Schnellsuche:

Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Wurzeln

47

Theoretisches über die Hauptorgane der Phanerogamen-Pflanzen.

Theoretisches über die Hauptorgane der Phanerogamen-Pflanzen.

(Der Verfasser hat seinen theoretischen Bemerkungen die vorzüglichen Werke von Dr. H. Hager und Dr. H. Potonié zu Grunde gelegt. Diesen beiden Werken sind auch die beigefügten Abbildungen entnommen. )

Wurzeln. Unter Wurzel im botanischen Sinne ist der Theil der höheren Pflanze zu verstehen (die niederen, die sog. Lagerpflanzen besitzen keine eigentlichen Wurzeln), welcher im Gegensatz zu dem aufwärts strebenden Stengel oder Stamm, eine nach unten gehende Tendenz verfolgt, die Pflanze in dem Boden befestigt und durch welche dieselbe die feste Nahrung aus dem Erdreich, resp. bei Wasserpflanzen aus dem Wasser, in sich aufnimmt. Die Wurzel unterscheidet sich von den Stengelorganen dadurch, dass sie niemals gegliedert, ohne jede Spur von Blattknospen ist und kein Chlorophyll (Blattgrün) enthält.

Nur bei den sog. Schmarotzerpflanzen senkt sich die Wurzel nicht in das Erdreich ein, sondern befestigt sich an anderen lebenden Pflanzen, aus denen sie die Nahrung zieht und mit deren Zellengewebe die Wurzel oft verwächst. Als Beispiel diene hier die Mistel (Viscum album). Man unterscheidet eine Reihe von verschiedenen Wurzeln.

1. Hauptwurzeln, entstanden durch Auswachsen des Würzelchens am Keimling. Sie ist meist gegen ihre Spitze verjüngt, einfach oder getheilt, gewöhnlich mit Nebenwurzeln besetzt, welche wiederum mit feineren Würzelchen, den sog. Wurzelfasern, und diese wiederum mit haarförmigen Organen, den sog. Wurzelzasern, besetzt sind. Diese letzteren dienen wahrscheinlich zur Aufnahme der Nahrung aus dem Boden.

Pfahlwurzel heisst die Hauptwurzel, wenn sie wenig verästelt, deutlich erkennbar und mässig verjüngt bis zur Spitze verläuft.

Derartige Pfahlwurzeln haben z. B. viele unserer Waldbäume; bei den krautartigen Pflanzen schwellen die Pfahlwurzeln oft fleischig an. Sie dienen in diesem Falle als Nahrungsreservoir für das Wachsthum der Pflanze im folgenden Jahre. Für den menschlichen Gebrauch sind derartige, fleischig gewordene Wurzeln sehr wichtig, wegen ihrer bedeutenden Anhäufung von Stärkemehl und Zucker in ihrem Zellengewebe. Wir bezeichnen derartige Wurzeln mit rübenförmig, wenn sie, wie bei der Mohrrübe, von der Basis bis zur Spitze sich gleichmässig verjüngt; spindelförmig, wenn sie sich nach der Spitze und nach der Basis verjüngt; rübenförmig und eiförmig, wenn sie bei grosser Dicke sich nach der Spitze

^[Fig. 7. Wurzel von Malva rotundifolia. Radix ramosa. a b Hauptwurzel, r Wurzeläste, f Wurzelfasern.]