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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Erläuterungen zu den Karten: Pflanzengeographie I. II.
... dagegen dem folgenden Florenreich. Dieses (II a-c) geht von den Canarischen Inseln im Westen um das Mittelländische Meer beiderseits herum bis in das Herz Innerasiens und ist je nach Klima aus Gebieten mit immergrünen Gebüschen, Laub= und Nadelhölzern und aus solchen mit Steppenpflanzen, Zwiebelgewächsen, Dornbüschen zusammengesetzt. Die Olive als Kulturpflanze und Pinie, Lorbeer, Cistrosen im Westen, Lilie, Hyacinthen, Tulpen, Lauch, Tragantsträucher im Osten deuten die Flora dieser Ländermassen an, die ihre Südgrenze erst an den afrik. und ind. Tropen erreicht. Ein ähnliches Florenreich (III) schließt sich unter gleichen Breiten als Drittes in Ostasien an, die Hauptmasse in China und Japan umfassend, die Heimat des Theestrauchs und der Kamelie. Wieder unter gleichen Breiten löst in Nordamerika ein eigenes Florenreich (IV) die nordische Flora ab, interessanterweise dem ostasiat. Typus mehr als dieser zuneigend. Mit beiden Florenreichen sind wir durch Gartenkultur näher vertraut geworden, denn Robinie, Tulpenbaum, Götterbaum, Bigonien und Magnolien, reizende Schlinggewächse und majestätische Nadelhölzer (darunter Sequoia, die Tsugatannenm die Lebensbäume, der japan. Gingko) entstammen diesen beiden Floren. Zwischen dem Wendekreis des Krebses und dem des Steinbocks folgen die beiden Generalreiche der Tropenfloren, nämlich das altweltliche (Va und b) und das amerik. (VI) Tropenreich. Beide zeichnen sich durch viele in großen Pflanzenordnungen (Palmen, Araceen, Orchideen, Myrtaceen, Clusiaceen, Rubiaceen, Sapindaceen, Urticaceen u.s.w.) begründete Gemeinsamkeit aus, aber der Grundstock ihrer Flora ist doch nach Gattungen geschieden. So ist z.B. außer Kokos und Ölpalme ursprünglich keine amerik. Palme jemals zugleich in Afrika oder Indien oder Australien gefunden, und umgekehrt keine Palme dieser Tropengebiete zugleich in Amerika. Brasilien und Indien wetteifern miteinander in dem Reichtum an Tropenpflanzen, Afrika steht nach. Südlich der Tropengrenze folgen nun noch drei südl. Florenreiche, je eins in jedem Kontinent. Das südamerikanische (VII) geht von Chile und Argentinien bis zum Feuerlande und wird durch die Anden scharf in verschiedenen Gebiete zerlegt. Das südafrik. Florenreich (VIII) besteht im Norden aus Wüstensteppen und Grasfluren mit Kompositen und Dornbüschen (so auch die Hauptmasse von Deutsch=Südwestafrika); dann folgt im Süden das auf enger Fläche um so reichhaltiger zusammengedrängte Kaplandgebiet, berühmt durch seine Eriken, Oxalis, Aloe, Mesembryanthemum, Stapelia=Arten, pflanzenreich wie kaum ein zweites auf der Erde. In Australien schalten sich breite Grasfluren und Wüstensteppen zwischen der Tropenflora im Norden und der eigentlich austral. Flora (IX) ein, deren gleichfalls höchst bedeutender Formenreichtum sich auf die Südwestecke, sowie den Südoststrand des Kontinents beschränkt; hier ist im Westen und Osten meistens nach Arten und häufig auch nach Gattungen geschieden, ein seltener Reichtum an Akazien, Myrtaceen (Eucalyptus), Proteaceen (Banksia, Grevillea), Stylidaceen, merkwürdigen Liliaceen (Grasbaum) u.s.w. vorhanden. Neuseeland nimmt eine Mittelstellung zwischen Indien, Australien und Südamerika ein, die antarktischen Inseln schließen sich teils an Neuseeland, teils an Feuerland und Tasmanien an.
Pflanzengeographie II A. (Verbreitung der wichtigsten Kulturgewächse in Europa.)
Von besonderer Bedeutung erscheinen zunächst die Grenzen der Birke, Kiefer und Fichte und Lärche (letztere im Samojedenlande), die das "arktische Europa" im Norden von "Nordeuropa" trennen; letzteres erstreckt sich von da bis zur Nordgrenze der Eiche, die ihrerseits ziemlich gut mit der des Weizens= und Obstbaues (Apfelbaum) zusammenfällt. Das südlich der Eichengrenze folgende "Mitteleuropa" wird durch die, vom südlichsten Skandinavien durch Polen zum Schwarzen Meer und Kaukasus laufende Grenze der Buche in eine westl. Hälfte, zu der auch noch Deutschland bis Königsberg gehört, und in eine östl. (russische) Hälfte geteilt, und erstreckt sich in einem östl. Teile bis zu der Südostgrenze der Kiefer zwischen Orenburg und Kiew, in seinem westl. Teile bis zu der Nordgrenze des Florenreichs der Mittelmeerländer, als welche allgemein die Südgrenze des Ölbaumes in Spanien, dem Rhônethal, Norditalien, Dalmatien, Macedonien und Kleinasien angenommen wird. In Mitteleuropa hebt die Grenze des Weinbaues mit regelmäßiger Kelterwirtschaft und ebenso die etwas südlicher verlaufenden Kulturgrenzen der edlen Kastanie und des Mais einen wärmsten, südl. Teil mit Ungarn, Böhmen, Thüringen, den Rheinlanden, Belgien und fast ganz Frankreich heraus, der als "südl. Mitteleuropa" zu bezeichnen ist.
Pflanzengeographie IIB. (Erntezonen in Europa.)
Die Landesnatur äußert sich für das nordische Klima sehr bestimmt in den Zeiten des Frühlingserwachens, gemessen an der Belaubung des Waldes und an dem Blütenbeginn gewisser Bäume, wie Traubenkirsche, Obstbäume, Eiche, Roßkastanie. Lange Beobachtungsreihen sind dafür in Europa gesammelt, man bezeichnet diese Methode als Phänologie. Mit der Frühlingsphänologie hängt die Erntezeit der Cerealien und die Erntesicherheit unmittelbar zusammen; wenn sich z.B. in den mitteldeutschen Gebrigen der Frühlingseinzug um 30 Tage verspätet, so verspätet sich damit die Kornernte um etwa des Doppelte und rückt damit aus dem im allgemeinen erntesicheren Juli bis August in den September oder gar mit Verspätung bis in den Oktober, wo Kühle und Nässe gleichzeitig das Reifen verhindern Das untere Blatt der Karte: Pflanzengeographie II, zeigt die phänologischen Unterschiede an. Dieselben enthalten sowohl die mittleren Frühlingseinzugszeiten als die normale mittlere Erntezeit der früh reifenden hauptsächlich gebauten Cerealien. Im nördl. Rußland läßt sich das erste Datum deshalb nicht in gleicher Weise wie in südl. Breiten angeben, weil Vergleichspflanzen (Obstbäume, Eiche und Roßkastanie u.s.w.) meistens fehlen; die Skala gründet sich daher auf Ersatzkarten. In der Nähe der nördl. Eichengrenze blüht das Korn erst zu Beginn des Juli, im südl. Rußland schon zu Beginn des Juni, in Mitteldeutschland eine Woche später.