Schnellsuche:

Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

46

Theoretisches über die Hauptorgane der Phanerogamen-Pflanzen.

ist es, zuerst die Artennamen der Pflanzen, welche bis dahin von jedem Botaniker willkürlich gewählt wurden, soweit es anging, fixirt zu haben. Sein System, welches lange Zeit die Botanik beherrschte, litt nur an dem grossen Uebelstand, dass, weil nur ein einziges äusseres Merkmal (Zahl der Staubfäden etc. ) die Klassen von einander unterschied, vielfach Pflanzenfamilien auseinander gerissen wurden, welche entschieden zu einander gehörten, während bei anderen wiederum die Zahl der Staubfäden keine durchaus feststehende ist, so dass ihre Einreihung in die bestimmten Klassen dadurch ungemein erschwert wurde.

Eine Folge davon war, dass schon am Ende des vorigen Jahrhunderts, namentlich die Franzosen Decandolle und die beiden Jussieu (Vater und Sohn) sich bemühten, neue sog. natürliche Systeme aufzustellen, bei welchen die Pflanzen nach der Gesammtheit der Eigenthümlichkeiten ihrer Organe in die Familien eingereiht wurden. Auch sie legten dabei den Hauptwerth auf die Blüthen resp. Geschlechtsorgane. Nach ihnen haben zahlreiche andere Gelehrte, von den Deutschen nennen wir Endlicher, Braun, Eichler, neue Systeme aufgestellt, die sich mehr oder weniger von einander unterscheiden.

Alle haben aber von Linné die Haupteintheilung in Kryptogamen und Phanerogamen beibehalten, wenn sie dieselben auch zum Theil anders benennen. Jussieu z. B. nennt die Kryptogamen Acotyledonen, d. h. Pflanzen ohne Samenlappen; die Phanerogamen theilt er wiederum in Monokotyledonen, d. h. Pflanzen mit einem Samenlappen und Dikotyledonen, d. h. Pflanzen mit zwei Samenlappen.

Diese grossen Hauptabtheilungen werden nun wieder, um eine Systematik zu ermöglichen, in Untergruppen "Familien" getheilt. Zu einer Familie gehören alle die Pflanzen, welche die charakteristischen Merkmale der Familie an sich tragen; z. B. Coniferae oder Zapfenträger; Labiatae Lippenblüthler; Algae Algen u. s. w. Diese Familien setzen sich nun wieder zusammen aus Gattungen und diese wiederum aus Arten. Wenn es z. B. heisst: Mentha piperita, Labiatae, so bedeutet dies, dass die Pflanze zur Familie der Lippenblüthler gehört. Das Hauptwort Mentha bezeichnet die Gattung (gleichsam den Vaternamen); das Beiwort piperita den Artennamen (ähnlich dem Rufnamen).

Leider wird diese so einfache und klare Nomenclatur dadurch vielfach gestört, dass verschiedene Botaniker ein und dieselbe Pflanze mit verschiedenen Namen belegt haben, wo dieses der Fall ist, pflegt gewöhnlich in botanischen Werken der Anfangsbuchstabe des Botanikers hinter den Namen der Pflanze gesetzt zu werden.