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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Chemikalien organischen Ursprungs.

Coniin ist eins der schärfsten Gifte; 0,15-0,2 g gelten schon als tötende Gabe. Seine medizinische Verwendung hat heute fast gänzlich aufgehört, früher wurde es hier und da gegen scrophulöse Augenentzündung angewandt.

Nicotin s. Fol. nicotiánae.

Morphínum oder Morphium et ejus salia. **+

Morphin und seine Salze.

Das Morphinum oder Morphin ist das wichtigste der verschiedenen Alkaloide des Opiums, wird aber für sich jetzt fast gar nicht mehr angewandt, da es ungemein schwer in Wasser löslich ist. Es bildet kleine, nadelförmige, durchsichtige Krystalle, geruchlos und von schwach bitterem Geschmack; löslich in 1200 Th. kaltem und 500 Th. kochendem Wasser, ebenso in ca. 50 Th. Alkohol.

Anwendung finden das Morphin und seine Salze nur medizinisch als nervenberuhigende Mittel bei Krämpfen, Delirien, zur Linderung rheumatischer und neuralgischer Schmerzen etc. theils innerlich, theils zu subkutanen Injektionen. Sie gehören zu den giftigen, stark wirkenden Stoffen, welche selbst von den Apothekern nur auf einmalige ärztliche Verordnungen abgegeben werden dürfen.

Morphínum acéticum, Morphinacetat. **+

Essigsaures Morphium.

Leichtes, weissliches oder mehr gelbliches Pulver von schwach alkalischer Reaktion. Geruchlos oder schwach nach Essigsäure riechend und von stark bitterem Geschmack. Löslich in 25 Th. kaltem und 2 Th. heissem Wasser, ferner in 45 Th. kaltem und 2 Th. heissem Alkohol, unlöslich in Aether. An der Luft lässt es Essigsäure entweichen.

Es wird in chemischen Fabriken durch Neutralisation einer alkoholischen Lösung von reinem Morphin mittelst Essigsäure, Abscheidung des entstandenen Morphinacetats durch Aether und sehr vorsichtiges Trocknen des breiigen Gemisches bereitet.

Das Morphinacetat war früher das am meisten gebrauchte Morphiumsalz, neuerdings aber kommt man von seiner Benutzung immer mehr und mehr ab, da es niemals ein ganz konstantes Präparat ist. Das Deutsche Arzneibuch lässt es durch Morphinum hydrochloricum substituiren.

Morphínum hydrochloricum oder muriáticum. **+

Salzsaures Morphium.

Weisse, seidenglänzende, oft büschelförmig vereinigte Krystallnadeln oder weisse, würfelförmige Stücke von mikrokrystallinischer Beschaffenheit Lackmuspapier nicht verändernd, von sehr bitterem Geschmack. Das Salz löst sich in 25 Th. Wasser, auch in 50 Th. Alkohol. Es schmilzt beim vorsichtigen Erhitzen und verliert bei 100° 14,5-15 % Wasser.