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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Torfstreu; Tormentillwurzel; Tournantöl; Tow; Tragant

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Torf - Tragant

getrocknet den Bagger- oder Streichtorf gibt. Stichtorf (Wiesentorf) dagegen ist die zu Tage liegende, nur mit Pflanzenwuchs bedeckte Masse, welche im feuchten Zustande mit besondern Schaufeln so abgestochen wird, daß ziemlich gleichförmige Batzen oder Ziegel entstehen. Je nach dem Alter sind diese Massen von verschiedner Beschaffenheit: Rasentorf, als die jüngste Bildung, besteht aus wenig veränderten, noch gut erkennbaren Pflanzenresten, ist von gelbbrauner Farbe und lockerer, leichter Beschaffenheit; Fasertorf besteht aus brauner, schon strukturlos gewordener Masse von mehr oder weniger Fasermasse durchsetzt; Pechtorf, dunkler und kompakter als Fasertorf, ist der älteste, schwerste und zeigt kaum noch erkennbare Pflanzenreste. Ähnlich beschaffen ist der trocken gewordene Baggertorf.

Im allgemeinen hält man den T. für um so besser, je schwärzer und schwerer, also je älter er ist, was aber täuschen kann, denn solche T. enthalten häufig sehr viel erdige Teile und hinterlassen 40-50% Asche, sind also in diesem Falle ein schlechtes Brennmaterial. Ein guter schwarzer T. soll nicht mehr als 5-10 Gewichtsprozente Unverbrennliches hinterlassen, der lockere hellere nur 4-5%. Im allgemeinen ist der Heizwert des T. geringer als der der Braunkohle.

T. ist das wohlfeilste Brennmaterial und manchmal das einzig zu habende. In Holland z. B. würden einige Landstriche ohne denselben gar nicht bewohnbar sein. Obwohl sein Gebrauch mit Unbequemlichkeiten verbunden ist, so weist doch der zunehmende Holzmangel immer mehr auf die Verwertung der Torflager und es erlangt dieser Brennstoff neben der Braunkohle und Steinkohle immer mehr Wichtigkeit. Namentlich haben viele technische Zweige unter Einrichtung zweckmässiger Feuerungsanlagen die Torffeuerung eingeführt; man benutzt ihn beim Ziegelbrennen, in Glashütten und Porzellanfabriken und sonst, wo Flammenfeuer gebraucht werden, auch beim Ausschmelzen und Frischen des Eisens und selbst zum Heizen der Lokomotivkessel.

In der Regel muß die Rohmasse für solche Verwendungen erst vorbereitet werden, wofür es zwei Wege gibt, das Verkohlen und das Pressen des T. Das erstere ist nur anwendbar für alte, feste T., das zweite für die mehr schwammigen Varietäten. Das Verkohlen oder Verkoken in Öfen, Meilern oder Gruben liefert eine Kohle (Torfkok) die ein gutes, rein und geruchlos brennendes Feuermaterial abgibt. Ihre Darstellung wird besonders in den mächtigen Torfmooren Irlands, sowie in Holland betrieben, in Deutschland nur vereinzelt, wogegen hier die Fabrikation von Preßtorf vorherrscht und im Zunehmen begriffen ist.

Es sind eine Menge Torfpressen konstruiert worden; aber erst in letzter Zeit hat man die Schwierigkeiten, die der Stoff seiner völligen Entwässerung entgegensetzt, überwinden gelernt, namentlich dadurch, daß die Masse vorher erst auf Maschinen völlig zerkleinert, die Fasern zerrissen und gespalten werden und so den eingeschlossenen Wasserteilen der Ausweg eröffnet wird. In neuester Zeit fertigt man aus Fasertorf auch Pappe von sehr guter Beschaffenheit, aber brauner Farbe. - Zoll: T. und Torfkohlen sind zollfrei. Vgl. Pappe.

Torfstreu, Moosstreu, neuerdings in den Handel gebrachtes Fabrikat aus Gegenden mit großen Torflagern, dargestellt aus den oberen Schichten zu Zwecken des Gebrauchs als Streumittel, bzw. Ersatz des Strohes in Ballen, à 3 Ztr. zum Preis von 2 Mk. pro Ztr., besonders in Vechta in Oldenburg. Die T. hat den großen Vorzug, den unangenehmen Geruch der Exkremente vollkommen zu binden, mit Jaucheteilen sich zu sättigen und bei Anwendung von Stroh als Oberstreu wesentliche Ersparnisse und bessere Gewinnung der wertvollen Teile der Exkremente und des Urins der Tiere zu sichern. Ausschließlich kann sie für diese nicht angewendet werden, wohl aber ist sie auch sehr brauchbar als Überstreu auf Dungstätten und am allerbesten zur Einstreu in Kloakengruben.

Die Frage der Reinhaltung der Städte kann durch die T. vielfach besser gelöst werden, besonders dann, wenn die umgeladenen Felder der Lockerung oder eines Materials zur Erhaltung der Feuchtigkeit bedürfen (Sandgruppe und bündig krustierende Bodenarten). Die Verbrauchsmenge für Pferde und Rindvieh richtet sich nach der Menge von Stroh, welche als Oberstreu angewendet werden soll; am besten ist der Ersatz von ½-⅔ des Strohes. Für Kloakengruben genügen pro Kopf der Bewohner eines Hauses 2 Ztr. pro Jahr. Die T. stellt sich loco Hof oder Haus in Berlin z. B. zu 2,50 Mk., das Stroh kostet durchschnittlich bis 3 Mk. und mehr. - Zollfrei.

Tormentillwurzel (radix oder rhizoma tormentillae), der ausdauernde Wurzelstock von Potentilla Tormentilla, Blut- oder Heilwurz, einer krautartigen Pflanze mit 3-5zählig gefingerten Blättern und vierblättrigen gelben Blüten, in die natürliche Familie der Rosaceen gehörig. Sie wächst bei uns häufig auf Wiesen, feuchten Triften, in Laub- und Nadelwäldern. Die verdickte Wurzel ist unförmlich walzig oder fast knollig, höckerig, getrocknet sehr hart und fest, bis 6½ cm lang und 2 cm dick, äußerlich rotbraun, innen heller, von weißlichen Gefäßbündeln durchzogen. Die zahlreichen dünnen Wurzelfasern sind an der Handelsware abgeschnitten. Geruch ist nicht vorhanden, aber ein stark zusammenziehender Geschmack infolge eines reichlichen Gehalts an Gerbsäure. Sie dient als adstringierendes Mittel in Pulver- oder Extraktform, wird jedoch nur noch selten verwendet. - Zoll: T.-Pulver und nicht alkoholhaltiges Extrakt, zollfrei.

Tournantöl heißt ein saures Öl aus gegorenen Preßrückständen von Oliven, das in der Färberei des Türkischrotgarns gebraucht wird. - Zoll s. Baumöl.

Tow ist der englische Name für Werg. Die in allen deutschen Handelsnotizen vorkommenden Towgarne sind solche aus Flachswerg. T.-linen ist Leinwand aus Hedegarn, Hedeleinen. - Zoll s. Leinengarn.

Tragant (lat. Tragacantha oder Gummi Tragacanthae, franz. gomme adraganthe, engl. tragacanth), der erhärtete Schleimsaft verschiedner Arten des zu den Hülsenfrüchtlern gehörigen