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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Chemikalien unorganischen Ursprungs.

oder weniger reines Material handelt, wie solches auf Sicilien in Gesteinsgängen gebrochen wird. Hier schmilzt man den Schwefel in eisernen Kesseln, schöpft das mitgeführte Gestein aus und lässt den geschmolzenen Schwefel in steinerne Gefässe ablaufen. Nach dem Erkalten wird er in Stücke zerschlagen und als Rohschwefel an die Raffinerien gesandt. Handelt es sich um schwefelärmere Gesteine, so wird derselbe aus diesen entweder durch Destillation oder durch Aussaigern gewonnen. Das Letztere geschieht aus thönernen, schräg nach unten gerichteten Röhren, welche an ihrer oberen Oeffnung mittelst einer Steinplatte geschlossen, an ihrer unteren mit einer siebartig durchlöcherten Thonplatte versehen sind; durch diese läuft der geschmolzene Schwefel in untergestellte Gefässe ab. Ganz arme Gesteine werden zuweilen, wie dieses z. B. in einem schwefelhaltigen Mergellager bei Krakau geschieht, mit Schwefelkohlenstoff extrahirt. Der Verlust an Letzteren soll hierbei nur ¼ bis ½ % betragen und der gewonnene Schwefel ist von vornherein absolut rein.

Der gewonnene Rohschwefel wird nun durch Destillation gereinigt und entweder als geschmolzener resp.

Stangenschwefel oder als Schwefelblumen hergestellt. Im ersteren Falle wird die Kammer, in welche die Schwefeldämpfe eingeleitet werden, nicht gekühlt, sondern auf einer Temperatur von über 115° erhalten. Der Schwefel verdichtet sich hierbei in flüssiger Form und sammelt sich am Boden der Kammer an, von wo er von Zeit zu Zeit durch eine Oeffnung abgelassen und in Stangen geformt wird. Sollen Schwefelblumen hergestellt werden, so wird die Verdichtungskammer kühl gehalten. Der Schwefel fällt nun in ungemein kleinen Partikelchen pulverförmig nieder und wird von Zeit zu Zeit durch eine zu diesem Zweck angebrachte Thür ausgeschaufelt. Der Retortenrückstand, welcher 10-20% des angewandten Rohschwefels beträgt und immer noch viel Schwefel enthält, wurde früher als "Sulfur griseum, grauer Schwefel" oder als "Sulfur

^[Abb:Fig. 188. a Flammenfeuer. b gusseiserner Cylinder. c Röhrenleitung. d Schornstein, k Kanal, welcher die Schwefeldämpfe in die gemauerte Kammer leitet. p Thür zum Herausnehmen der Schwefelblüthen. e Abflussöffnung für geschmolzenen Schwefel. m Schwefelreservoir. f Formapparat der Schwefelstangen.]