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Abhandlung von der Stadt Ulm

Bruder Felix Fabris, Druck der Buchdruckerei von Heinrich Frey, Ulm, 1909

Nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart verdeutscht von Professor K. D. Haßler.

Schlagworte auf dieser Seite: Von den Orten zwischen Urspringen und Blaubeuren und von der Klause Weiler

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Fluß namens Ach entspringt. dieser fließt durch ein Tal und vereinigt sich bei Blaubeuren (Burro) mit der Blau, in der er bis Ulm kommt und dort in die Donau fließt. Ich glaube aber, daß dieser Namen Ach diesem Fluß von dem Namen der Nymphe zugekommen sei, die Vergils Gedichte als Aha 1) besingen, und dieser war vielleicht ein altes Heiligtum an der Stelle geweiht gewesen. Auch hat dieser Fluß bessere Fische, süßere Kräuter und gesunderes Wasser als die Blau. Daher gründeten die Alten, wie gesagt, nach ihrer Sitte an dieser Stelle zuerst einen Tempel. Hierauf als die Verehrung der Nymphen nachließ, bauten wilde Räuber daselbst eine blutige Behausung darüber. Aber als der christliche Glaube eingeführt war, (pag. 187) gründeten Edle aus der Gegend daselbst eine Kirche, die sie mit apostolischer Zustimmung frei und unmittelbar machten, so daß sie unter keinem Bischof oder Priester stand, wie der Stiftungsbrief des Klosters besagt, den ich gesehen habe. Dann übertrugen die Edlen diese Kirche und alle ihre Rechte auf den Herrn Abt in St. Georgen, der an der Stelle ein kleines und geringes Nonnenkloster errichtete, das bis auf unsere Zeit gestanden ist. Dieses aber brach Frau Helene zum größten Teil von Grund aus ab und baute das stattliche, das noch heute steht; bei dessen Gründung fand man im Innersten der Erde große Fundamente von alten Bauten und eine Masse menschlicher Gebeine und andere derartige Spuren von hohem Alter. Oberhalb Urspringen auf der anderen Seite des Berges bricht eine starke Quelle hervor, die zu einem Fluß anwachsend durch andere Täler in die Donau eilt. Dieser Fluß aber heißt Schmiecha (Schmiech), von dem wir das folgende Merkwürdige vor Augen sehen. Während er nämlich aus seiner Quelle ziemlich ungestüm hervorbricht, eilt er durch ein Tal in die Fluren und wird dann auf den Wiesen selbst verschlungen und verschwindet vollständig, wie wenn er sich im Schooß der Erde heimlich verbergen würde; denn er dringt nicht durch sichtbare Spalten der Erde ein, sondern fließt jetzt gleichsam ohne daß man ihn sieht und ist nach einer Weile ganz verschwunden. Darum glaube ich, daß dem Bach dieser Name Schmiecha gegeben worden sei, weil "schmiechen" in unserer Volkssprache so viel bedeutet als "bergen", und weil dieser Fluß eine ziemliche Strecke weit sich verbirgt, wie in den Schooß geschmiecht, deshalb wird er Schmiech genannt, und von ihm hat auch das Dorf nahe bei seinem Ursprung. seinen Namen erhalten. Während er also in die Erde versunken gewesen und eine weite Strecke in den Eingeweiden und Adern der Erde fortgeflossen ist, durchbricht er endlich, wie wenn er seine Einschließung nicht mehr ertragen könnte, bei dem Dorf Almadingen die Felsen und spaltet das Gestein, springt ungestüm wieder hervor, treibt die Räder von Mühlen, nimmt im Weitergehen seinen Namen wieder an, rinnt gleichsam froh über seine Befreiung eilends gegen den Ort Echingen hinab, und nachdem er diesen betreten und bewässert hat, fließt er durch die Gefilde und mündet zwischen dem Dorf Naßgastat und Berg in die Donau.

Kap. 10.

Von den Orten zwischen Urspringen und Blaubeuren und von der Klause Weiler.

Wenn man von Urspringen an dem Fluß Ach hinabgeht, trifft man sogleich auf einen Ort namens Schelklingen mit einer festen Burg oben auf dem Felsen gleichen Namens. Wo-

1) Veesenm.: "Aha", wo in Vergils Gedichten? Aganippe Aoniae Verg. ecl. 10, 12?