Schnellsuche:

Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Hydrárgyrum chlorátum; Quecksilberchlorür

556

Chemikalien unorganischen Ursprungs.

1. Hydrargyrum oxydatum rubrum, Mercurius praecipitatus ruber. Quecksilberoxyd, rothes Praezipitat. Rothes, krystallinisches, sehr schweres (spez. Gew. 11, 0) Pulver; geruchlos, von schwachem, ekelhaft metallischem Geschmack. In Wasser ist es nur spurenweis löslich, verleiht diesem aber eine schwach alkalische Reaktion, leicht löslich in verdünnter Salz- oder Salpetersäure. Erhitzt zersetzt es sich in Sauerstoff und metallisches Quecksilber.

Es wird bereitet durch mäßiges Erhitzen eines Gemenges von Quecksilbernitrat mit metallischem Quecksilber, bis die Entwickelung salpetrigsaurer Dämpfe aufhört. Nach dem Erkalten wird das Pulver mit ein wenig stark verdünnter Kalilauge fein gerieben, mit destillirtem Wasser ausgewaschen und getrocknet.

2. Hydrargyrum oxydatum flavum oder praecipitatum, gefälltes oder gelbes Quecksilberoxyd. Orangegelbes, amorphes Pulver; in seinem übrigen Verhalten dem rothen Oxyd gleich, nur ist es löslicher als dieses, giebt auch den Sauerstoff leichter durch Hitze, Sonnenlicht oder an andere Körper ab.

Wird bereitet durch kaltes Ausfallen einer Lösung von Quecksilberchlorid mit verdünnter Kalilauge, doch muss das Quecksilberchlorid zur Kalilauge gemischt werden, nicht umgekehrt.

Anwendung. Beide werden innerlich selten angewandt, vielfach dagegen in Salben, namentlich gegen Augenentzündungen; das gelbe soll weit stärker von der Haut absorbirt werden als das rothe. Beide sind stark giftig!

Sie müssen vor Licht geschützt aufbewahrt werden, andernfalls schwärzen sie sich durch Ausscheidung von metallischem Quecksilber.

Prüfung des rothen Quecksilberoxyds nach dem Deutschen Arzneibuch. Mit Oxalsäurelösung (1:10) geschüttelt, gebe es kein weisses Salz 1 g mit 2 ccm Wasser und 2 ccm Schwefelsäure gemischt, nach dem Erkalten mit 1 ccm Ferrosulfatlösung überschichtet, gebe an der Berührungsstelle keine braune Zone.

Die mit Hülfe von Salpetersäure dargestellte wässerige Lösung (1:100) sei klar und werde durch Silbernitrat nur opalisirend getrübt.

Haloidverbindungen des Quecksilbers.

Hydrárgyrum chlorátum (mite), Calomélas, Mercurius dulcis. **+

Quecksilberchlorür, Kalomel.

Hg2Cl2^[Hg_{2}Cl_{2}].

Von diesem Präparat werden medizinisch drei verschiedene Arten angewandt: Calom. sublimatum, C. vapore paratum, C. praecipitatum. Sie sind chemisch vollständig gleich zusammengesetzt, in ihrer therapeutischen Wirkung aber verschieden, wohl hauptsächlich durch die, in ihrer Darstellungsweise begründete, mehr oder minder grosse Feinheit des Pulvers.