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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Calcium; Cálcium oxydátum; Gebrannter Kalk; Kalk

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Chemikalien unorganischen Ursprungs.

2. Metalle der alkalischen Erden.

Calcium.

Kalk.

Ca 40.

Verbindungen des Kalk mit Sauerstoff.

Cálcium oxydátum (Calcária usta, Calx usta).

Gebrannter Kalk.

CaO.

Der gebrannte Kalk wird durch Glühen (Brennen) von Kalkspath oder Kalksteinen in eigenen Oefen hergestellt; auch Muschelschaalen werden vielfach zum Kalkbrennen benutzt und geben ein für manche Zwecke sehr gesuchtes Material ab. (Portland-Cement.) Durch das Brennen wird die Kohlensäure des Kalkspaths oder Kalksteins ausgetrieben und Kalkoxyd bleibt zurück, verunreinigt durch die Beimengung des Rohmaterials, namentlich Magnesia, Thonerde, Eisenoxyd und Kieselsäure. Eine 5% übersteigende Beimengung von Kieselsäure macht Kalkstein zum Brennen unbrauchbar, weil er dadurch zusammensintert. Wird frisch gebrannter Kalk mit Wasser besprengt, so erhitzt er sich nach einigen Minuten unter chemischer Aufnahme des Wassers ganz bedeutend und zerfällt in ein feines, weisses Pulver, Calciumoxydhydrat (CaOH2O)^[(CaOH_{2}O)]. Mit mehr Wasser angemengt, bildet dies die sog. Kalkmilch. Das Calciumoxydhydrat ist in Wasser etwas löslich, eine solche Lösung ist als Kalkwasser, Aqua calcis, offizinell.

Ein besonders weisser, namentlich sandfreier, gebrannter Kalk kommt unter dem Namen Wiener Kalk, Calcaria Viennensis, in den Handel. Er dient, entweder mit Oel oder Sprit fein gerieben, als Schleif- oder Putzmaterial für Metallwaaren. Wiener Kalk kann überall dort hergestellt werden, wo ein sandfreier und weisser Kalkstein zu Gebote steht. Auch das unter dem Namen Diamantine in den Handel kommende Putzpulver ist weiter nichts als grauer und gepulverter Aetzkalk.

Gebrannter Kalk zieht mit Begierde Feuchtigkeit und Kohlensäure aus der Luft an, ist daher in festverschlossenen Gefässen aufzubewahren.

Anwendung findet der gewöhnliche gebrannte Kalk hauptsächlich zu Bauzwecken, ferner auch vielfach in der chemisch-technischen Industrie und als ein vortreffliches Desinfektionsmittel. Medizinisch zur Darstellung des Aqua calcis; die feineren Sorten zu Putzzwecken.

Aqua calcis s. calcariae. Kalkwasser. 1 Th. gebrannter Kalk wird mit 4 Th. Wasser gelöscht und unter Umrühren mit 50 Th. Wasser gemischt. Nach einigen Stunden giesse man die Flüssigkeit fort und vermische den Bodensatz mit weiteren 50 Th. Wasser. Zum Gebrauch werde filtrirt; das erhaltene Kalkwasser sei klar, farblos und von stark alkalischer Reaktion.