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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Ultramarin

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Farben und Farbwaaren.

pulverisirbar zu machen. Je mehr Kobalterze hinzugefügt wurden, um so dunkler erscheint die Farbe. Nach dem Mahlen wird die Farbe auf das Sorgfältigste geschlämmt, um alle gröberen Theile zu entfernen und nach den Farbennüancen sortirt. Die dunkelsten Sorten bezeichnet man mit Kaiser- oder Königsblau.

Die Smalte hatte früher, bevor man gelernt hatte das Ultramarin billig herzustellen, eine grosse Wichtigkeit; sie ist allerdings weit dauerhafter als dieses, aber bei Weitem nicht von so feurigem Farbenton. Nur für die Porzellanmalerei ist sie ihrer Unzerstörbarkeit wegen unersetzlich. Auch für Tapetendruck findet sie vielfach Verwendung.

Ultramarin.

Das Ultramarin, die weitaus wichtigste aller blauen Farben, kannte man schon in früheren Jahrhunderten; doch war sie damals eine dem Gold gleichwerthige Substanz, da sie nur aus dem auch als Edelstein benutzten Mineral "Lapis lazuli" durch Pulvern und Schlämmen hergestellt wurde. Seitdem man die chemische Zusammensetzung erkannte, bestrebte man sich, eine Methode der künstlichen Darstellung aufzufinden und dies gelang in den zwanziger Jahren gleichzeitig in Frankreich und Deutschland. Während man in Frankreich die Sache geheim hielt, veröffentlichte Professor Gmelin in Tübingen seine Erfindung und noch heute wird mit kleinen Abänderungen nach seiner Methode gearbeitet. Man kennt die Zusammensetzung, die allerdings nicht immer gleichmäßig ist, vollkommen. Sie besteht, abgesehen von kleinen zufälligen Verunreinigungen, aus Thonerde, Kieselsäure, Natrium und Schwefel. Weniger klar ist man darüber, was ihr die blaue Farbe verleiht. Man kann sie ansehen als eine Verbindung von kieselsaurer Thonerde mit Schwefelnatrium und wechselnden Mengen von kieselsaurem Natron. Ihre Bereitungsweise ist nicht immer die gleiche. Man unterscheidet drei Methoden: 1. die Herstellung von Sulfat-Ultramarin, 2. von Soda- und 3. von sog. säurefestem Ultramarin. Die 1. und 2. Methode werden zuweilen mit einander vereinigt.

Sulfat-Ultramarin wird in folgender Weise bereitet: Reine Thonerde, am besten fein gemahlener und geschlämmter Kaolin, wird in ein staubfeines Pulver verwandelt, dann mit wasserfreiem Glaubersalz (Natriumsulfat) und Kohlenpulver aufs Innigste und in bestimmten Verhältnissen gemengt. Durch schwaches Glühen von aller Feuchtigkeit befreit, wird das Gemenge in Tiegel eingestampft, gut bedeckt und in einem Porzellanbrennofen 6-9 Stunden lang bis zur beginnenden Weissgluth erhitzt. Man lässt die Tiegel im Ofen erkalten, nimmt die zusammengesinterte, graugrüne Masse heraus, pulverisirt sie auf das Feinste, wäscht aus und trocknet. Das so erhaltene Produkt ist mehr oder weniger grün gefärbt und kommt als Ultramaringrün in den Handel. Es dient weniger zur Oelmalerei, weil es hier von den schönen Kupferfarben weit übertroffen