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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Flüssige und feste Fette.

kuchen finden grösstentheils als Viehfutter, in geringerem Maße auch medizinisch, zu "Farina lini", Verwendung. Frisches Leinöl ist stets stark schleimhaltig, und da dies seine Verwendung zur Malerei beeinträchtigt, lässt man es in ausgemauerten Cisternen durch Absetzenlassen klären. Gutes Leinöl soll 1-2 Jahre gelagert haben; es ist goldgelb bis bräunlich, je nach seiner Bereitungsweise; es muss vollständig blank sein und einen milden, nicht zu strengen Geruch zeigen. Sein spez. Gewicht schwankt zwischen 0,930-0,940. Bei -15 ° wird es dickflüssig, bei 27 ° fest. Es gehört zu den trocknenden Oelen, erstarrt also bei der Elaidinprobe nicht.

Prüfung. Das Leinöl war früher, bei höheren Preisen, zahlreichen Verfälschungen ausgesetzt; heute, wo sein Preis gewöhnlich niedriger ist als der aller anderen Oele, kommen fremde Beimengungen weit seltener vor. Beim Engroshandel bedient man sich der Fischer'schen Oelwaage zur Prüfung, doch liefert dieselbe so gut wie gar kein sicheres Resultat, da die Oele, welche beigemengt werden können, selbst bei grossem Zusatz das spez. Gewicht zu wenig ändern, um irgend einen festen Anhalt zu geben. Sicherer ist die Elaidinprobe, welche eine Verfälschung anzeigt, sobald ein nicht trocknendes Oel zugesetzt ist, da die Oele, um welche es sich bei der Verfälschung handelt, fast immer solche von Kruciferen sind, die sämmtlich Schwefel enthalten, so lassen sich dieselben durch eine leicht auszuführende Probe rasch erkennen. Man erhitzt in einem Probirröhrchen etwas Leinöl fast bis zum Sieden und setzt nun ein wenig Bleiglätte zu; sind Rüböl, Rapsöl, Senföl und ähnliche Oele vorhanden, so zeigt sich ein schwarzer Niederschlag durch Entstehung von Schwefelblei, reines Leinöl bräunt sich nur etwas. Eine andere Probe ist die, dass man in einem Schälchen 20 Tropfen des zu untersuchenden Leinöls mit 5 Tropfen Schwefelsäure verrührt: ist das Oel rein, so entsteht bald eine feste, braune Harzmasse, war es dagegen vermischt, so wird nur ein Theil fest, während das beigemengte Oel flüssig bleibt. Grüne Färbung des flüssig bleibenden Theils zeigt Hanföl an. Ueber Prüfung des Leinöls auf Mineral- und Harzöle siehe Artikel Leinöl-Firniss.

Die Hauptproduktionsländer für Leinöl sind Holland, England und Russland. England verarbeitet meist ausländischen Leinsamen, namentlich ostindischen, ägyptischen und auch russischen. Das englische und russische Oel steht übrigens dem holländischen im Werthe nach, ebenso auch das deutsche. Deutschland deckt seinen Bedarf lange nicht durch eigene Produktion, sondern führt grosse Quantitäten fremden Oeles ein.

Anwendung. Medizinisch nur selten, meistens äusserlich als Kalkliniment gegen Brandwunden (1 Th. Oel, 1 Th. Kalkwasser); häufiger in der thierärztlichen Praxis. In manchen Gegenden wird das Leinöl von den ärmeren Volksklassen als Speiseöl benutzt. (Hierzu kann aber nur kaltgepresstes angewandt werden.) In kolossalen Massen wird es in der Technik benutzt zur Bereitung der Buchdruckerschwärze, von Schmier-^[folgende Seite]