Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

0061e
Erläuterungen zu den Karten: Pflanzengeographie I. II.
... Wüstensteppen in Verbindung stehende und heiße, trockene Gebiete bezeichnende Zone südl. Grasfluren, wi der hohe Sonnenwuchs ausklingt, Steppengräser sich einmischen, Dornenbäume (Acacia) und trockenliebende Fettpflanzen wieder häufig sind und die Kultur bei dem Anbau der gemäßigten Cerealien (Weizen) wiederum mit Wassermangel zu kämpfen hat, so daß Herdenzucht sicheren Ertrag bietet. Das Gebiet der mit Unrecht als wüste Einöde bezeichneten Kalahari in Südafrika, Grassteppen im südl. Australien, die Pampas in Südamerika sind Hauptgebiete dieser baumarmen Zone.
8) Den Vegetations= und Kulturbedingungen der Mittelmeerländer sehr ähnlich sind dann breitere oder schmälere Streifen Landes in denselben drei Südkontinenten, die die südl. Zone immergrüner Bäume und Büsche bilden; einzelne laubabwerfende sind auch hier beigemischt, in Chile gibt es Buchen ähnlich den nördlichen, aber ein Gürtel wie dort von sommergrünen Bäumen existiert hier nicht, sondern sehr allmählich laufen hier allen Südwestküsten die Tropenformen aus, während die Südwestküsten den Reichtum austral. Gattungen am kräftigsten und mannigfaltigsten entwickelt haben, das Kapland an Eriken und Pelargonien, Protea, Aloë u.s.w., Westaustralien an Eukalypten und anderen Myrtaceen, Hakea, Grevillea, Banksia, Acacia u.s.w., Chile an Tropaeolum, Dornbüschen, wie Celletia, Berberitzen, Kakteen u.s.w. Fast alle Nutzpflanzen haben hier eingeführt werden müssen und sind europ. Ursprungs außer Mais und Bohnen.
9) Während auf der nördl. Halbkugel die sommerheißen immergrünen Waldgebüsche durch den breiten Gürtel laubabwerfender Wälder und saftiger Wiesen mit frostharten Nadelhölzern und höheren Breiten abgelöst werden, erscheint in südlichen höheren Breiten nur an zwei beschränkten Stellen der Erde eine neue regenreiche und waldkräftige Zone mit milder Sommerwärme, die aber in den gleichzeitig gelinden Wintern den immergrünen Charakter ihrer Holzbestände gestattet: Valdivien und die patagon. Westküste bis zum Feuerlande, das südl. Neuseeland mit dem Gebirgslande in Victoria und Tasmanien. Für den Ackerbau sonst nicht sehr geeignet ist doch Valdivien als das Ursprungsgebiet der Kartoffel von erheblicher Wichtigkeit geworden.
10 Die Inseln des fernen Südens unter 50° südl. Br. und südlicher bilden die waldlose antarktische Zone, die mit mancherlei Stauden und Gräsern, auch etlichen Halbsträuchern, in sehr allmählichem Übergange aus der vorigen Zone das Vegetationsbild der Erde abschließt. Hier ist der größte Pflanzenreichtum wiederum auf die starkwüchsigen Seetange an den Felsgestaden beschränkt, namentlich in Brauntangen (Macrocystis). Die Staudenflora aber zieht sich in Südamerika bis gegen die Tropen hin hoch auf der Andenkette nach Norden, und schmückt auch in ähnlicher Weise die neuseeländ. Alpen. Die tropischen Gebirge ihrerseits haben aber eigene Hochregionen, die auf der Karte gemeinsame Farbe erhalten haben.
Die Bedingungen der menschlichen Kultur sind in den vorstehend genannten Vegetationszonen enthalten, indem nicht nur von Ost und West und umgekehrt, sondern auch aus nördl. Zone zu der entsprechenden südl. Breite Austausch anbauwürdiger Pflanzen möglich und in Ausführung seit langem begriffen ist. Es erübrigt noch, auf die wichtigsten Gebieten hinzuweisen, die der Kultur ihre schätzenswerten Produkte zuerst geliefert haben. Es sind deren vier in der Alten Welt, sämtlich auf der Nordhälfte gelegen, und zwei in der Neuen Welt, nördlich und südlich vom Äquator; während Amerika bei seiner Entdeckung industriell im Steinzeitalter sich befand, besaß es einige Pflanzenkulturstätten, die im stande gewesen sind, die altweltlichen Reichtümer durch ihren Austausch erheblich zu ergänzen.
Das erste Ursprungsgebiet ist das orientalische mit der dunklen Heimat des Weizens, der Gerste, des Leins und des Hanfes. Das zweite schließt sich in den nordkaukas. Steppen und auf der Balkanhalbinsel an und ist die Heimat des Roggens, Hafers, der gewöhnlichen Hirse, wahrscheinlich auch als Ausgangpunkt der Wein= und Obstkultur in Europa zu betrachten. Durch die innerasiat. Steppen getrennt erscheint vom östl. Himalaja an China als drittes uraltes Kulturgebiet für den Anbau des Reis, der Kolbenhirse, der Sojabohne, des Theestrauchs und der Baumwollsorte Gossypium herbaceum L. Letztere teilt Vorderindien als vierte Ursprungsgebiet, wo zugleich Banane und Batate, Zuckerrohr und Bohnen in Anbau gebracht sein werden, die naturgemäß als tropische Pflanzen nur sehr teilweise sich in der süd= und mitteleurop. Kultur mitteilen konnten. Das fünfte Ursprungsgebiet wichtiger und welterobernder Plfanzenarten ist Mexiko für den Mais, Tabak, die Agave und eine neue Baumwollsorte Gossypium barbadense L.; das sechste ist das alte Inkareich mit der Kartoffel, die dorthin auch aus südl. Heimat gelangt und als "Papas Peruanorum" von dort zuerst nach Spanien Anfang des 16. Jahrh. bebracht war, ferner mit anderen Arten von Bohnen und Tabak. Wie man sieht, haben sich für das Erlernen des Pflanzenbaues besonders fruchtbare Steppengebiete und ihre Anschlußländer im warm=gemäßigten Klima für die Menschheit erwiesen.
Die Nebenkarte (Die Hauptfloren der Erde) zu Karte Pflanzengeographie I zeigt die Florenreiche in der denkbar weitesten Umspannung verwandter Florengebiete, von welchen die bedeutenden ihrerseits durch Buchstabenzusätze a-c zu den Hauptziffern gekennzeichnet oder durch Schraffur herausgehoben sind. Von den arktischen Inseln rings um den Nordpol und den Südküsten des Eismeeres bis südwärts zum 50. oder 40° nördl. Br. spannt sich die nordische Flora (I) rings um die Erde über Europa, Asien und Nordamerika. Wälder von Fichten, Tannen und Kiefern, Eichen, Buchen, Erlen und Birken, Weiden und Pappeln, in südl. Breiten auch Ahorn und wilden Obstbäumen, Linden und Eschen bezeichnen die hauptsächliche Physiognomie; nördlich der Baumgrenze Zwergweiden und Zwergbirken, Grünerlengesträuch und dieselben Gattungen von Gräsern und Riedgräsern, überall im Florenreich dieselben Heidel= und Preißelbeeren, eine Überzahl verwandter Stauden (Hahnenfüße, Steinbreche, Kreuzblütler, Nelken= und Rosenblütler u.s.w.) vervollständigen den Charakter, der in Nordeuropa, in Sibirien, am Amur und in Kamtschatka, in Britisch=Columbia und Canada eine jeweils etwas verschiedenartige Entwicklung durchlaufen und Umprägung angenommen hat. Die deutsche Flora fällt mit ihrer Hauptmasse der Arten hierher, ein Teil der Bewohner des heißen Hügelgeländes in Mittel= und Süddeutschland entstammt ...