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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Anis; Fructus (Semen) anisi vulgáris

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Fructus. Früchte.

Bestandtheile. Aeth. Oel (s. d.) ca. 4-5 % in den Schalen, 2 % in den Samen; fettes Oel, in ersteren grün, in letzteren farblos.

Anwendung. Früher ein beliebtes, hustenstillendes Mittel (Zusatz zum Brustthee), vom Deutschen Arzneibuch jedoch ganz aus dem Arzneischatz verbannt. Als Volksmittel noch immer sehr beliebt. Ferner in grossen Mengen zur Likörfabrikation.

Diese früher so beliebte Droge ist in den letzten Jahren sehr in Misskredit gekommen, nachdem mehrfach von London und Hamburg aus grosse Quantitäten des japanesischen Sternanis, die sog. Skimifrüchte, von Illicium religiosum abstammend, theils für sich, theils mit echtem Sternanis vermischt in den Handel gebracht wurden. Man entdeckte diese Verfälschung erst, nachdem Vergiftungsfälle damit vorgekommen waren. Die Skimifrucht ist allerdings meist etwas kleiner wie der echte Sternanis, sonst aber im Aeusseren demselben so vollständig ähnlich, dass das Heraussuchen derselben aus einer gemengten Waare fast zur Unmöglichkeit wird. Als äusseres Unterscheidungsmerkmal wird gewöhnlich ein weit längerer und mehr gekrümmter Schnabel angegeben; doch trifft dieses Merkmal nach uns vorliegenden Proben durchaus nicht immer zu. Dagegen ist der Geruch fast verschwindend, der Geschmack nicht süss, sondern bitter und scharf. Die Früchte sind giftig, doch ist die Art des in ihnen enthaltenen Giftes noch nicht genau festgestellt.

Fructus (Semen) anisi vulgáris.

Anis.

Pimpinella anísum. Umbelliférae.

Orient, bei uns kultivirt.

Theilfrüchtchen, jedoch die beiden Theile zusammenhängend, eiförmig, ca. hirsekorngross, grau bis bräunlich grün, mit kurzen angedrückten Haaren; die Berührungsfläche glatt, auf dem Rücken gewölbt, mit 5 helleren Riefen.

Geruch und Geschmack süsslich, aromatisch.

Bestandtheile. Aeth. Oel ca. 3 % (s. d.) Zucker.

Anwendung. Medizinisch als linderndes Mittel gegen Hustenreiz, Blähungen etc.; hauptsächlich als Speisegewürz und in der Likörfabrikation.

Anis wird in verschiedenen Gegenden im Grossen kultivirt; in Deutschland z. B. in Franken, Thüringen, Provinz Sachsen, ferner in Spanien, auf Malta, vor Allem in Südrussland, namentlich in der Gegend von Charkow.

^[Abb:Fig. 131. Frucht von Pimpinella anisum. a 2 fache Lin. Vergr. b 3 bis 4 fache Lin. Vergr. c Querdurchschnitt der beiden zusammenhängenden Theilfrüchte, stark vergr. r Rippen, f Furchen, s Oelstriemen.]