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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Zweiter Theil

Die Herstellung der gebräuchlichen Handverkaufsartikel.

Schlagworte auf dieser Seite: Kosmetika

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Kosmetika.

Uebel zum Stillstehen zu bringen, das Ausfallen der Haare auf seinen normalen Verlauf zurückzuführen und so, allerdings auf indirektem Wege, den Haarwuchs zu befördern.

Die Zahl der zu diesem Zweck in den Handel gebrachten Mittel ist eine überaus grosse. Unter den pomphaftesten Namen werden sie vertrieben, und die enorm hohen Preise, welche oft für derartige Mittel gezahlt werden, sind ein Beweis, wie begehrt sie sind. Anders liegt die Sache, wenn man die Stoffe betrachtet, welche zur Bereitung von Haarwuchsmitteln benutzt werden; da zeigt es sich bald, dass deren Zahl eine verhältnissmässig geringe ist. Sie beschränken sich auf einige tonische Mittel, wie Chinin und Chinarinden überhaupt; auf ein Adstringens, die Gerbsäure; verschiedene reizende Mittel, wie Kanthariden, spanischer Pfeffer, Niesswurz, zu welchen neuerdings noch das Pilocarpin gekommen ist; einige Balsame und die ätherischen Oele und endlich in sehr geringem Masse verdünnte Säuren.

Ihre Anwendung geschieht überwiegend in spirituöser Lösung; weit seltener als Pomaden mit Fett gemischt. Wir halten diese letztere Anwendung für weniger empfehlenswerth, da die wirksamen Stoffe in dieser Form entschieden schwieriger von der Haut aufgesogen werden, als dies in spirituöser Lösung der Fall ist. Wird die Form aber dennoch gewählt, so sollte man als Pomadengrundlage immer Lanolincrême verwenden, da das Lanolin erfahrungsmässig am leichtesten von der Haut aufgesogen wird. . Ueber die Anwendung derartiger Haarwuchsmittel giebt Paschkis in seiner Kosmetik einige beherzigenswerthe Winke. Er macht darauf aufmerksam, dass ihre Anwendung nur dann von Nutzen sein könne, wenn sie in wirklich rationeller Weise geschähe. Für eine solche ist es nothwendig, die Haarwuchs befördernden Mittel in richtigem Wechsel mit den übrigen Mitteln für die Haarpflege zu verwenden. In den meisten Fällen hat der Haarschwund seinen Grund in zu starker Fettabsonderung der Kopfhaut und dadurch bedingter Schuppenbildung. In allen diesen Fällen empfiehlt es sich zuerst, eine gründliche Reinigung des Kopfes mit entfettenden Waschmitteln vorzunehmen, dann ein oder zwei Tage später Anwendung der Haarwuchs befördernden Mittel und, wenn diese spirituöser Natur waren, wiederum einige Tage später eine gelinde Fettung der Kopfhaut folgen zu lassen. In dieser Reihenfolge muss die Behandlung dann eine längere Zeit in nicht zu kurzen Zwischenpausen fortgesetzt werden.

Im entgegengesetzten Falle, wenn die Kopfhaut zu trocken ist, also nicht genügend Fett absondert, fällt die Behandlung mit entfettenden Mitteln selbstverständlich fort. Werden Pomaden verwandt, so sind diese besonders sorgfältig zu verreiben, indem man die Haare mittelst eines Kammes strichweise theilt, und so die freigelegten Kopfhautstellen mit der Pomade einfettet. Bei spirituosen Lösungen ist ein Auftragen der Flüssigkeiten mittelst eines weichen Pinsels am vortheilhaftesten.