Schnellsuche:

Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

711

B. Farben für Malerei und Druckerei.

Lithographie, Kunstmalerei und im Tapetendruck vielfache Verwendung finden, nur sehr oberflächlich bei den einzelnen Farbstoffen erwähnt. Sie Alle sind Verbindungen von organischen Farbstoffen mit Thonerde, zuweilen unter Zusatz von Chlorzinn, seltener mit Kalk oder Magnesia. Ihre Namenbezeichnung liegt noch weit mehr im Argen wie bei den anderen Farben, denn Münchener, Wiener, Florentiner Lack haben bald die Farbstoffe der Cochenille, des Fernambuk oder des Krapp als Grundlage, bald ist es blauer, bald rother, bald gelber Lack. Hier ist noch mehr wie bei den gewöhnlichen Farben Feuer und Reinheit des Tons der wichtigste Maßstab für die Beurtheilung ihrer Güte.

Während früher zur Bereitung der Lackfarben ausschliesslich die Farbstoffe der Cochenille, des Krapps und verschiedener Farbhölzer Verwendung fanden, sind heute vielfach die Theerfarbstoffe an deren Stelle getreten. Man erreicht dadurch allerdings ungemein feurige Farbentöne, aber die Lichtbeständigkeit der Anilinlackfarben ist weit geringer als die der früheren, mit den obengenannten animalischen oder vegetabilischen Farben hergestellten. Ueber die Herstellung dieser neuen Lackfarben entnehmen wir der Drog. Ztg. No. 30, 1888 aus Schulz' "die Theerfarbstoffe" Folgendes:

Die Darstellung von Lackfarben geschieht vielfach mit Hülfe künstlicher organischer Farbstoffe. Diese Lackfarben, welche sich durch ihre Ausgiebigkeit, durch ihren Glanz und die Leichtigkeit ihrer Anwendung vortheilhaft auszeichnen, dienen hauptsächlich in der Dekorationsmalerei, zur Herstellung von Tapeten, bunten Papieren, im Buch- und Steindruck.

Man erhält die Lackfarben stets in der Weise, dass man die zur Anwendung kommenden Farbstoffe auf einer Grundlage, dem sogenannten Untergrund, auch Farbenträger oder Substrat genannt, niederschlägt. Diese Grundlagen sind immer Körper von sehr feiner Vertheilung, wie Kreide, Gyps, Blanc fixe, Mennige, Bleisulfat, Schwerspath, Kaolin oder Stärke.

In einigen Fällen wird die Lösung des Farbstoffs einfach mit dem Farbenträger zusammengerührt, wobei der letztere in Folge von Flächenanziehung die Farbe festhält. Meistens wird jedoch der Farbstoff nach dem Zusammenrühren mit der Grundlage durch Zusatz des Fällungsmittels als unlöslicher Niederschlag abgeschieden, welcher nun mit dem Substrat zusammen eine einheitliche, gefärbte Masse bildet. Oder die Grundlage wird erst in der Lösung des Farbstoffs niedergeschlagen und zwar durch dasselbe Fällungsmittel, welches gleichzeitig mit dem Farbstoff einen unlöslichen Niederschlag bildet.

Für diejenigen Farblacke, welche in der Dekorationsmalerei benutzt werden, ist der fein gemahlene Schwerspath die wichtigste Grundlage. Weniger benutzt wird Gyps und Kaolin. Gyps dient hauptsächlich bei der Imitation von Zinkgrünen und auf Kaolin werden besonders die Neutralfarbstoffe, wie Malachitgrün, Fuchsin und Methylviolett, sowie Eosin niedergeschlagen.