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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Thiere, Thiertheile und Thiersekrete.

Conchae praeparátae.

Präparirte Austernschalen.

Die gewaschenen, von Schmutz gereinigten Schalen der Auster, Ostrea edulis, werden gemahlen, geschlämmt und dann in Hütchenform gebracht. Sie bestehen neben wenigen % phosphorsaurem Kalk nur aus kohlensaurem Kalk, können daher bei ihrer gewöhnlichen Verwendung zu Zahnpulvern ohne Bedenken durch Calcium carbonicum praecipitatum ersetzt werden.

Lápides oder Oculi cancrorum.

Krebssteine oder Krebsaugen.

Eigenthümliche, auf der einen Seite flache, auf der anderen Seite gewölbte kalkige Konkretionen, die sich alljährlich neben dem Magen des Flusskrebses, Astacus fluviatilis, ablagern und beim Abwerfen der Schale ebenfalls abfallen. Sie sind kreisrund, 2-10 mm breit, halb so dick und bestehen fast nur aus kohlensaurem Kalk. Sie werden zuweilen unter die Lider der Augen geschoben, um dieselben stark zum Thränen zu bringen und dadurch kleine, hineingeflogene Partikelchen gleichsam wegzuschwemmen. Sie wirken durch den mechanischen Reiz ihrer rauhen Oberfläche. In Japan werden sie in bedeutenden Mengen als Schmuck für Gürtel etc. verwandt.

Ossa sépiae.

Weisses Fischbein.

Es ist dies die Rückenschale des sog. Tintenfisches, Sepia officinalis, einer Molluske, welche sich namentlich im mittelländischen und adriatischen Meere findet. Sie ist länglich eiförmig, 10-25 cm lang, 6-10 cm breit, beiderseits flach gewölbt; die Rückenfläche ist hart, rauh, hornartig, ringsum über den unteren, schwammigen, leicht zerreiblichen Theil hervorragend. Dieser letztere besteht fast nur aus krystallinischem, kohlensaurem Kalk und etwas Chlornatrium.

Anwendung. Gepulvert ale Zusatz zu Zahnpulvern; ganz als Schleifmittel für Holz und zur Verfertigung von Giessformen für Gold etc.

Die Ossa sépiae finden sich, weil sehr leicht, theils auf dem Meere schwimmend und an den Küsten angespült als Ueberbleibsel verstorbener Thiere, theils werden diese letzteren zur Gewinnung der Sepia (s. d.) gefangen und hierbei die Ossa sépiae als Nebenprodukt gewonnen.

Infusorienerde.

Kieselguhr.

Das unter diesen Namen in den Handel kommende Produkt besteht fast nur aus reiner Kieselsäure, gebildet durch die Panzerplatten abgestorbener, mikroskopisch kleiner Infusorien (Diatomeen), und findet sich oft in mächtigen Lagern, theils aus völlig abgestorbenen, theils aus noch lebenden Infusorien bestehend, in Deutschland, namentlich in der Lüneburger Heide. Dort wird sie in grossen Quantitäten gewonnen und hat