Schnellsuche:

Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Quendel; Quercit; Quercitronrinde

448

Quecksilber - Quercitronrinde

Zinnober kommt aus China und hat den sechs- bis achtfachen Preis der andern Sorten. Die Chinesen verbrauchen ungeheure Mengen der Ware selbst, da sie das Rot überaus häufig zu Druck, Malerei und Anstrich verwenden, denn es gilt ihnen als die Farbe der Freude. Die europäischen Fabrikanten nennen ihre besten Sorten gern auch chinesische, indes ist es für den Kenner nicht schwer, echtes und unechtes zu unterscheiden. Der Zinnober ist die schönste hochrote Malerfarbe und hat ausgedehnte Verwendung. Leider dunkeln die Zinnoberanstriche am Lichte im Laufe der Zeit nach und gehen endlich in Schwarz über, ein Schicksal, dem die in Pompeji ausgegebenen schönen, mit Zinnober bewirkten Wandmalereien früher oder später verfallen werden. -

Eine hervorragende Stelle nehmen die Verbindungen des Q. mit dem Chlor ein, deren es zwei gibt, das Quecksilberchlorür mit einfachem und das Chlorid mit doppeltem Chloranteil. Wie in ihren Löslichkeitsverhältnissen sind beide auch in ihren Wirkungen sehr verschieden; das erstere, der Kalomel (Hydragyrum chloratum mite, Mercurius dulcis, versüßtes Q.), eines der wichtigsten und am häufigsten gebrauchten Arzneimittel, ist das Quecksilberpräparat von mildester Wirkung, das selbst kleinen Kindern häufig gegeben wird; das andre ist das höchst giftige und ätzende, nur äußerst sparsam anzuwendende Quecksilbersublimat, Ätzsublimat oder Sublimat schlechthin (Hydr. bichloratum corrosivum, Mercur. sublimatus corrosivus). Dies letztere ist durch Auflösen von metallischem Q. in Königswasser und Eindampfen in Form großer heller rhombischer Kristalle zu erhalten; die fabrikmäßige Darstellung erfolgt aber auf einem andern und zwar auf trocknem Wege, indem man ein Gemisch von schwefelsaurem Quecksilberoxyd und Kochsalz trocken erhitzt. Durch die hierbei stattfindende chemische Umsetzung bilden sich Glaubersalz als Rückstand und Sublimat, das als noch unter seinem Schmelzpunkte flüchtig in weißen Dämpfen sublimiert und sich im oberen Teil des Apparates in Form schneeweißer strahlig kristallinischer Krusten ansetzt. Dies Salz löst sich in Wasser, Weingeist und Äther, schmeckt widrig metallisch und ist wie gesagt ein überaus heftiges Gift. Außer seiner medizinischen Verwendung hat es auch mancherlei technische; man gebraucht es in Kattundruckereien als Ätzbeize, zum Ätzen in Stahl, beim Konservieren naturhistorischer Gegenstände zur Abhaltung von Fäulnis und Ungeziefer. Zum Tränken von Holz, z. B. Eisenbahnschwellen, um sie vor Fäulnis zu schützen, ist es das beste bekannte Mittel. -

Aus dem Sublimat in wässeriger Lösung scheidet sich auf Zumischung von Ammoniak ein schneeweißer Niederschlag ab, der getrocknet als Pulver oder in zerreiblichen Bruchstücken wie feine Kreide erscheint, weder Geruch noch Geschmack hat, in Wasser und Weingeist nicht löslich, aber ein sehr starkes Gift ist. Es ist dies der weiße Präcipitat der Apotheken (Hydrarg. ammoniato-muriaticum, Mercurius praecipitatus albus), der nur für äußerlichen Gebrauch in Salben dient. -

Für das Quecksilberchlorür, den Kalomel, hat man ebenfalls eine nasse und eine trockene Bereitungsweise. Kochsalzlösung zu einer solchen von salpetersaurem Quecksilberoxydul gemischt, scheidet ihn als weißen Niederschlag ab, der getrocknet ein unkristallinisches Pulver ist. Es läst sich, ohne zu schmelzen, sublimieren und bildet dann eine strahlig kristallinische Masse. Dieselbe kann direkt erhalten werden durch Sublimieren eines Gemenges von schwefelsaurem Quecksilberoxyd, metallischem Q. und Kochsalz. Der gefällte Kalomel bildet ein feines weißes, der klargeriebene sublimierte ein weißes Pulver mit gelblichem Schein. In Wasser und Weingeist sind beide Präparate unlöslich. Das letztere ist das gewöhnlich gebrauchte; das gefällte hat stärkere Wirkung und kann nicht als einfacher Stellvertreter des letztern dienen. -

Nach Analogie der Chlorverbindungen bildet das Q. auch mit dem Jod eine einfache und eine doppelte Verbindung (Jodür und Jodid). Das erstere (Hydr. jodatum flavum) bildet ein gelbes, das andre (Hydr. bijodatum rubrum) ein scharlachrotes Pulver. Beide sind ebenfalls Fabrik- und Handelsartikel und gehören zu den offizinellen Merkurialien, zu denen auch noch einige andre, hier nicht genannte Artikel treten. - Verzollung: Q. zollfrei; die zu den Farben und Medikamenten etc. gebrauchten Q. Verbindungen sind ebenfalls zollfrei (s. Tarif Nr. 5 i).

Quendel (Feldkümmel, wilder Thymian, Feldquendel, lat. Thymus Serpyllum, frz. thym sauvage oder serpolet; engl. creeping thyme); ein bekanntes, auf trocknen Anhöhen wachsendes, strauchartiges, ausdauerndes Kraut aus der Familie der Lippenblütler, das ein starkes und angenehmes Aroma und einen bitterlichen zusammenziehenden Geschmack hat. Man benutzt das in der Blüte gesammelte und getrocknete Kraut (herba Serpylli) zu stärkenden Bädern und zerteilenden Umschlägen, Kräuterkissen, auch zu Krankenthee. In den Apotheken wird Spiritus Serpylli, ein weingeistiges Destillat, daraus bereitet und zu Einreibungen benutzt.

Aus dem trocknen Kraut wird ferner mit Wasser das ätherische Öl abdestilliert, das als Feldthymianöl oder Serpylliöl (oleum Serpylli) unter den käuflichen ätherischen Ölen vorkommt; es wird in deutsches und französisches unterschieden, ersteres mit ca. 12 Mk. pro Kilo, letzteres mit 7,50 Mk. notiert; es ist frisch bereitet blaßgelb, wird aber später bräunlich, ist dünnflüssig und besitzt den starken, kräftigen Geruch der Pflanze in höchstem Grade. - Zoll: Getrockneter Q. gem. Tarif Nr. 25 p 2, das äther. Öl daraus Nr. 5 a.

Quercit (Eichelzucker), eine besondre, in den Eicheln enthaltene Zuckerart, harte farblose Kristalle von süßem Geschmack bildend, nicht gärungsfähig, in Wasser und Weingeist löslich; es hat bis jetzt keine Verwendung gefunden. - Zollfrei.

Quercitronrinde (lat. cortex quercus tinctoriae; frz. und engl. quercitron); ein Artikel des Farbwarenhandels, besteht aus der innern gelblichen Rinde der in den Südstaaten Nordamerikas