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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Zweiter Theil

Die Herstellung der gebräuchlichen Handverkaufsartikel.

Schlagworte auf dieser Seite: Auffrischung unleserlich gewordener Schriftzüge; Tinten-Radirstifte

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Auffrischung unleserlich gewordener Schriftzüge.

Bei der Benutzung verfährt man ebenso wie bei den amerikanischen Fleckstiften.

Tinten-Radirstifte.

Bimsteinpulver 75,0

Sandarakpulver 15,0

Dextrin 5,0

Traganth 5,0

Die Pulver werden auf das Innigste gemengt, mit möglichst wenig Gummischleim zu einer knetbaren Masse angestossen, diese auf einer Glastafel oder auf Talkumpulver zu bleifederdicken Stäbchen ausgerollt. Gut ausgetrocknet, spitzt man sie an einem Ende zu und wickelt sie in Zinnfolie.

Auffrischung unleserlich gewordener Schriftzüge.

Es tritt häufig der Fall ein, dass alte Schriftstücke durch den Einfluss von Luft und Feuchtigkeit so weit verbleichen, dass das Lesen der Schriftzüge fast zur Unmöglichkeit wird. In den meisten Fällen ist eine Wiederherstellung der Schrift möglich, wenn nicht die Vermoderung schon so weit fortgeschritten, dass die Tinte gänzlich zerstört ist. Immerhin ist die Aufgabe eine sehr schwierige, so dass bei wichtigen alten Dokumenten die grösseste Vorsicht geboten ist, wenn nicht das ganze Dokument verloren gehen soll. Zahlreiche Forscher haben sich mit diesem Gegenstand beschäftigt und so wollen auch wir hier, gewissermassen als Anhang zu den Tinten, Einiges über die verschiedenen Methoden angeben.

Da es sich bei älteren Schriftstücken immer nur um Gallustinten handelt, so ist bei dem Verfahren auch nur auf diese Rücksicht zu nehmen. Die Veränderungen, welche eine Gallustinte durch Feuchtigkeit, Schimmelbildung und Lufteinfluss erleiden kann, sind uns ja völlig klar. Die organischen Bestandtheile derselben zersetzen sich allmälig ganz und das Eisenoxydulsalz geht durch den Sauerstoff der Luft in gelbes, unlösliches Ferrisulfat über. So lange die Einwirkung nur bis zu diesem Punkte gelangt ist, ist ein Wiederleserlichmachen der Schrift möglich. Unter dem Einfluss grosser Feuchtigkeit aber kann das ganze Eisenoxydsalz allmälig in Lösung gekommen sein und sich entweder in der Papierfaser ganz vertheilt haben oder ganz ausgewaschen sein. In diesem Falle müssen alle Wiederherstellungsversuche scheitern.

Das Nächstliegende wäre nun, die vergilbten Schriftzüge wieder durch Gerb- oder Gallussäure in Eisentannat überzuführen und so zu schwärzen. Es ist dieses Verfahren auch möglich, wenn die Schrift nicht zu grosser Feuchtigkeit ausgesetzt war. Man setzt dann das Papier eine Zeitlang der Einwirkung von Essigdämpfen aus und überfährt danach die Schriftzüge mittelst eines Pinsels mit einer Gallussäurelösung. Die Schrift wird