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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Zweiter Theil

Die Herstellung der gebräuchlichen Handverkaufsartikel.

Schlagworte auf dieser Seite: Johannisbeerwein

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Genussmittel.

Heidelbeer- und Johannisbeerwein n. J. P. Wagner.

Die Beeren werden gequetscht und ausgepresst. Auf 1 Liter dieses Saftes fügt man hinzu 1kg Zucker, aufgelöst in 2 Liter Wasser. Mit dieser Mischung wird ein Gefäss (Flasche, Ballon, Fass) vollständig gefüllt, die Oeffnung eventuell mit einem Sandsäckchen bedeckt und an einem warmen Orte der Gährung überlassen. Das betreffende Gefäss wird von Zeit zu Zeit mit zurückbehaltener Saftmischung nachgefüllt; sollte diese nicht vorhanden sein, kann man auch Zuckerwasser nehmen. Februar, März wird die Gährung beendet sein; der gebildete Wein, welcher meistens noch etwas nachgährt, wird klar abgezogen, auf Champagnerflaschen gefüllt und mit starkem Bindfaden verbunden, liegend an einem kühlen Orte noch ein Jahr gelagert.

Liefert ein vorzügliches Fabrikat.

Johannisbeerwein.

Die bei trocknem Wetter gepflückten Trauben werden abgebeert, dann in grossen Schüsseln mit den Händen zerdrückt; hierauf wird die Masse in ein Haartuchsieb geschüttet, so dass der Saft ablaufen kann. Die im Siebe zurückbleibenden Trester werden dann in einem geeigneten Gefäss mit ein wenig Wasser übergossen und bleiben zum Auslaugen an einem kühlen Orte 24 Stunden stehen, worauf sie ebenfalls abgepresst werden. Der so gewonnene Saft muss nun mit einem entsprechenden Wasser- und Zuckerzusatz in einem reinen Weinfässchen vergähren. Auf je 1 Liter Saft nimmt man 2 Liter Wasser und, je nach der Stärke des zu erzielenden Weines, 1-2 Pfund Hutzucker. Auch Spiritus-, Rum- und Branntweinfässer können im Nothfall Verwendung finden, müssen aber erst mehrmals mit kochender Sodalauge ausgebrüht und mit reinem Wasser nachgespült werden. Ist das Fässchen ganz geruchlos und rein, so bringt man den Most hinein, legt das Fass in einen Raum, wo die Temperatur 14-16° R. beträgt, bedeckt das Spundloch mit einem umgekehrten Weinglase und wartet nun ruhig den Beginn der Gährung ab, die gewöhnlich in einigen Tagen eintritt. Ist dieselbe in vollem Gänge, so wird das Spundloch mit einer Gährröhre verschlossen, die man sich leicht für ein paar Pfennige selbst herstellen kann. Die Anwendung derselben ist nöthig, weil sonst Essigbildung eintreten würde. Hat das Zischen und Brausen im Fasse aufgehört (Oktober - November), so füllt man das Fass mit Wein (in Ermangelung mit Zuckerwasser) ganz voll, spundet es fest zu und bringt es in den kühlen Keller. Damit es stets spundvoll bleibe, muss man häufig nachfüllen. Im März ist der Wein völlig klar geworden, die Hefe hat sich zu Boden gesenkt und es ist nun Zeit, ihn von dem Bodensatz abzuziehen, um ihn getrennt von der Hefe in einem eigenen Fässchen, das ebenfalls immer spundvoll gehalten werden muss, der vollkommenen Ausbildung entgegen zu führen.