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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Zweiter Theil

Die Herstellung der gebräuchlichen Handverkaufsartikel.

Schlagworte auf dieser Seite: Altonaer Kronessenz; Flüchtiges Liniment; Linimentum ammoniatum

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Medizinische Zubereitungen.

Bei Verwendung von Rohkefir (Trockenkefir) verfährt man folgendermassen: Man überzeugt sich zunächst von der Aechtheit des Rohprodukts, ob der Kefirpilz frei von den aus den Burdjuks herzuleitenden Fellstückchen ist, ferner ob er frei von Mehl resp. Brodklümpchen und vor Allem von dem Milchpilze (oidium lactis) ist. Ein gutes Getränk kann niemals erzeugt werden, wenn der Kefirpilz nicht von vornherein die Garantie der Aechtheit bietet, wie dieselbe nur vom Fachmann konstatirt werden kann. Das Vorhandensein des oidium lactis, welcher dem Burdjuk, d. h. den Fellsack, in welchem der Pilz zum Versand kommt, durchwuchert, hat zur Folge, dass eine beschleunigte Gährung, Sauerwerden, Scheidung in Molke und Käse beim Kefirgetränk eintritt.

Hat man die Ueberzeugung, achten Rohkefir zu verarbeiten, dann bietet das Präpariren, d. h. die Vorarbeit, welche erforderlich ist, um den Kefirpilz wirksam zu machen, keine Schwierigkeit. Man schüttet ca. 25gr trockne Pilze in ½ l Trinkwasser, fügt 3,0gr Milchzucker hinzu und erneuert diese Mischung dreimal innerhalb 48 Stunden. Den dritten Tag giesst man auf die weisslichen Kefirpilze ½ l abgekochte, abgekühlte Milch, giesst diese nach 6 Stunden ab, schüttet diese präparirten Pilze in eine Weinflasche und verfährt wie oben angegeben.

Altonaer Kronessenz.

Aloe 30,0

Lärchenschwamm 3,0

Kampher 4,0

Rhabarber 4,0

Angelikawurzeln 4,0

Enzianwurzeln 4,0

Galgantwurzeln 4,0

Zittwerwurzeln 4,0

Theriak 4,0

Myrrhen 5,0

Benediktenkraut 10,0

Lakritzen 20,0

Spiritus 80 %, so viel als nöthig, dass 1kg Kolatur erhalten wird. Dieselbe wird mit Zuckerkulör dunkelbraun gefärbt.

Diese Vorschrift gilt als Originalrezept für die, namentlich nach Südamerika, in grossen Massen versandte Kronessenz.

Linimentum ammoniatum. (L. volatile.)

Flüchtiges Liniment.

Olivenöl 3 Th.

Mohnöl 1 Th.

Ammoniakflüssigkeit 1 Th.

Bei der Bereitung dieses sehr einfachen Präparates ist nur zu beachten, dass man einen Salmiakgeist verwendet, welcher die von dem D. Arzneibuch verlangte Stärke besitzt, derselbe muss also ein spez. Gew. von 0,960 haben. Der Salmiakgeist des Handels ist meistens stärker.

Die Vorschrift des Arzneibuches liefert ein sehr dick werdendes Liniment, welches durch Verdünnen mit ein wenig Spiritus wieder auf die gewünschte Konsistenz gebracht werden muss. Dieser Uebelstand lässt sich vermeiden, wenn man statt der oben angegebenen Oelmischung 3 Th. Sesamöl oder raffinirtes Rüböl nimmt.