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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Chemikalien unorganischen Ursprungs.

ein Doppelsalz von Chlorkalium mit Magnesiumsulfat, seine Verwendung in der Landwirthschaft ist eine ausgedehnte und bekannte.

Der Kieserit, natürliche schwefelsaure Magnesia, dient vorwiegend als Düngemittel oder auch zur Darstellung von Kaliumsulfat.

Der Stassfurtit, eine Verbindung von borsaurer Magnesia mit Chlormagnesium, wird sowohl auf Borsäure als auf Chlormagnesium verarbeitet.

Mit der Verarbeitung dieser Grubenprodukte befassen sich ca. 30 chemische Fabriken, welche in der Umgegend Stassfurts gelegen sind und ungefähr 3500 Arbeiter beschäftigen.

Der grösste Procentsatz der durch die Verarbeitung der Grubenprodukte erhaltenen chemischen Erzeugnisse entfällt auf das Chlorkalium, und seine Gewinnung aus dem Karnallit bildet daher auch einen der wichtigsten Betriebe in der Stassfurter Industrie. Der Hauptprozess bei der Verarbeitung des Karnallits besteht in der Trennung des Chlorkaliums von den anderen Salzen, welche die steten Begleiter des Karnallits bilden. Die Trennung dieser Salze unter sich beruht auf ihren verschiedenen Löslichkeitsverhältnissen in Wasser: Karnallit ist in Wasser löslicher als Steinsalz und Kieserit, bei Anwendung kleinerer Mengen Wasser geht in Folge dessen in der Hauptsache Karnallit in Lösung. Beim Abdampfen der Lösung scheidet sich zuerst Chlorkalium ab, hierauf auch Chlornatrium und Chlormagnesium.

Die Mutterlaugen enthalten ausser Kaliumsulfat noch etwas Chlornatrium und Chlormagnesium, welche durch weiteres Abdampfen gewonnen werden. Die zweiten Laugen, welche bei der Trennung der Salze erhalten werden, enthalten 1-2 % Chlorkalium mit sehr grossen Mengen Chlormagnesium und Chlornatrium. Die Rückstände der ersten Auslaugung enthalten vorzugsweise Steinsalz und Kieserit, welche in wenig Wasser unlöslich sind; sie dienen zur Darstellung von Natrium- und Magnesiumsulfat.

Das aus der ersten Trennung resultirende Chlorkalium ist natürlich nur oberflächlich gereinigt und wird mit einem Gehalte von 80-85% in den Handel gebracht. Die weiteren Ausbeuten an diesem Salze werden, weil zu geringhaltig; anderen für die Landwirthschaft bestimmten Düngsalzen beigemischt. Aus der zweiten Trennung erhält man ein noch reineres, bis zu 90% haltiges Chlorkalium.

Im Ganzen gewinnt man von den im rohen Karnallit enthaltenen 25 % Chlorkalium nur ungefähr zwei Drittel (16 %); das Uebrige findet sich in den Abfällen und Nebenprodukten vertheilt.

Aus 800 kg Rohkarnallit werden durchschnittlich 100 kg käufliches Chlorkalium erhalten. Da eine Reinigung des erhaltenen (80 %) Chlorkaliums durch Umkrystallisiren das Produkt zu sehr vertheuern würde, so werden die Verunreinigungen dadurch entfernt, dass man das Salz mit einer gesättigten Chlorkaliumlösung behandelt, wodurch der Chlorkalium-^[folgende Seite]