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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Takamahaka; Talg

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Takamahaka - Talg

namentlich in Wien, Nürnberg, Fürth, Berlin, Prag, Dresden, Hamburg, Frankfurt a. M., und andern, auch kleinern Städten. In Sachsen blüht das Geschäft namentlich in Johanngeorgenstadt, wo etwa 400 Personen darin arbeiten; auch Jöhstädt und Buchholz sind zu nennen. Die dort gefertigten Waren haben außer Österreich überallhin ihren Absatz nach dem In- und Auslande, selbst nach Frankreich, Nord- und Südamerika. Frankreichs Erzeugnis wird zu 40 Mill. Frcs. angegeben; die Pariser Fächer repräsentieren davon 15 Mill. Mk.; sonstige Statistik nicht bekannt. - Zoll: Feine Holzwaren mit ausgelegter oder Schnitzarbeit s. Tarif Nr. 13 g; Stellspiegel Nr. 10 f.

Takamahaka (resina tacamahaca); ein Artikel des Droguenhandels, früher in Apotheken zur Bereitung von Pflastern verwendet, jetzt selten noch im Gebrauch. Man hat von diesem Harze verschiedne Sorten, die man nach dem Lande ihrer Herkunft wie folgt unterscheidet: Das westindische oder amerikanische T.; dasselbe besteht aus großen, rundlichen, graubräunlichen Stücken, spröde und zerreiblich, außen bestäubt, auf dem Bruche glänzend und durchscheinend. Dieses Harz besitzt einen balsamischen, lavendelartigen Geruch, der namentlich beim Erwärmen deutlich hervortritt, und einen aromatischen bittern Geschmack. Elaphrium tomentosum (Jacq.), ein Baum aus der Familie der Burseraceen, in Westindien und Südamerika heimisch, soll die Stammpflanze sein. Elaphrium excelsum (Kunth) liefert eine ähnliche Sorte.

Das ostindische T., von Calophyllum Inophyllum (Lin.) stammend, ist gegenwärtig selten im Handel; man erhält es in gelbbraunen, weißlich bestäubten Stücken, schwach fettglänzend, in der Handwärme schon erweichend, schwach lavendelartig riechend. Es kommt aus Ostindien und Cochinchina. Aus letzterem Lande kommt noch ein andres, als huile de tamanou bezeichnetes Produkt, das durch Auspressen der Samen desselben Baumes erhalten werden soll, aber außer fettem Öl nur 4% Harz enthält. Das Bourbon Takamahakaharz oder Madagaskar T., auch Marienbalsam genannt, bildet dunkelgrüne, undurchsichtige, nach Angelika riechende, schwach bitter schmeckende Massen; es soll von Calophyllum Tacamahaca (Willd.) abstammen. - Zollfrei.

Talg (Unschlitt, Inselt, lat. sevum, frz. suif, engl. tallow), bekanntlich die Fettmassen, welche, umhüllt und durchzogen von Zellgewebshäuten, um die Nieren, das Netz und zwischen größern Muskeln der Wiederkäuer liegen und um so reichlicher vorhanden sind, in je besserm Nahrungsstande sich die Tiere befinden. Die Talgarten sind bei gewöhnlicher Temperatur fest, weil in ihnen das harte Stearin und Palmitin über Olein mehr vorherrscht als bei den flüssigen Fetten. In der Handwärme wird der T. weich und schmilzt bei einer Temperatur von etwa 40° C. Als Handelsartikel und zwar als sehr bedeutender kommen nur Rinds- und Schaftalg (Schöpsentalg) in Betracht. Der letztere ist etwas härter und spröder als jener, weiß von Farbe, wird aber durch Lufteinwirkung bald gelb und ranzig, indes der gelbliche, mehr weiche und schlüpfrige Rindstalg eine größere Haltbarkeit zeigt. Die Eigenschaften und die Gebrauchfähigkeit der Talgsorten des Handels hängen mehr von der größern oder geringern Sorgfalt, die beim Ausschmelzen resp. Läutern darauf verwendet wurde, als von der Tierart ab, die ihn lieferte. Für die beiden Hauptverwendungen des Talges, zu Kerzen und zur Seife, ist es gleichgültig, welchen Ursprung er hat, und es besteht daher auch die Handelsware häufig aus Gemischen von Rinder- und Schöpstalg. In Rußland gewinnt man letztern massenhaft von den ungeheuren Schafherden, welche in den südlichen und östlichen Flachländern und Steppen gehalten werden; die von dort kommende Ware ist also ungemischt und heißt im Handel weißer T., der Rindertalg gelber. Wichtiger indes ist die allerorten vorkommende Unterscheidung nach der Gebrauchfähigkeit, in Lichtertalg und Seifentalg. Die Primasorte umfaßt die reinere, hellere und härtere Ware, indes die unreinern und weichern Stoffe das Seifenmaterial abgeben. Diese Unterschiede beruhen nun meistens auf der bessern oder schlechtem Bearbeitung, obschon, was den Grad der Härte oder Weiche betrifft, auch natürliche Unterschiede bei der nämlichen Tierart vorkommen, sowohl nach Gegenden und Art der Fütterung, Alter und Geschlecht der Tiere und Rasse derselben. Das Ausschmelzen des T. in ursprünglicher Weise geschieht durch Erhitzen der zerkleinerten Rohtalgmassen in Kesseln mit Wasser über freiem Feuer, neuerdings besser mit Dampf, denn wenn auch der Talg in geringer Wärme schmelzbar ist, so ist doch Siedehitze erforderlich, um die Zellen des Hautgewebes zu sprengen, in welches die Fettmasse eingelagert ist. Ein Zusatz von Schwefelsäure zum Siedewasser fördert die Trennung von Fett und Zellgewebe, welches schließlich als sog. Griefen übrigbleibt. Beim Großbetriebe mit Dampf ist gewöhnlich die Einrichtung getroffen, daß der Dampf nur von außen in einem Mantel wirkt und daß der Kessel ein geschlossener ist, aus welchem die übelriechenden Dämpfe durch einen hohen Schlott abziehen, oder statt dessen durch ein Rohr in der Feuerung geleitet werden. Auch geschieht das Ausschmelzen mit direktem Dampf im geschlossenen Apparat. Ohne widrige Gerüche geht es bei dem Schmelzprozeß nie ab, da erstlich die Rohstoffe, bevor sie zum Ausschmelzen gelangen, schon in ihren häutigen Bestandteilen mehr oder weniger faulig, die Fettstoffe ranzig geworden sein können, anderseits auch durch die Hitze selbst übelriechende flüchtige Fettsäuren gebildet werden. Das erschmolzene und von den Griefen abgeseihte Fett bildet eine Handelsware, die aber in der Regel zur Verwendung für Kerzen und Seifen noch nicht rein genug ist. Die zuletzt ausgeschmolzenen und die von den Griefen abgepreßten Anteile werden als eine noch geringere Sorte für sich gelassen. Die weitere Reinigungsarbeit heißt das Läutern und besteht aus einem Wiedereinschmelzen und Absetzenlassen, wobei durch Zumischung verschiedner Substanzen in wässeriger Lösung, welche schleimige und gallertartige