Schnellsuche:

Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Natriumbicarbonat; Nátrium bicarbónicum

491

Chemikalien unorganischen Ursprungs.

bisherige Leblanc-Verfahren dem Solway-Verfahren gegenüber überhaupt noch möglich machte, sich nach Deutschland verlegen wird (s. Artikel Chlorkalk), da die riesigen Lager von Chlormagnesium, welche sich bei Stassfurt finden, die ganze Chlorkalkproduktion der Zukunft an sich reissen werden.

Die deutsche Ammoniaksoda-Fabrikation wird für das Jahr 1888 auf 150,000 Tonnen (à 1000 kg) gegen 72,000 Tonnen im Jahre 1878 geschätzt.

Nach einer Zusammenstellung von E. K. Muspratt betrug die jährliche Produktion von Soda und Chlorkalk in Grossbritannien:

Leblanc-Soda Ammoniak-Soda Krystall-Soda Aetznatron Chlorkalk

1877: 217,566 tons, 6,220 tons, 169,769 tons, 74,663 tons, 105,529 tons,

1878: 196,876 " 11,116 " 170,872 " 84,612 " 105,044 "

1879: 230,683 " 15,526 " 182,319 " 86,511 " 115,290 "

1880: 266,093 " 18,800 " 192,926 " 106,384 " 131,606 "

1881: 238,687 " 20,400 " 203,773 " 108,310 " 135,826 "

1882: 233,213 " 39,000 " 180,846 " 116,864 " 135,170 "

1883: 227,284 " 52,750 " 188,678 " 119,929 " 141,868 "

1884: 204,072 " 61,480 " 182,567 " 141,639 " 128,651 "

1885: 184,597 " 77,530 " 202,705 " 144,954 " 132,761 "

1886: 165,782 " 85,000 " 182,379 " 153,884 " 136,234 "

Wie aus diesen Zahlen ersichtlich, hat die Produktion Englands, trotz des grossen Ausfalls im Export nach Deutschland, noch nicht abgenommen, weil Nordamerika immer grössere Mengen Soda von England bezogen hat.

Anwendung findet die Soda im Haushalt und in der Technik in kolossalen Mengen als Reinigungsmittel, zur Fabrikation von Glas und Seifen, zur Herstellung anderer Natronsalze etc. etc.

Nátrium bicarbónicum (Natron carbónicum acídulum).

Natriumbicarbonat, doppelt kohlensaures Natron. Berliner Salz.

HNaCO3^[HNaCO_{3}].

Weisse, luftbeständige Krystallkrusten oder krystallinisches Pulver; geruchlos, von kaum alkalischem Geschmack, löslich in 13,8 Th. Wasser. nicht in Weingeist. Erwärmt, entweder für sich oder in wässeriger Lösung giebt das Salz einen Theil seiner Kohlensäure ab und es bleibt zuletzt reines Natriumcarbonat übrig. Bei längerem Liegen an der Luft verliert es ebenfalls etwas Kohlensäure. Die wässerige Lösung des reinen Bicarbonats reagirt kaum alkalisch und muss mit Quecksilberchlorid eine weisse Fällung geben; ist diese gelb oder röthlich, so ist Monocarbonat zugegen.

Das Natriumbicarbonat kommt in sehr verschiedenen Graden der Reinheit, namentlich in Betreff seines Gehalts an Monocarbonat, in den Handel. Während die deutschen Sorten durchgängig von guter Beschaffenheit sind,