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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Zweiter Theil

Die Herstellung der gebräuchlichen Handverkaufsartikel.

Schlagworte auf dieser Seite: Das Bleichen der Haare; Enthaarungsmittel

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Kosmetika.

Das Bleichen der Haare.

Die Mode verlangt zuweilen, dass dunkleres Haar auf dem Kopfe heller, mehr blond gefärbt werden soll. Dieses lässt sich dadurch erreichen, dass man das vorher entfettete und dann mit reinem Wasser nachgewaschene Haar mit Wasserstoffsuperoxyd in starker Lösung durchfeuchtet. Diese Operation muss öfter wiederholt werden, bis die gewünschte Farbe erreicht ist. Eine solche Wasserstoffsuperoxydlösung wird unter dem Namen "Aureoline" in den Handel gebracht.

Todtes Haar, welches für Friseurzwecke vielfach entfärbt werden soll, da weisse Haare bedeutend theurer sind, als dunkle, wird zuerst durch Auskochen mit Sodalösung entfettet und dann in eine starke Wasserstoffsuperoxydlösung eingelegt.

Oder, man tränkt es zuerst nach der Entfettung mit einer gesättigten Lösung von Kaliumpermanganat und legt es dann, nachdem die Lösung angetrocknet, in stark verdünnte Salzsäure.

Enthaarungsmittel (Depilatoria).

Im Gegensatz zur Pflege der Haare tritt an die Kosmetik zuweilen die Aufgabe heran, Haare von Stellen des menschlichen Körpers zu entfernen, an welchen man sie, nach unseren Schönheitsbegriffen nicht wünscht. Zuweilen sind es Maale, auf welchen neben dem gewöhnlichen Wollhaar starke und dicke Haare hervorspriessen; theils zeigt sich auf den Lippen und Wangen selbst jugendlicher weiblicher Personen ein Anflug von Bart, der, wenn er auch ein pikantes Aussehen giebt, doch nicht gerade erwünscht ist. Auch an der Nase zeigen sich sowohl bei männlichen wie bei weiblichen Personen häufig starke bartähnliche Haare, die nicht gerade zur Verschönerung beitragen.

Derartige abnorme Haarbildungen finden sich namentlich bei Personen mit dunklem Haar, daher am meisten bei den südländischen Volksstämmen.

Die Aufgabe der Haarentfernung ist keine ganz leichte, da die Haut weiblicher Personen, diese kommen ja fast allein in Betracht, eine sehr zarte und empfindliche ist. Das Abrasiren verschlimmert die Sache immer mehr, da die Haare dadurch stärker werden und das Ausziehen einzelner Haare mittelst einer Pinzette ist eine sehr mühsame und dabei sehr schmerzhafte Prozedur, welche die Haut obendrein so stark reizt, dass oft gefährliche Entzündungen entstehen. Man ist deshalb gezwungen, zu anderen chemischen Mitteln zu greifen, welche die Haut lockern und quellen machen und die Hornsubstanz der Haare so weit erweichen, dass diese sich nachher durch kräftiges Reiben und Waschen entfernen lassen. Dieser Zweck würde am besten durch die Aetzalkalien erreicht werden,