Schnellsuche:

Abhandlung von der Stadt Ulm

Bruder Felix Fabris, Druck der Buchdruckerei von Heinrich Frey, Ulm, 1909

Nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart verdeutscht von Professor K. D. Haßler.

Schlagworte auf dieser Seite: Von dem Kloster Wiblingen

117

versetzte sie nach Ottenbüren, um den Ort mit Zustimmung des Abts des Klosters zu reformieren, aber die Mönche, unfähig die Zucht zu ertragen, zwangen die ihnen Geschickten, in ihre Klöster zurückzukehren. Endlich wurde die Sache vor den apostolischen Stuhl gebracht und ein eigener Legat vom Papst abgeschickt, um das Kloster zu visitieren, und wenn es nötig wäre, zu reformieren. Als dies beides nach vielen Wirren und Kosten ausgeführt war, verließen die Mönche das Kloster, streiften in den Städten und Dörfern umher, machten unerklärlichen Aufwand und versuchten, Schweizer gegen das Kloster zu führen. Und grenzenloser Unfug wurde getrieben. Endlich aber starb der alte Abt, und ein Bruder von Elchingen wurde förmlich und ordnungsgemäß als Abt eingesetzt. Trotzdem rotteten sich die draußen herumlaufenden Mönche in einem Wirtshaus zusammen und wählten unter sich ohne Form und Gewähr des Rechts einen Abt. Und bei dem allem häuften sich sehr große Kosten auf das Kloster. Hierauf griff endlich der dem Bischof von Augsburg feindlich gesinnte Herzog Georg von Bayern unter dem Schein der Frömmigkeit, wie wenn er das Kloster besser reformieren wollte, das Kloster an und machte nach Vertreibung des Abtes, was reformiert war zu nichte. Als aber der Bischof von Augsburg, der ehrwürdige Herr Ioannes von Werdaberg, gestorben und der ehrwürdige Friederich von Hochenzorn eingesetzt worden war, gab der genannte Herzog das Kloster in die Hände des Bischofs zurück, und der Abt wurde wieder in sein Kloster zurückgeführt. Eine kostbarere Inful (Bischofsmütze) und einen schöneren Hirtenstab, als der Abt dieses Klosters hat, habe ich noch nicht gesehen; auch nicht bessere und größere Glocken in irgend einem Kloster gehört.

Kap. 7. (pag. 174).

Von dem Kloster Wiblingen.

Sodann wende ich mich nach der Südseite und werde einiges von den Klöstern Wiblingen und Hegbach anführen. Wiblingen, ein durch seine Frömmigkeit besonders berühmtes Kloster, war mehr als 100 Jahre vor Elchingen gegründet worden in jener goldenen Zeit und in dem Versöhnungsjahr 1099, in dem die heilige Stadt Jerusalem von dem christlichen Volk unter Anführung des hochberühmten Grafen Gothofrid von Lothringen erobert und in die Freiheit des christlichen Glaubens zurückgeführt worden war. Denn zu jener goldenen Zeit waren fast alle Edlen des Abendlandes und von fast ganz Europa mit unendlichen Heeresmassen auf der Fahrt nach dem heiligen Land. Jene Edlen aber, die zurückgeblieben waren, verwendeten die Kosten, die sie auf der Fahrt über das Meer aufgewendet hätten, zum Nutzen der Kirchen, der Klöster und der Almosen. Es waren aber zur damaligen Zeit zwei erlauchte Herren, ich glaube, Grafen von Kirchberg, Otto und Hartmann Gebrüder, welche, von Glaubenseifer erfüllt, mit den übrigen Fürsten, Grafen, Freiherrn, Rittern und Edlen das Kreuz nahmen, zum Kampf gegen die Ungläubigen für die heilige Stadt Jerusalem gezeichnet. Aber damit das heilige Kreuz, unter dem sie kämpfen wollten und dessen Zeichen sie auf ihren Kleidern angenäht hatten, sie schütze und schirme, schenkten sie zur ewigen Ehre des Kreuzes und zur Erinnerung an ihre Bezeichnung mit diesem außer den Kosten, die sie auf der Fahrt aufwenden sollten, reichlich Geld und brachten Baumeister zusammen zur Gründung und zum Bau