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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Bergamottöl; Óleum bergamottae

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Olea äthérea, ätherische Oele.

Anwendung. In der inneren Medizin in gleicher Weise wie Balsamum copaivae. Soll auch vielfach zur Verfälschung theurer Oele dienen.

Óleum bergamottae.

Bergamottöl.

Aus den frischen Fruchtschalen von Citrus Bergamia, der Bergamottpomeranze durch Auspressen, selten durch Destillation gewonnen. Das Destillat der Pressrückstände wird in der Heimath zum Verschneiden des gepressten Oels benutzt.

Der Baum wird in Süditalien und Westindien kultivirt, namentlich Sicilien liefert die grössten Massen; vor Allem wird das Oel von Calabrien, (Reggio) geschätzt.

Die dunkel goldgelben Fruchtschalen liefern beim Pressen ein grün-gelbes bis dunkelgrünes, zuweilen bräunliches Oel. Dasselbe ist anfangs fast immer trübe, klärt sich aber sehr allmälig unter Abscheidung eines gelben Bodensatzes, der von Einigen Hesperidin, neuerdings Bergapten genannt wird. Das Oel besitzt einen sehr kräftigen, aromatischen Geruch, bitteren Geschmack, ist dünnflüssig und von 0, 883 spez. Gew.; Siedepunkt 180-190 ° C.

Es ist in ½ Theil Weingeist löslich und dem Verharzen stark ausgesetzt; mit Jod erhitzt es sich unter Ausstossung violetter Dämpfe. Seine Reaktion ist meist sauer. Das Bergamottöl kommt sehr viel verfälscht in den Handel, namentlich mit Apfelsinenschalen- und Pomeranzenöl. Diese Beimengungen sind verhältnissmäßig leicht zu erkennen durch seine Löslichkeitsverhältnisse in Weingeist; 10 Tropfen Bergamottöl müssen mit 5 Tropfen Alkohol eine klare Mischung geben. Ist anderes Oel zugegen, so bleibt dieses ungelöst. Mit Kalilauge geschüttelt löst sich Bergamottöl vollständig auf, die anderen Fruchtschalenöle nicht.

Auch die Geruchsprobe zeigt die Verfälschung gut an, namentlich, wenn man in einem Schälchen ca. 10 Tropfen gelinde erwärmt. Das Bergamottöl verdunstet zuerst, zuletzt tritt dagegen deutlich der Geruch fremder Oele hervor.

Bei der Prüfung auf einen etwaigen Alkoholzusatz darf die Fuchsinprobe nicht angewandt werden; das Fuchsin wird von dem Oel gelöst, sobald es säurehaltig ist.

Man wendet daher die Hager'sche Tanninprobe an oder prüft mit rothem Sandel.

Reines Oel löst den Farbstoff desselben nicht, dagegen tritt Lösung ein, sobald nur der geringste Zusatz von Alkohol vorhanden ist.

Anwendung. Fast nur in der Parfümerie.

Ueber die Farbe des Bergamottöls schreiben Schimmel & Co. in ihrem Frühjahrsbericht 1889, nach in Reggio eingezogenen Erkundigungen, Folgendes: Frisch gepresstes Bergamottöl ist stets bräunlich, nur wenn halbreife Früchte verwandt worden sind, erscheint es grünbraun. Die rein