Schnellsuche:

Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

1

Einleitung.

Es kann hier kaum unsere Aufgabe sein, gelehrte Untersuchungen darüber zu führen, woher die Bezeichnung Droge oder Drogist stammt? Es sei uns daher nur gestattet, kurz auf die verschiedenen Erklärungen einzugehen. Einerseits leitet man das Wort von "trocken", plattdeutsch "droeg", ab. Auch das englische "drugs" (Apothekerwaaren) hat mit dem niedersächsischen "droeg" so viele Klangähnlichkeit, dass die Annahme nicht unberechtigt erscheint, beide Worte hätten denselben Stamm. Drogist würde also so viel bedeuten als "Händler mit getrockneten Waaren". Für diese Annahme spricht z. B. auch der Umstand, dass noch heute in Oesterreich die Händler mit Arzneikräutern als "Dürrkräutler" bezeichnet werden.

Die Abstammung des Wortes Droge von trocken hat namentlich Herr Dr. Böttger in einem Artikel der Pharmaceutischen Zeitung verfochten, und auch die lange gebräuchliche Schreibweise Drogue, mit einem "u", sehr glaubwürdig dadurch zu erklären gesucht, dass das erste grössere wissenschaftliche Werk über Drogenkunde von einem Franzosen geschrieben ist, der selbstverständlich, um dem Worte seinen Klang zu belassen, ein "u" zwischen g und e einschieben müsste. Dieses französische Werk hat im Anfänge dieses Jahrhunderts verschiedenen deutschen Büchern zur Grundlage gedient und so die französische Schreibweise in unsere Sprache eingeschmuggelt. Neuerdings ist man mehr und mehr bemüht, die ausländischen Schlacken aus unserer Sprache zu entfernen, und so hat sich denn die Schreibweise Droge ohne u, namentlich durch den oben erwähnten Artikel des Herrn Dr. Böttger angeregt, fast allgemein eingebürgert.

Mit einem grossen Aufwand von Gelehrsamkeit hat unlängst Herr Professor Husemann in Göttingen eine andere Ansicht zu verfechten gesucht, nämlich die, dass nicht Drogist, sondern Trochist zu schreiben sei. Er leitet das Wort von Trochiscus ab, eine Ansicht, die er aus pharmaceutischen Schriften des 15. und 16. Jahrhunderts zu beweisen sucht. Uns will es fast scheinen, als ob diese Ansicht, neben manchen anderen Gründen, schon deshalb auf schwachen Füssen stände, weil hier