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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Gewaschener Schwefel; Sulfur lotum

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Chemikalien unorganischen Ursprungs.

Säure, SO2^[SO_{2}], und letztere setzt sich dann mit dem vorher entstandenen Schwefelwasserstoff um in freien Schwefel und Wasser. Bei richtig geleiteter Operation wird also der ganze Schwefel ausgefällt, ohne dass die lästigen Gase von Schwefelwasserstoff und schwefliger Säure auftreten. Dieser aus den Sodarückständen jährlich gewonnene Schwefel beziffert sich auf Hunderttausende von Centnern.

4. ewinnung des Schwefels aus den Gaswässern. Bei der Bereitung des Leuchtgases aus Steinkohlen bildet sich als höchst lästiges Nebenprodukt eine grosse Menge von Schwefelwasserstoff. Dieser wird in neuerer Zeit dadurch aus dem Gase entfernt, dass man dasselbe durch feuchtes Eisenoxydhydrat streichen lässt. Dieses bindet allen Schwefel des Schwefelwasserstoffs; aus dem entstandenen Schwefeleisen wird, namentlich in England, der Schwefel durch Röstung wieder gewonnen, meist allerdings in Form von schwefliger Säure; letztere wird auf Schwefelsäure weiter verarbeitet. Die aus den Gaswerken Londons jährlich gewonnene Menge Schwefel wird nach R. v. Wagner auf 200000 Ctr. angegeben.

5. Gewinnung des Schwefels durch Zusammenbringen von schwefliger Säure und Schwefelwasserstoff. Wie wir schon bei No. 3 gesehen haben, setzen sich diese beiden Gase um in freien Schwefel und Wasser. Schwefelwasserstoff tritt aber in sehr grossen Mengen bei technischen Operationen auf, z. B. bei der Sodabereitung nach dem Weldon'schen Verfahren, wo man Schwefelnatrium durch Kohlensäure bei Gegenwart von Wasser zersetzt. Der hierbei entweichende Schwefelwasserstoff wird in verdünnte schweflige Säure geleitet; aller Schwefel wird aus beiden Verbindungen niedergeschlagen. Diese Methode benutzt man z. B. auch in den schottischen Jodfabriken aus Kelp. In Letzterem finden sich grosse Mengen von Schwefelverbindungen, welche man auf diese Weise verwerthet. So soll eine einzige schottische Jodfabrik jährlich 2000 Ctr. Schwefel auf diese Weise als Nebenprodukt gewinnen.

Der nach den Methoden 1 und 2 gewonnene Schwefel ist selbst nach der Destillation oder Sublimation niemals völlig rein, namentlich nicht frei von Spuren von Arsen, während der nach 3 aus den Sodarückständen durch Fällung gewonnene Schwefel sich auf eine einfache Weise sehr leicht völlig rein herstellen lässt. Man bringt den ausgefällten Schwefel breiförmig unter Zusatz von ein wenig Kalkmilch in einen Kessel und leitet auf 115-120° überhitzte Dämpfe ein. Hierdurch schmilzt der Schwefel, alles anhängende Chlorcalcium wird im Wasser gelöst, Spuren von schwefliger Säure durch den Kalk gebunden und etwa vorhandenes Schwefelarsen durch die Kalkmilch ebenfalls in Lösung gebracht. Der gewonnene Schwefel ist also chemisch rein.

Sulfur lotum oder depuratum.

Gewaschener Schwefel.

Aller sublimirter Schwefel, die sog. Schwefelblumen, Flores sulfuris oder Sulfur sublimatum, enthält anhängende, schweflige Säure, welche sich