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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Olea äthérea, ätherische Oele.

von Cyansilber hervorrufen; es ist dann eine zweite Untersuchung zur Unterscheidung dieser beiden nothwendig. Eine andere Methode giebt Ragsky an.

Man schüttet in ein Reagensglas, das mit einem Korke geschlossen ist und durch dessen Bohrung ein rechtwinklig gebogenes dünnes Glasrohr geht, ein wenig des zu untersuchenden Oeles und erwärmt gelinde. Das Glasrohr wird an einer Stelle durch eine untergesetzte Lampe zum Glühen erhitzt. Hierdurch wird bewirkt, dass die aus dem Reagensglase sich entwickelnden Dämpfe zersetzt werden und, falls Chloroform beigemischt war, in Kohle, Salzsäure, Chlor u. s. w. zerfallen. Hat man nun in das Ende des Glasrohrs, wo die zersetzten Dämpfe entweichen, ein Stückchen Papier, das mit Jodkaliumkleister getränkt ist, hineingeschoben, so findet in diesem Falle sofort eine Bläuung statt, da das Jod des Jodkaliums durch das Chlor ausgeschieden wird.

Weit schwieriger wird die Aufgabe der Prüfung, wenn es sich um die Verfälschung mit billigeren äth. Oelen handelt. Man thut gut, sich erst klar zu machen, welche Oele in einem gegebenen Falle etwa als Verfälschungsmittel in Frage kommen können. Es sind dies im Grossen und Ganzen nicht viele; abgesehen von der Verfälschung des Rosenöles mit Rosengeraniumöl, handelt es sich meistens um feine Terpentinöle (hier vor allen Dingen spielt Essence de térébenthine au citron eine Hauptrolle), ferner um Sassafrasöl, Kopaivaöl und neuerdings Eucalyptusöl. Alle die bisher hierfür angegebenen Prüfungsmethoden sind in ihrer Allgemeinheit fast niemals charakteristisch. Sie reichen fast immer nur für einzelne Fälle aus, da sie gewöhnlich in den Mischungen die für reine Oele angegebenen charakteristischen Reaktionen nicht mehr zeigen, und gerade am allerschwierigsten ist die Erkennung der Verfälschung eines sauerstofffreien Oeles mit irgend einem Terpentinöle, z. B. Citronenöl mit Terpentinöl. Wir wollen hier nur im Allgemeinen die gebräuchlichen Prüfungsmethoden besprechen und den betreffenden Spezialfall später bei den einzelnen Oelen behandeln.

Zuerst hat man die Löslichkeitsverhältnisse der einzelnen Oele in Spiritus von 90 % als Prüfungsmittel vorgeschlagen; diese sind zum Theil so weit auseinandergehend, dass man auf den ersten Blick glauben sollte, hierdurch in vielen Fällen glänzende Resultate erzielen zu können. Differirt doch z. B. die Löslichkeit des Terpentinöles mit der des Citronenöles und die des Bergamottöles mit der seiner häufigsten Verfälschung, des Portugalöles, so bedeutend, dass man annehmen sollte, man würde eine Verfälschung nach dieser Seite hin sofort erkennen, und doch ist dieses nicht mit Bestimmtheit der Fall, da die Mischungen sich ganz anders verhalten als die reinen Oele. Obendrein wirkt auch hier das Alter der Oele stark umändernd auf ihre Löslichkeitsverhältnisse ein.

In nachfolgender Tabelle geben wir die Löslichkeitsverhältnisse der hauptsächlichsten äth. Oele nach Hager.