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Abhandlung von der Stadt Ulm

Bruder Felix Fabris, Druck der Buchdruckerei von Heinrich Frey, Ulm, 1909

Nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart verdeutscht von Professor K. D. Haßler.

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erste Stadt in Indien gründete, diese nach dem Namen seines Sohnes Enoch, und nach der Sündflut benannte der Tyrann Nimroth, als er an der Stätte der Sprachenverwirrung eine Stadt baute, diese Babylon d. h. Verwirrung, so benannte Salem die Stadt Salem, die jetzt Iherusalem heißt, und als sie gänzlich zerstört war, benannte sie der Kaiser Helius (Älius) Adrianus, der sie wieder aufbaute, nach sich Helia (Älia), so Dionysius Nysa, Medius Meda, Perseus Persa, so Julius Juliacum (Jülich). Und manchmal wurden Städten von dabei befindlichen Gewässern ihre Namen beigelegt, wie z. B. Susis von dem Fluß Susa genannt wird, der an der Stadt vorbeifließt. - Manchmal empfingen die Städte ihre Namen von irgend welchen Ereignissen, so ist z. B. die Stadt Gaza daher benannt, daß Cambyses daselbst Schätze aufgehäuft hatte; denn gaza bedeutet Schatz. So ist Argentina (Straßburg) wegen des in den Staatsschatz der Römer gesammelten Silbers (argentum) und Basel (Basilea) so genannt, weil es an einer Königsstätte erbaut ist, denn bei den Griechen heißen Könige basilei (βασιλεισ) oder hat es von basis d. h. "Grundlage", von le d. h. "Festigkeit" und von a d. h. "ohne" den Namen: gleichsam eine ohne feste Grundlage gegründete Stadt, da sie von Erdbeben schwankt, oder von basis d. h. Volk (?) und lea = ecclesia: gleichsam Kirche des Volks. Das Volk jedoch sagt so, die Stadt werde nach einem basiliscus (Schlange) benannt, welcher daselbst einst verborgen war und sehr viele durch seinen Anblick vergiftete, und nach seinem Tod hinterließ er der Stadt den garstigen Namen. Wir lesen, daß (pag. 7) ein junger Schäfer sich aus Blumen einen Kranz zum Schmuck und Vergnügen flocht; gegen ihn erhob sich eine Schlange aus einer Höhle und ging auf ihn los, aber der Schäfer kämpfte tapferen Mutes mit ihr. Als dies Päan, der Sohn Apollos, sah, wunderte er sich sehr, daß der Schäfer durch den Anblick der Schlange nicht gestorben sei, er nahm näher tretend ihm den Kranz vom Kopf, worauf der Mann sogleich verschied. Päan aber legte dem Toten einige Blumen in den Mund, und durch die Berührung mit einer Blume kam der Schäfer doch wieder ins Leben zurück. Auch Colonia (Köln) wurde so genannt nicht von der Bewohnung durch Franken, sondern durch Römer: es wurde nämlich von Kaiser Claudius gegründet und erhielt von seiner Gattin Agrippina den Namen Agrippina. Die Stadt Thuregum (Zürich), die im Gebiet zweier Könige liegt und daher Duregum und mißbräuchlich Thuregum genannt wird, weil sie die Grenzzeichen der Reiche Germanien und Gallien (Deutschlands und Frankreichs) durch den Lauf ihres Flusses, nämlich der Limmat, trennt, wurde vor Alters allgemein Zwirich, zwei Reiche, genannt und heißt jetzt Zürich. Auch Alexander der Große erbaute an der Stelle, wo sein Lieblingsroß namens Bucephalus starb, eine Stadt und gab ihr den Namen seines Rosses, jetzt Bucephala genannt. Auch der Rat von Venedig nennt das große vergoldete Schiff, in dem der Doge und der Rat zeitweise zu den Schauspielen fährt, nach dem ebengenannten Roß Bucephalus oder Buccatus und Bucentaurus. Wir wissen auch aus der Geschichte, daß einst sehr schwere Kriege bei der Erbauung von Städten aus dem Streit über ihre Benennung entstanden sind. Daher soll aus diesem Grunde Romulus seinen Bruder Remus getötet haben, weil Romulus wollte, daß die Stadt nach ihm Roma genannt werde, (worüber gelesen und bemerkt wird in l. VI tr. ff. de rerum divisione im Text und in den Anmerkungen), Remus aber wollte, daß sie Rema heiße; und über den einen Buchstaben gerieten sie in Streit. Auch Augustinus 18 de civitate dei erzählt den Streit der Götter bei