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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Chemikalien unorganischen Ursprungs.

100 Th. Natriumsulfat mit 100 Th. Kalkstein oder Kreide und 50 Th. Kohlengrus gemengt und im Flammenofen unter öfterem Durchraken so lange erhitzt, bis die Masse zähflüssig wird und aufsteigende, bläuliche Flämmchen von brennendem Kohlenoxydgas anzeigen, dass der Prozess vollendet ist. Die Masse wird jetzt in eiserne Kästen gefüllt, worin sie erkalten muss; nach dem Erkalten werden die grossen, festen Klumpen, der sog. Sodastein, gewöhnlich 2-10 Tage den Einwirkungen der Luft ausgesetzt. Dies hat einen doppelten Zweck, 1. die Klumpen mürber und bröckliger zu machen, 2. das etwa noch vorhandene Natriumsulfuret und das Aetznatron durch die Kohlensäure der Luft in Natriumcarbonat umzuwandeln. Der chemische Vorgang bei diesem 2. Theil ist etwa folgender: zuerst wird das Natriumsulfat in der Glühhitze durch die Kohle zu Schwefelnatrium reduzirt; diese setzt sich mit dem Calciumcarbonat um zu Natriumcarbonat und Schwefelcalcium. Rechnungsmäßig brauchte man zu dieser Umsetzung weit weniger Calciumcarbonat und Kohle als man in der Praxis anwendet; es hat sich jedoch gezeigt, dass durch diesen Ueberschuss ein besseres Resultat erzielt wird. Man nimmt vielfach an, dass durch den Ueberschuss an Kalk das Calciumsulfuret (Schwefelcalcium) in Calciumoxysulfuret, eine Verbindung von Calciumsulfuret mit Calciumoxyd, umgewandelt wird. Diese letztere Verbindung ist vollständig unlöslich, während das Schwefelcalcium etwas, wenn auch nur wenig, löslich ist. Es beginnt nun der 3. Theil, welcher wiederum in zwei Arbeiten zerfällt. Zuerst wird die Rohsoda oder der Sodastein zerkleinert und in verschieden konstruirten Auslaugungs-Apparaten mit möglichst wenig warmem Wasser ausgelaugt (s. Fig. 195). Die so erhaltene konzentrirte Lauge, welche vielfach noch geringe Mengen Schwefelverbindungen von Natrium, Calcium und Eisen enthält, wird zuerst von diesen möglichst befreit und dann entweder zu kalzinirter oder krystallisirter Soda verarbeitet. Im letzteren Falle wird sie nur bis zu einem bestimmten Punkte eingedampft, dann in grossen, meist eisernen Gefässen der Krystallisation überlassen.

^[Abb:Fig. 195. Kolonnen-Apparat zum Auslaugen der Sodaschmelze. A Wasserreservoir. B-F Auslaugekästen. G Reservoir für konz. Lauge.]