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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Zweiter Theil

Die Herstellung der gebräuchlichen Handverkaufsartikel.

Schlagworte auf dieser Seite: Toiletteseifen; Transparent-Seifen

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Kosmetika.

dem Umstände, dass sie vollständig laugenfrei und sehr gut ausgetrocknet in den Handel kam. Neuerdings scheint diese Reellität etwas nachgelassen zu haben; wenigstens werden grosse Quantitäten Wasserglas gerade nach jenen Gegenden, in welchen die Seife fabrizirt wird, von Deutschland exportirt.

Palmölseife. Ist ihrer gelben Farbe halber und wegen des eigenthümlichen Geruchs nur zu ordinären Seifen brauchbar. Vielfach wird aus diesem Rohmaterial die halbfeste sog. Tonnenseife fabrizirt.

Kokosseife. Ist in reinem Zustände sehr weiss, hart, jedoch von einem unangenehmen, lange anhaftenden Geruch, der sich nur durch andere starke Gerüche, namentlich Mirbanessenz verdecken lässt. Sie schäumt sehr stark, greift aber die Haut wegen ihres meist sehr grossen Laugengehaltes an. Gewöhnlich wird daher das Kokosöl mit anderen Fetten vermengt und so verarbeitet.

Transparent-Seifen. Werden in der Weise hergestellt, dass man eine beliebige Seife in etwa dem gleichen Gewicht Weingeist im Wasserbade, besser noch im Destillirkessel, mittelst Wärme auflöst, die Lösung durch Absetzen klären lässt und dann in Formkästen ausgiesst. Nach einigen Wochen ist die Masse hinlänglich erhärtet, um in Riegel geschnitten resp. in Formen gepresst werden zu können. Diese Seife segelt fast immer unter der falschen Flagge "Glycerinseife".

Aechte Glycerinseife. Wird in gleicher Weise wie die vorige bereitet, nur dass hier statt des Weingeistes kalkfreies Glycerin angewendet wird.

Toiletteseifen. Die Bereitung dieser Seifen ist eine sehr verschiedene, und der Seifenkörper, welcher als Grundlage dazu benutzt wird, ist es ebenfalls. Bei den billigen Sorten besteht er meistens aus den ordinärsten Füllseifen, während die feineren gewöhnlich eine aus Olivenöl und Talg bereitete Kernseife als Grundlage haben. Auch die Art der Parfümirung geschieht nicht immer in gleicher Weise. Bei den geringeren Sorten, denen billigere, daher meist strengere Parfüms zugesetzt werden, rührt man die betreffenden Oele in die halbflüssige Seifenmasse ein. Feinere Seifen dagegen werden gewöhnlich kalt parfümirt. Die betreffende Kernseife wird gehobelt, mit den Parfüms übergossen, dann in einer eigenen Maschine, der sog. Pilirmaschine, mittelst Walzen innig durchgearbeitet; die Stücke werden durch Pressung geformt. Diese Methode hat den Vortheil, dass die Gerüche weniger verändert werden, während bei den billigen, laugehaltigen Seifen die Oele sich sehr rasch zersetzen, so dass dieselben bei längerem Liegen bald einen unangenehmen Geruch annehmen. Vielfach werden ihnen für besondere Zwecke noch Zusätze hinzugefügt, z. B. Bimsteinpulver, Sand, Ochsengalle oder auch medizinische Körper, so dass die Seife resp. deren Schaum als ein wirkliches, äusserliches Medikament anzusehen ist. Gerade in neuerer Zeit ist die Anwendung dieser sog. medizinischen Seifen eine sehr gesteigerte.