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Abhandlung von der Stadt Ulm

Bruder Felix Fabris, Druck der Buchdruckerei von Heinrich Frey, Ulm, 1909

Nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart verdeutscht von Professor K. D. Haßler.

Schlagworte auf dieser Seite: Die dritte Zunft; Die fünfte Zunft; Die sechste Zunft; Die siebente Zunft; Die vierte Zunft; Die zweite Zunft

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Gewandschneider nennt; in dieser Zunft sind Handwerker vieler Arten, z. B. die Sattler, 1) die Zaummacher (Riemer), Seiler, Gürtler und Bortenmacher, die Knopfmacher (pag. 135), Seckler, Taschner und Nestler, die Bildmaler, Briefmaler, Tüncher, Wand- und Tafelmaler, die Bildschnitzer, Glaser oder Fenstermacher, Würfelmacher, Pergamenter auch Weißgerber genannt, die Nadler, Bürstenbinder, Spindeldreher, Handschuhmacher und diejenigen, welche täglich Fremde ums Geld gastlich aufnehmen (Gastwirte) u. s. w.

Die zweite Zunft ist die der Kaufleute: sie enthält diejenigen, welche mit Eisen und Stahl handeln, oder mit Salz oder mit Butter und mit Schafwolle oder Baumwolle, oder mit Tüchern und mit Geschäften solcher Art zu tun haben, und es wäre zu lang, im Einzelnen den Unterschied zwischen den ersten und diesen anzugeben. In dieser Zunft sind die Greggen, Linsen, Wurm, Lupin, Falben, Gienger und andere bedeutende Familien. Und einst konnten sie in den Stand der Dritten hinaufkommen.

Die dritte Zunft ist die der Marner, d. h. derjenigen, welche graue Tücher aus Wolle machen oder mit ihnen handeln. Denn ehemals war diese Zunft die mächtigste in Ulm, durch Reichtum und Angehörige hervorragend, weil fast aller Handel von ihnen abhing. Daher war diese Zunft mit besonderen Privilegien begabt; in ihr sind heutzutage einige Großhändler, Kramer, auch einige Tuchmacher und alle Hutmacher, Färber und Wollarbeiter in jederlei Wolle. In dieser Zunft sind auch alte Geschlechter, z. B. die Renzen und einst die Leschabrand und die Lebzelter.

Die vierte Zunft ist die der Schmiede; in dieser sind die Goldschmiede, Hufschmiede (pag. 136), Schlosser, Messerschmiede, Harnischmacher und Waffenschleifer, Sporer, Künstler in Kupfer und Messing, Kesselschmiede, kurzum alle kommen in dieser Zunft zusammen, die mit einem eisernen Hammer zu arbeiten haben, wie Maurer und Goldschläger. In dieser Zunft sind jetzt die Wirker, Kobolt, Schwertfirber, Otwin, Ruchschnabel, Teschler, Langnower, Schwegler; auch die Dachdecker sind in ihr, z. B. die Nüremberger. Ehemals gehörten zu ihr die Streler, Lobysin und Refinger.

Die fünfte Zunft ist die der Bäcker, die weißes, schwarzes oder rotes Brot backen, und die Zunft ist groß, weil es viele Brotesser in Ulm gibt und die Zunft nicht mit andern Handwerken gemischt ist. In ihr sind die Isilin, Bumann, Schmeltzlin, Kremer, gute Geschlechter, und viele andere waren ehemals in ihr: die Wolfen, Oschwalten und Kolben.

Die sechste Zunft sind die Müller, die, obgleich sie nicht viel Gesinde haben, doch viel zu arbeiten haben. Zu dieser Zunft kommen noch die Beutler. 2) In dieser sind die Buggen, Griesinger. Und ganz allgemein ohne einen anderen Beinamen werden sie Müller genannt.

Die siebente Zunft sind die Fischer, zu der man auch die Führer von Netzen, Schiffen und Flößen rechnet. In dieser sind (pag. 137) die Ruosen, Molventer (Malwarter), Kalharten u. s. w. In dieser sind auch die Garnsieder z. B. die Götzen.

1) Die folgenden Handwerker meist nach Veesenm.

2) Tartarisatores. Nach dem Evagatorium ed. Haßler III, 449 heißt eine Burg zwischen Toblach und Ampezzo italienisch Putaste, deutsch Bütelstein (oder Bütenstein), jetzt Peudelstein, weil hier auf der Grenze zwischen dem Gebiet von Venedig und dem Grafen von Sorio alle Vorübergehenden, wie das Mehl durch einen Beutel (taratantare) gereinigt, durch die Grenzwächter durchgesiebt werden. Du Cange: taratantarizare = farinam colare das Mehl reinigen oder beuteln. Daraus ist wohl tartarisare beuteln, tartarisator Beutler entstanden.