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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Flüssige und feste Fette.

Theil gelöst; es ist ferner löslich in heissen fetten und ätherischen Oelen, in Benzin, Chloroform und Schwefelkohlenstoff. Sein spez. Gew. ist 0,960-0,970. Tropische W. sind schwerer, stark mit Talg versetzte leichter.

Zum Bleichen des W. wird dasselbe geschmolzen und in dünnem Strahl in kaltes Wasser gegossen. Die hierdurch entstehenden Wachsbänder werden auf Tücher ausgebreitet, wo man sie unter öfterem Begiessen und Umwenden durch das Sonnenlicht bleichen lässt. Da diese Operation eine lange Zeit in Anspruch nimmt, bleicht man neuerdings vielfach auf chemischem Wege, durch Kochen in schwefelsäurehaltigem Wasser, dem so lange Chlorkalklösung zugesetzt wird, bis das Wachs entfärbt ist. Da das gebleichte W. sehr spröde ist, setzt man ihm vor dem Ausgiessen in die Formen 3-5 % Talg zu; grössere Mengen sind als Verfälschung zu betrachten. Sein Schmelzpunkt ist 69 °. Weisses W. ist, weil ranzig, von etwas strengem Geruch und bringt auch andere Fette, mit denen es zusammengeschmolzen wird, leicht zum Ranzigwerden; daher ist sein Zusatz zu Pomaden zu vermeiden.

Seiner chemischen Zusammensetzung nach besteht das W. aus ca. 20% freier Cerotinsäure und an Melissyloxyd gebundener Margarinsäure. W. enthält kein Glyceryloxyd, entwickelt daher beim Erhitzen nicht dea scharfen Geruch nach Acrolein.

Anwendung. Medizinisch als Zusatz zu Salben und Pflastern (Cerate); technisch zur Bereitung des Wachspapieres, des Bohnerwachses, zu Kerzen, als Modellir- und Formmaterial etc.

Fast alle europäischen Länder produziren bedeutende Mengen von Wachs, doch wird bei dem kolossalen Bedarf, namentlich in katholischen Ländern, auch von auswärts ein grosses Quantum importirt. Nordamerika, Westindien, Chile liefern mehr oder minder gute Sorten. Auch Afrika und Ostindien exportiren nach Europa, doch nicht immer in schöner Qualität; namentlich letzteres ist graubraun und schwer zu bleichen.

Prüfung. Wachs wird sehr viel verfälscht, und sind es namentlich Zusätze von japanesischem Wachs, Erdwachs, Harzen, Stearin, Talg und mineralischen Körpern, worauf zu prüfen ist. Auf Mineralkörper, auch Erbsenmehl etc. prüft man, indem man das W. in heissem Terpentinöl löst und die Lösung absetzen lässt. Reines W. giebt eine fast klare Lösung, während Ocker, Erbsenmehl, Schwerspath etc. zu Boden sinken. Harzzusatz erkennt man beim Kauen durch Ankleben an den Zähnen, dann auch, indem man W. mit der 15fachen Menge Alkohol von etwa 80% kocht, die Lösung, wenn völlig erkaltet, filtrirt und dann mit der gleichen Menge Wasser mischt. Ist Harz zugegen, so wird die Mischung milchig. Japanesisches W. verrath sich bei irgend grösserem Zusatz durch das spez. Gew. Eine solche Mischung sinkt in einem Gemenge von 2 Th. Wasser und 1 Th. Sprit von 95 % unter, während reines W.