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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Esterlacke; Mattlack

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Farben und Farbwaaren.

Mattlack.

Die Mattlacke werden entweder mit Kopal- oder mit Dammarlack in der Weise hergestellt, dass man 1 Th. Wachs schmilzt, dann 3 Th. Terpentinöl und 3 Th. des betreffenden Lackes zumischt und bis zum Erkalten rührt. Da sie schwer trocknen, thut man gut, beim Gebrauch Siccativ hinzuzumengen.

Esterlacke.

Diese seit einigen Jahren in den Handel kommenden Lacke, welche nach unserer Ansicht eine grosse Zukunft haben, werden nach gänzlich neuen Prinzipien dargestellt. Ihre Grundlage ist nicht, wie bei den bisher besprochenen Lacken, Kopal- oder Bernstein, sondern auf chemischem Wege dargestellte Harzsäureester (siehe weiter unten). Diese stellen äusserlich harzähnliche Substanzen dar, vom Aussehen des Kolophons, jedoch härter als dieses und selbst in absolutem Alkohol völlig unlöslich. Leicht löslich dagegen in Benzin, Terpentinöl und heissen fetten Oelen. Sie sind vollständig neutral, greifen daher weder Metalle an, noch verbinden sie sich mit Metalloxyden. Dr. Buchner sagt im Bayer. Gewerbe- und Industrieblatt Folgendes:

"Die Lackindustrie, die lange als wichtigstes Rohmaterial nur den Kopal und Bernstein kannte, ist durch die patentirten Harzsäureester (D. R. P. No. 32083) von Dr. E. Schaal ganz wesentlich bereichert worden.

Ester ist ein chemischer Begriff für eine Körperklasse, die aus der Vereinigung von Säure und Alkoholen unter Wasseraustritt hervorgegangen ist; "Harzsäureester" (verkürzt "Lackester") sind solche Verbindungen, die durch Vereinigung, von Harzsäuren mit Alkoholen unter Wasseraustritt gebildet werden.

Die grosse Zahl der Harzsäuren und Alkohole bedingt eine noch grössere Anzahl von Harzsäureestern und ist man dadurch in der Lage, allen nur denkbaren Ansprüchen in den Eigenschaften gerecht zu werden; allerdings ist die Herstellung der Ester zuweilen eine recht schwierige.

Die Klasse der Ester überhaupt ist eine sehr verbreitete und sind darunter alle thierischen und pflanzlichen Fette, Oele (Leinöl) und auch das Bienenwachs zu rechnen. Es sind bekanntlich Körper von grosser Beständigkeit und zeigen die künstlich hergestellten Lackester diese Eigenschaft auch in sehr hohem Grade.

Im Grunde genommen verhalten sich die Ester wie neutrale Salze, Kochsalz, Glaubersalz, welche durch Vereinigung von Säuren mit Alkalien unter Wasseraustritt gebildet werden; es sind die Ester neutrale, d. h. weder saure noch basische Stoffe und ist dies ein sehr grosser Vorzug vor sehr vielen anderen Lackharzen, die, wie die meisten Kopale, Kolophonium, Schellack etc., saure Körper sind und zumal bei hohen Tempe-^[folgende Seite]