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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Sheabutter; Siderolith

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Shawls - Siderolith

läßt. Was hier nicht in das Muster fällt, liegt in freien gestreckten Fäden auf der Rückseite und wird ausgeschnitten. Nur Doppelshawlgewebe sind beidseitig, da hier die beiden Linksseiten ins Innere fallen. Die indischen Weber verfertigen stets zwei gleiche S. mit einander und zwar stückweise, die Mittelstücke und die beiden Endstücke sowie auch die Bordüren jedes besonders. Die Einzelstücke werden schließlich aufs Feinste zusammengenäht. Ein paar S. erfordern, je nach dem Grade der Feinheit, die Arbeitskraft mehrerer Personen durch vier Monate bis vier Jahre. Hiernach müssen diese Waren notwendig teuer sein, trotz der geringen Arbeitslöhne in Asien. Die gewöhnlichen Preise in Indien selbst gehen von 50-300 engl. Guineen (à 18,5 Mk.). In Europa hat man diese ostindischen Erzeugnisse zunächst seit Anfang dieses Jahrhunderts möglichst genau nachzuahmen gesucht, besonders in Frankreich, auch hier wie in England die Kaschmirziege einführen wollen, freilich ohne allen Erfolg, denn die Tiere leben und vermehren sich wohl, aber produzieren nicht das feine Flaumhaar, oder nur sehr wenig. Zu den feinsten inländischen Erzeugnissen Frankreichs (Paris, Lyon, Nimes) und Englands (Norwich, Paisley, Edinburg) bezieht man zum Teil noch echte Kaschmirwolle; übrigens hält man sich an andre passende Webstoffe und auch die Musterung ist meistens keine strikte Nachahmung des indischen Geschmacks mehr. Es führen daher den Namen S. jetzt sehr verschiedne Webereiartikel, welche Umschlage- oder Umhängetücher sind, entweder rein quadratische oder doppelt so lang als breit (Longshawls). Die europäische Ware wird in dreierleiweise fabriziert: entweder auf dem Jacquardstuhle bunt gewebt, oder mit Mustern bedruckt, oder gestickt. Außer reiner Kaschmirwolle (Pariser oder Ternauxshawls) verwendet man zum Grund gezwirnte Floretseide mit Schuß für das Muster aus Kaschmir, oder beide aus ganz feiner Wolle (Lyoner S.), oder zum Grund zum Teil Floretseide, zum Teil Baumwolle, zum Figureneinschuß mehr oder weniger feine Wolle (Wiener, englische und schottische, Nimeser, Elberfelder, Berliner S.) etc. Es kommen ferner vor ganz seidene, Seide mit Kammgarn, statt des Köpergrundes solche aus Satin, Thibet, Gaze, Krepp, Musselin etc. In Sachsen fertigt man für den Export wohlfeile derartige Tücher als halbwollene (mit Baumwolle), wie auch ganz baumwollene. Die schönsten S. werden in Frankreich und in Wien gemacht, wo man die Fabrikation dieses Artikels sehr stark in allen Sorten, vom geringsten bis zum feinsten, betreibt. Die besten Wiener Produkte gehen häufig als französische. - Gestickte S. werden aus glatten Geweben hergestellt, in die man in Wolle oder Seide Muster, Bordüren, Eckstücke einstickt und Fransen ansetzt; auch buntgewebte S. verschönert man öfter noch durch Stickerei. - Zoll: Gewebte wollene Shawltücher mit drei oder vier Farben s. Tarif Nr. 41 d 7; mit fünf oder mehr Farben Nr. 41 d 8. - Unter S. im Sinne des Tarifs Nr. 41 d 7 u. 8 werden nur die echten orientalischen aus Kaschmir oder andrer feiner Wolle, sowie die mit der Jacquardmaschine hergestellten Nachahmungen verstanden, welche sich von andern im Handel ebenfalls unter dem Namen S. vorkommenden Umschlagetüchern durch ihre in lebhaften Farben hergestellten eigentümlichen Muster unterscheiden. Letztere sind durch Brochieren oder Lancieren hervorgebracht und zeigen sich entweder auf beiden oder nur auf einer Seite. - Umschlagetücher (S.) aus Wolle und Halbwolle werden gem. Tarif Nr. 41 d 5 α oder, was häufig vorkommt, wenn sie bedruckte Fäden enthalten, gem. Nr. 41 d 6 α verzollt. - Seidene S. gem. Nr. 30 e, halbseidene gem. Nr. 30 f. - Shawltücher, welche durch Nähen oder Heften die Form von Mantillen erhalten haben, werden gem. Nr. 18 a bis c verzollt, jedoch nur dann, wenn der Zollsatz für den S. nicht höher ist als für Kleider.

Sheabutter, eine der verschiednen Arten von Bassiafett (s. d.), kommt von den nußartigen Fruchtkernen eines im Innern von Westafrika wachsenden Baumes, Bassia Parkii, der den Eingebornen als Fettspender dasselbe leistet, wie den Küstenvölkern die Ölpalme. Jener strauchartig wachsende Baum wächst in den Gegenden seines Vorkommens in größter Menge und bedeckt ungeheure Strecken von Hügel- und Flachland. Die im Mai oder Juni reife Frucht soll einer überreifen Birne gleichen; das Fleisch ist äußerst süß und wird gegessen. Die Kerne haben die Gestalt derjenigen der Roßkastanien, auch genau dieselbe Farbe, nur sind sie etwas größer. Diese Nüsse werden vom Fleisch befreit, grob gestoßen und mit Wasser gekocht; das dabei an die Oberfläche tretende Fett wird ab- und in irdene Töpfe geschöpft, wo es bald fest wird und die Farbe und Konsistenz von tierischem Talg annimmt. Es ist dann gebrauchfertig, hat einen angenehmen Geschmack und die gute Eigenschaft, beim Aufbewahren nicht ranzig zu werden. Es eignet sich für alle Zwecke, zu denen Palmöl verwendet wird, und bietet diesem gegenüber noch den Vorteil der weißen Farbe, sodaß die Arbeit des Bleichens erspart wird. Die ersten kleinen Sendungen nach England erreichten einen etwas höhern Preis wie Palmöl; spätere brachten nicht so viel ein. Der Mangel an wohlfeilen Transportmitteln nach der Küste ist ein Hindernis für die Ausfuhr, die sonst so groß sein könnte, als man nur wünschen möchte. - Zoll gem. Tarif im Anh. Nr. 26 a 4 oder 26 a 5.

Siderolith (wörtlich Eisenstein) heißt die Thonmasse, aus welcher eine Menge gefälliger und beliebter, nicht teurer Artikel, wie Körbchen, Blumentöpfe, Ampeln, Vasen, Tabaksbüchsen, Fidibusbecher, Schreibzeuge, Figuren etc., hergestellt werden. Das Material ist ein weißer oder farbiger plastischer Thon, der in gleicher Weise wie zu Steingut zubereitet, geformt und scharf gebrannt wird. Die Gegenstände erhalten dann aber keine Glasur, sondern werden nach dem Brennen mit einem farbigen oder Bronzefirnis überzogen, teils auch mit Vergoldung versehen, und sodann im Ofen bei mäßiger Hitze getrocknet. Die vielerlei bekannten Waren haben ein hübsches Äußeres, sind aber zum Fassen von Flüssigkeiten nicht wohl geeignet und werden auch bald unscheinbar. Die Fabrikation hat jetzt