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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Chemikalien unorganischen Ursprungs.

caballinum, Rossschwefel" in gepulvertem Zustände in den Handel gebracht. (S. Abbildung S. 427.)

2. Gewinnung des Schwefels aus seinen Metallverbindungen. Hierzu dient fast immer das Eisensulfid FeS2^[FeS_{2}], gewöhnlich Schwefelkies genannt. Aus diesem lässt sich durch Erhitzung im geschlossenen Raum ein Mol. Schwefel abtreiben, so dass einfach Schwefeleisen FeS nachbleibt, welches zur Vitriolfabrikation weiter verwandt wird. In der Praxis treibt man aber nicht das ganze Mol. Schwefel aus, weil dann die Erhitzung so stark sein müsste, dass das rückbleibende Schwefeleisen schmelzen und zur Vitriolbereitung untauglich würde; man gewinnt deshalb nur die reichliche Hälfte des rechnungsmäßig erhältlichen Schwefels. Hierbei bleibt das angewandte vorher gemahlene Erz noch pulverförmig. Die Gewinnung geschieht aus oben beschriebenen, schräg liegenden Thonröhren. Der aus den Kiesen gewonnene Schwefel ist stets arsenhaltig und zwar oft sehr bedeutend, da man z. B. im spanischen Schwefel bis zu 0,9 % gefunden hat.

3. Gewinnung des Schwefels aus den Sodarückständen. Seit ca. 30-40 Jahren hat man angefangen, die kolossalen Quantitäten Schwefel, welche in den bis dahin unverwerthbaren Sodarückständen enthalten sind, wieder zu gewinnen, zu regeneriren, wie der technische Ausdruck lautet. Die Sodarückstände (s. Artikel Soda) bestehen hauptsächlich aus dem in Wasser völlig unlöslichen Calciumoxysulfuret, einer Verbindung von Calciumoxyd mit Calciumsulfuret (Schwefelcalcium). Die verschiedenen Methoden zielen nun sämmtlich zuvörderst darauf hin, die unlöslichen Schwefelverbindungen in lösliche umzuwandeln. Dies geschieht, indem man die noch feuchten oder wieder angefeuchteten Rückstände längere Zeit der Einwirkung des Sauerstoffs der atmosphärischen Luft aussetzt, indem man sie entweder in lockere Haufen schichtet, anfeuchtet und einige Wochen sich selbst überlässt, oder indem man sie in hohe Bottiche, auf den in denselben befindlichen Siebboden bringt und von unten heisse, feuchte Luft durchstreichen lässt. Hierdurch erreicht man dieselbe Oxydation, zu welcher man bei dem älteren Verfahren Wochen braucht, in 8 bis 10 Stunden und hat noch den Vortheil, dass man die Masse in denselben Bottichen auslaugen kann. Das Endresultat der Oxydation sind nun Calciumpolysulfide (meist 4- oder 5fach Schwefelcalcium CaS4^[CaS_{4}] oder CaS5^[CaS_{5}]) neben unterschwefligsaurem Kalk. Beide sind in Wasser löslich und werden ausgelaugt; der gewonnenen Lauge wird dann eine durch Erfahrung feststehende Menge Salzsäure zugefügt. Hierdurch tritt eine doppelte Umsetzung ein. Zuerst wird das 5fach Schwefelcalcium in der Weise zersetzt, dass sich Chlorcalcium bildet, 4 Mol. Schwefel ausgefällt werden und 1 Mol. sich mit dem Wasserstoff der Salzsäure zu Schwefelwasserstoff, HS, verbindet. Dann bildet sich aus dem unterschwefligsauren Kalk und der Salzsäure ebenfalls Chlorcalcium und unterschweflige Säure wird frei. Diese zerfällt aber sofort in freien Schwefel und schweflige