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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Calcária sulfúrica; Gyps

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Rohdrogen aus dem Mineralreiche.

oder weniger unrein (70-96 % reiner Kohlenstoff) in den Spalten des Urgesteins, Granit, Gneis, Porphyr etc. an verschiedenen Punkten der Erde. Künstlich bildet er sich häufig beim Hochofenprozess. Ordinäre Sorten finden sich z. B. in Böhmen, bei Passau, in der fränkischen Schweiz bei Wunsiedel, im Odenwald etc.; sehr reine Sorten in England, Sibirien, Brasilien und auf Ceylon (an der letzteren Fundstelle häufig in schönen, grossen Krystallen). Die Beimengungen, welche neben reinem Kohlenstoff in dem Graphit enthalten sind, sind Kieselsäure, Eisenoxyd, Mangan, Kalkerde, Thonerde, Wasser. Der Graphit ist gewöhnlich blättrig, seltener körnig krystallinisch, grauschwarz, von lebhaftem Wismuthglanz. Er färbt stark ab, fühlt sich schlüpfrig fettig an und ist fast unverbrennlich. Ebenso ist er unlöslich in allen chemischen Agentien.

Anwendung. In seinen reinsten Sorten zur Fabrikation der Bleistifte. Hierzu war namentlich der Graphit der Grafschaft Cumberland in England geschätzt; doch sind die dortigen Gruben nahezu erschöpft. An deren Stelle sind die sibirischen Sorten getreten, da der sehr reine Ceylongraphit wegen seines grossblättrigen Gefüges nicht zur Bleistiftfabrikation geeignet ist. Auch die Provinz Minas Geraes in Brasilien liefert gute Sorten. Die geringeren, mehr erdigen Qualitäten dienen als Ofenschwärze, ferner zur Herstellung feuerfester Schmelztiegel, sog. Passauer Tiegel, sowie auch bei Maschinenlagern, um die Reibung zu vermindern etc. etc. Den besten und schönsten Ofenglanz liefert uns die gepulverte Ceylonsorte.

Calcária sulfúrica oder Gypsum.

Gyps.

Findet sich in grossen Massen in der Natur vor als erdiger Gypsstein, sowie als sog. Fasergyps, theils auch krystallinisch als Gypsspath, Marien- oder Frauenglas (in diesem Falle 2 Atome Krystallwasser enthaltend), dann körnig krystallinisch und durchscheinend (Alabaster); endlich als wasserfreier, schwefelsaurer Kalk, sog. Anhydrit. Technisch verwendet wird nur der wasserhaltige, krystallinische Gyps, den man durch Erhitzen auf 170 ° von den 2 Atomen Krystallwasser befreit. Dieses ausgetriebene Wasser nimmt der gebrannte, gepulverte und mit Wasser angemengte Gyps leicht wieder auf und die vorher breiige Mischung erhärtet dadurch zu einer festen Masse. Hierauf beruht seine grosse technische Wichtigkeit zur Herstellung von Formen, Figuren Kitten, Gypsverbänden etc. etc. Er muss in gut verschlossenen Gefässen und an trockenem Ort aufbewahrt werden, da er sonst leicht die Feuchtigkeit aus der Luft aufsaugt und dadurch unbrauchbar wird. Ebenso ist dies der Fall, wenn der Gyps beim Brennen zu stark erhitzt (todtgebrannt) wird, weil er dadurch die Fähigkeit verliert, das ausgetriebene Wasser wieder zu binden.