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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

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Zitronensaures Chinin - Zobelfelle

Da der hierzu aus der Ferne bezogene Saft auf der Reise öfter verdarb, so ist es Brauch geworden, statt dessen den zitronensauren Kalk zu beziehen, der in Messina bereitet und von dort versandt wird. Die Säure bildet wasserhelle große rhombische Säulen, ist sehr leicht in Wasser löslich und von allen Säuren die am angenehmsten sauer schmeckende. Ihre Verwendung zu Genußmitteln, in der Technik und Medizin ist eine vielseitige. Sie dient in der Kattundruckerei und Färberei, wo sie in manchen Fällen durch nichts andres zu ersetzen ist, zur Fleckentilgung, in der Photographie zum Silberbade und als Entwickler. Medizinischen Gebrauch haben sowohl die Säure selbst, als kühlendes Mittel, als auch einige Salze derselben, namentlich zitronensaures Chinin, dergleichen Eisenpräparate, ferner zitronensaure Magnesia, letztere als beliebtes Abführmittel. Die käufliche Säure kann infolge ihrer Zubereitung schwefelsäurehaltig oder auch bleihaltig sein, wenn die Kristallisation in Bleipfannen vorgenommen wurde. Solche bleihaltige Säure darf nur zu technischen Zwecken, nicht aber zu innerlichem Gebrauche verwendet werden. Bleifreie Z. gibt mit Schwefelwasserstoff keine Färbung, bleihaltige wird braun und setzt einen schwarzbraunen Niederschlag ab. Z., die noch anhängende Schwefelsäure enthält, wird an der Luft feucht und gibt, in destilliertem Wasser gelöst, mit Chlorbaryum einen weißen, in Salpetersäure unlöslichen Niederschlag.

Nicht selten kommt eine Verfälschung der Z. mit der billigern Weinsäure vor; eine solche kann zwar schon durch ein geübtes Auge durch die Verschiedenheit der Kristallisation erkannt werden, sicherer läßt sich jedoch eine solche Verfälschung durch essigsaures Kali nachweisen, dessen konzentrierte Lösung man mit der zu prüfenden Zitronensäurelösung mischt und dann starken Alkohol zusetzt; es scheidet sich dann beim Schütteln ein weißer, feinkristallinischer Niederschlag von saurem weinsaurem Kali aus, während in reiner Z. ein solcher Niederschlag nicht entsteht. Auch auf optischem Wege läßt sich die Gegenwart der Weinsäure erkennen. Der Preis der Z. ist gegenwärtig 4,70 Mk. für englische und 5 Mk. für deutsche pro kg. 100 kg Zitronenfrüchte geben ca. 5½ kg Säure. Die Versendung geschieht in Fässern oder Holzkisten. - Die Z. ist zollfrei.

Zitronensaures Chinin (Chinincitrat, Chininum citricum), weiße, lockere, seideglänzende Kristallnadeln von intensiv bitterm Geschmack, in kaltem Wasser schwer löslich; wird medizinisch verwendet. - Zollfrei.

Zitronensaures Eisenchinin (Chininum ferro-citricum), man erhält es entweder als bräunlichgelbes Pulver oder als durchscheinende, granatrote Schuppen von bitterm Geschmack, in Wasser ziemlich gut löslich; wird medizinisch verwendet. - Zollfrei.

Zitronensaures Eisenoxyd (Eisenoxydcitrat, Ferrum citricum); man erhält es gewöhnlich in Form durchsichtiger, dünner, rotbrauner Lamellen, die man durch vorsichtiges Verdampfen einer Lösung von Eisenoxydhydrat in Zitronensäure und Austrocknen auf Glasplatten erhält. Das Salz ist sehr leicht löslich in Wasser und wird, weil es den Eisengeschmack nur in höchst geringem Grade zeigt, gern als Arzneimittel genommen. Die Lösung reagiert stark sauer. - Zollfrei.

Zitronensaure Magnesia (Magnesiacitrat, Magnesiumcitrat, Magnesia citrica), wird entweder in Lamellenform geliefert oder in warzenförmigen weißen Kristallen; beliebtes gelindes Abführmittel; man hat auch eine zitronensaure Eisenoxydmagnesia (Ferro-magnesia citrica). - Zollfrei.

Zittwerwurzel (rhizoma zedoariae, radix zedoariae), ein Artikel des Droguenhandels, kommt von einer Art Kurkume (Curcuma zedoaria), die in Ostindien, China, Madagaskar heimisch ist, und besteht aus den getrockneten Wurzelstöcken dieser Pflanze; dieselben sind entweder in Scheiben geschnitten oder der Länge nach geviertelt. Der Holzkörper ist zäh und hornartig und gleich der Rinde, die öfter abgeschält ist, mit einer Menge Harz- und Ölbehältern erfüllt.

Die wirksamen Bestandteile sind ein ätherisches Öl und ein bitteres aromamatisches ^[richtig: aromatisches] Harz. Der Geruch der Wurzel ist demnach stark aromatisch, kampferartig, der Geschmack ebenso, dabei brennend und etwas bitter. Die Wurzel wird in der Pharmazie bei Bereitung von Gewürztinkturen, außerdem zu Magenlikören, wie Ingwer, benutzt, das Zittwerwurzelöl (oleum zedoariae), von kräftigem Geruche, zu aromatischen Likören mit verwendet; das kg kostet ca. 180 Mk. - Zollfrei. Z.-öl gem. Tarif Nr. 5 a.

Zobelfelle. Zu dem edelsten und kostbarsten Pelzwerk gehören die Felle des sibirischen Zobels (russisch Sobol), einer Marderart (Mustela zibellina), welche an Größe und Lebensweise auch den deutschen Mardern gleicht. Das Tier ist bis unter die Sohlen behaart und es fehlt ihm der gelbe Fleck, den der Marder an der Kehle hat. Der größere Wert, dem letztern gegenüber, liegt in der größern Feinheit und Weichheit aller seiner Haare und in der großen Dauerhaftigkeit derselben, sowie des Felles. Ein Zobelpelz hält sich daher sehr lange und bleibt immer rein, glatt und glänzend.

Die Wertverschiedenheiten der Felle unter sich hängen dann außer der Qualität auch sehr von der Farbe ab; diese geht vom Hellbräunlichen bis in tiefes Dunkelbraun; je dunkler, desto teurer sind die Z. Der Pelz der Männchen ist größer, dichthaariger und daher wertvoller, als der der Weibchen. Solche, bei denen die längsten Haare weiß sind und mit ihren Spitzen die andern überragen, heißen Silberzobel und werden namentlich deshalb geschätzt, weil sie dadurch von selbst bescheinigen, daß sie nicht gefärbt sind. Selten und von sehr hohem Werte sind kastanienbraune Felle mit Goldglanz. Die Sortierungsunterschiede gehen bei diesem Artikel ins Weite und die Preise variieren von 20-500 Mk. das Stück. Die schönsten Felle kommen aus dem östlichen Sibirien, von Irkutsk und Ochotsk; weniger schön sind die vom Jenisei, von der Lena und vom Amurflusse. Die Z. bilden ein Monopol der russischen Krone und werden von den Jägern entweder als Steuer ge-^[folgende Seite]