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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Rosenquarz; Rosinen; Rosmarinkraut

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Rosenquarz - Rosmarinkraut

Temperatur dickflüssig, erstarrt aber schon bei etwa 11-16° Wärme teilweise oder ganz zu einer festen Masse infolge seines reichlichen Gehalts an Stearopten. Verschiedne Sorten verhalten sich in diesem Punkte nicht ganz gleich; in Bulgarien liefern die Ortschaften, die am oder im Balkangebirge liegen, ein Öl, das erst bei 9-11° völlig erstarrt, während das Öl aus den Ebenen schon bei +16° C. fest wird. Dieses an sich ganz unwesentliche Verhalten wird doch immer bei der Beurteilung einer Ware mit berücksichtigt und man hält allgemein das am leichtesten „gefrierende“ Öl für das beste.

Auch der Geruch des Öls wird von verschiednen Umständen beeinflußt. Das Bergöl des Balkans, von auf steinigem magerem Boden gewachsenen Rosen, ist rauher und stärker von Geruch, das von dem guten Boden der Ebenen feiner und milder. Sonst macht es auch noch einen wesentlichen Unterschied im Geruch, ob zur Destillation Quell- oder fließendes Wasser benutzt, und ob zu jeder Destillation frisches Wasser oder dasselbe Wasser für verschiedne Abtreibungen gebraucht wurde. Der Kleinvertrieb des Öls geschieht in geschliffenen und vergoldeten Glasfläschchen, auf welche es in Konstantinopel abgezogen wird, während die Versendung im großen in flachen zinnernen, mit Filz überzogenen Flaschen von 2½ bis 3 kg Inhalt geschieht.

Der Preis ist oft sehr schwankend, je nach dem Ausfall der Ernte; er schwankt gewöhnlich zwischen 1000 und 1250 Mk. pro Kilo. Unter den fetten Parfümerieölen gibt es auch ein R., wovon das ganze Kilo 17 Mk. kostet. Es ist dies natürlich eine ganz verschiedne Ware und besteht aus feinem Olivenöl, welchem durch Macerieren mit Rosenblättern der Geruch derselben mitgeteilt wurde; man bezieht dieses fette R. (oleum rosarum pingue) aus Nizza, Cannes und Grasse und verwendet es zum Parfümieren von Haarölen. - Zoll: s. Tarif im Anh. Nr. 5 a. Rosenwasser, nicht alkoholhaltiges, sowie fettes R. Tarif im Anh. Nr. 31 d, bzw. e; alkoholhaltiges Rosenwasser Nr. 31 e.

Rosenquarz, eine Varietät des Quarzes, von rötlichweißer bis rosenroter Farbe, durchscheinend bis durchsichtig, wahrscheinlich durch einen geringen Gehalt von Titanoxyd gefärbt. Derselbe findet sich hin und wieder in schwachen Lagen im Granit und Gneis, in vorzüglicher Beschaffenheit in Sibirien, wo man ihn zu Dosen, Vasen u. dgl. größeren Sachen verarbeitet. In Deutschland findet sich das Mineral in verarbeitbarem Zustande nur zu Bodenmais in Oberbayern und Zwiesel in Niederbayern. Die Rosafarbe ist öfter von Natur sehr licht, oder verblaßt auch nachträglich an der Luft, daher die Ringsteine gewöhnlich mit einer Folie unterlegt werden. - Zoll s. Edelsteine (Halbedelstein).

Rosinen, an der Sonne oder künstlich getrocknete Weinbeeren von zuckerreichen Rebsorten der Mittelmeerländer, große R. oder Zibeben und Cibeben, und kleine R. oder Korinthen (frz. raisin de Corinthe, in Griechenland Staphides, engl. corinth, currant (small dried grape), holl. krent, korint, ital. uva di Corinto - große R. uva passa, zibibo und cibibo, holl. rozijn, ranijn, frz. raisin sec, r. de caisse, r. en caisse, r. de Damus etc., engl. raisin. Traubenrosinen (Tafelrosinen) sind solche mit Kämmen, Sultaninen oder Sultanin-R., von Natur kernlos, kleiner, hellgelb, Extraware, stielfrei; Yeeli oder Elemé (Auslese) ist Primaware, verpackt in Schachteln zu 12 bis 15 kg. Die Sekundaware kommt in Fässern zu 100-150 kg.

Das kleinasiatische Erzeugnis geht als Smyrnaer R. nach Deutschland über Triest und Hamburg; Hauptorte Tschischme, Vurla, Karaburne. Samos, Kos und Kreta liefern geringwertigere Sorten. Sehr gut, in Deutschland aber selten, sind die Damaszener, sehr groß, ausgekernt. Gesamterzeugnis 8-9 Mill. kg; von andern R. 14-15 Mill. kg. Italienische und französische R., Provencer, gehen am meisten nach England, spanische R., hauptsächlich von Malaga, Valencia und Alicante, viel nach Deutschland; Lexia sind die, welche durch Eintauchen in Lauge und Ölwasser einen besondern Glanz erhalten, verschickt in Töpfen, auch Topfrosinen genannt.

Die griechischen Korinthen kommen von einer kernlosen Varietät des Weinstockes „vitis corinthica“, welche auch noch auf den liparischen und ionischen Inseln gezogen wird; die Beeren sind dunkelpurpurfarbig, ins Schwarze übergehend, sehr süß, mit viel Saft, am besten auf Morea; man hat von 7 Jahren an bis 100 Jahre tragbare Stöcke; die Beeren reifen im Juli, werden in 8-10 Tagen gedörrt und in Fässern versendet. Ertrag im Festland 60- bis 70000 Zentner; Ausfuhr im ganzen ca. 800000 Zentner in guten Jahren.

Die R. sollen trocken, durchscheinend, glänzend, süß, fleischig, nicht modrig, dürr oder mehlig sein und nicht säuerlich riechen, auch nicht zu viel Stiele enthalten; sie müssen gut verwahrt werden in trocknen, kühlen Räumen: man verschickt sie in Kisten und Fässern. Haupthandelsplätze in Deutschland sind die Hansastädte und Augsburg. Man verkauft zur Zeit die R. in Delikatessenhandlungen zu folgenden Preisen: 1 kg ausgewählt bis 3 Mk., Sultania zu 1,40-1,50 Mk., Trauben-R. snr ^[richtig: sur] choix in ganzen Kisten zu 7-24 Mk., Malaga Trauben-R. 1 kg zu 1,50, Royaux zu 1,75, Impériaux zu 2 Mk., Vaurla Elemé 1 Mk., bis 1,50 Mk., Korinthen, Pr. Zante etc. bis 1 Mk. Die Einfuhr in Deutschland von R. und Korinthen war 1873 auf 296203 Zentner à 24 Mk. berechnet worden. - Zoll: R. sowie Korinthen s. Tarif im Anh. Nr. 25 h 2. Verdorbene, unter Aufsicht mit 2% Kohlenstaub, Sand oder dgl. vermischte zu Brennereizwecken, zollfrei.

Rosmarinkraut und -Öl. Der immergrüne Rosmarinstrauch (Rosmarinus officinalis, frz. rosmarin, engl. rosemary), ein aromatisches Gewächs aus der Familie der Lippenblütler, mit seinen auffallenden langschmalen, lederartigen, oben dunkelgrünen, unten weißfilzigen Blättern und blaßblauen Blüten ist bei uns als Pflegling in Gärten und Töpfen bekannt genug; seine Heimat ist im Süden, in den Mittelmeerländern, wo er auf felsigen, sonnigen Abhängen, stellenweise in ungeheurer Menge wild wächst. Das R. besitzt einen stark würzhaften Geruch,