Sorte.

Der Name P. kommt von Pot, Topf, da die Ware, im kleinen wenigstens, wegen ihrer großen Begierde, Wasser aus der Luft anzuziehen, in Töpfen verkauft wurde, die mit einer luftabhaltenden Decke verschlossen waren. Diese wasserziehende Eigenschaft ist dem kohlensauren Kali unter allen Umständen eigen, während dagegen das kohlensaure Natron - die kristallisierte Soda - an der Luft mehr und mehr austrocknet; nur die kalzinierte Soda zieht aus der Luft etwas Feuchtigkeit an, aber zerfliesst nicht, wie die P. Größere Posten von P. werden in Fässer verpackt und es kommt auf den Dichtegrad dieser an, ob der Inhalt sich trocken erhält, oder naß und schmierig wird, oder gar als Lauge durch die Fugen dringt.

Die gewöhnliche, aus Gewächsasche stammende P. ist noch kein reines kohlensaures Kali, sondern enthält nur solches in sehr wechselnden Mengen von 40-75%, woneben sich finden können schwefelsaures Kali 3-40, Chlorkalium bis 20, kohlensaures Natron bis 6%, auch etwas unlösliche Bestandteile, die durch die Filter gegangen oder beim Kalzinieren als Asche eingeflogen sind. Der Gehalt an kohlensaurem Kali gibt natürlich immer den Wertmesser für eine Ware ab. Die Anwesenheit fremder Stoffe kann für gewisse Verwendungen keinen Übelstand bilden, während man sie für andre Zwecke reiner braucht.

Zur weitern Reinigung kommt der Umstand zu statten, daß das kohlensaure Kali löslicher in Wasser ist als das schwefelsaure und das Chlorkalium oder, anders ausgedrückt, daß die letztern beiden in einer gesättigten Lösung des erstem unlöslich sind. Löst man daher das zu reinigende Salz in möglichst wenig heißem Wasser, so kristallisieren die fremden Salze größtenteils heraus und man erhält durch Wiedereindampfen der abgezogenen Lauge eine viel reinere Ware. In dieser Weise reinigt man z. B. die für das böhmische Kristallglas bestimmte P. Die gereinigte P. des Handels wird öfter durch Ausziehen der ordinären Ware mit so wenig kaltem Wasser erhalten, daß die andern Salze ungelöst bleiben. Ganz rein, wie es nur zu chemischen Arbeiten und in Apotheken gebraucht wird, erhält man das kohlensaure Kali, wenn man gleiche Gewichtsteile gereinigten Weinsteins und desgleichen Salpeter mischt und in einem eisernen Tiegel kalziniert. Durch die Hitze wird, wie schon bemerkt, der Weinstein in kohlensaures Kali und Kohle zersetzt, und letztere zersetzt wieder den Salpeter und verwandelt ihn ebenfalls in kohlen-^[folgende Seite]