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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Geschäftliche Praxis.

sind Talkum und Magnesiumcarbonat, häufig rosa oder gelblich gefärbt; bei den Streupulvern zuweilen auch das Lycopodium.

Trockene Schminken sind Puder, denen, um die Schminkwirkung, d. h. die Färbung der Haut zu erhöhen, färbende Substanzen in grösseren Mengen zugesetzt sind. Hierzu dienen für Roth Carmin, Eosin und Carthamin; für Weiss Zinkweiss, Blanc fixe und zuweilen auch das sog. Perlweiss (basisch salpetersaures Wismuthoxyd). Fettschminken sind entweder Salbenmischungen, welche auf das Feinste mit den färbenden Substanzen verrieben, oder mit den verschiedensten Stoffen gefärbte Cerate, welche in Stiftform gebracht sind. Diese sog. Schminkstifte dienen namentlich für Theaterzwecke zum Färben der Augenbrauen, der Lippen etc.

Mittel zur Haarpflege sind Haar- und Kopfwaschwässer, Haarpomaden und Haaröle; in zweiter Linie die sog. Brillantine. Haarwasser sind theils spirituöse, theils wässerige Mischungen, welche theils reinigend und entfettend, theils kräftigend auf den Haarboden wirken sollen. Für ersteren Zweck enthalten sie vielfach Borax oder Natriumbicarbonat, Quillajarindenauszug oder Seife; für letzteren Zweck gewöhnlich adstringirende oder Hautreizende Substanzen (Chinarinde, Canthariden, Capsicum u. a. m. ). Haaröle sind gewöhnlich nur parfümirte Oele, welche fettend auf das Haar und den Haarboden wirken sollen. Geeignet hierzu sind namentlich feines Provenceröl, Erdnuss- oder Mandelöl. Ricinusöl, welches vielfach empfohlen wird, muss, um ihm seine übergrosse Zähigkeit zu nehmen, mit absolutem Alkohol verdünnt werden.

Zur Darstellung von Pomaden, die eine längere Haltbarkeit besitzen sollen, sind folgende Haupterfordernisse nothwendig: 1. Frische, bei sehr niederer Temperatur ausgelassene Fette; 2. Vermeidung von weissem Wachs, Japanwachs oder Stearinsäure, da diese ein rasches Ranzigwerden bedingen; 3. Vermeidung von jeglichem Wasserzusatz (Wasser darf nur bei billigen, zum raschen Verbrauch bestimmten Pomaden zugerührt werden). Sehr empfehlenswerthe Fettmischungen sind Kakaobutter und Olivenöl, oder Olivenöl mit Paraffinum solidum, oder sog. Benzoeschmalz, d. h. ein frisch ausgelassenes Schmalz, dem 2% Benzoesäure zugefügt sind. Vaselin ist für Pomaden nicht zu empfehlen, weil es nur schwer von der Haut und den Haaren aufgesogen wird. Bei Lanolin, das am leichtesten von Haut und Haaren resorbirt wird, ist leider dessen eigenthümlicher Geruch schwer zu verdecken.

Unter Stangenpomaden verstehen wir solche Mischungen, welche durch Zusatz von Wachs oder Harz eine derartige Konsistenz erhalten, dass sie sich durch Ausgiessen in Stangen formen lassen.

Brillantine. Unter diesem Namen versteht man Mittel, welche das Haar, namentlich den Bart, fetten und zugleich etwas steifen sollen. Es sind durchgängig parfümirte, alkoholische Lösungen von Ricinusöl oder Glycerin.