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Abhandlung von der Stadt Ulm

Bruder Felix Fabris, Druck der Buchdruckerei von Heinrich Frey, Ulm, 1909

Nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart verdeutscht von Professor K. D. Haßler.

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vor, als stürzten Mühlsteine und große Felsblöcke auf das Haus zu. Eine andere fand im Brote Würmer, Spinnen und allerlei Unsauberes. Dann wurde eine von ihnen täglich so schrecklich gequält, daß es über menschliche Kräfte ging. In einer Nacht aber brach sie, von allzu großem Schrecken überwältigt, aus der Klause und floh in die Mühle unter der Kirche; sie konnte nie mehr zur Rückkehr bewogen werden, obgleich sie eine Heilige gewesen, und beschloß ihr Leben in Blaubeuren, indem sie sich in ein anderes Haus einschließen ließ. Diese verrichtete alle Tage besondere Gebete, es möchte doch der Herr in seiner Gnade den Ort in Weiler von der unerträglichen Wut des Feindes reinigen. Und man glaubt, sie habe für den Ort und die Personen Frieden erlangt. Denn späterhin war nichts Ungewöhnliches mehr gehört worden. Denn Gott entriß von dieser Zeit an das Haus der Gewalt des Teufels, behütete es vor üblem Ruf und Ärgernissen und bewahrte es vor Gefahren. Denn vor der genannten Einsiedlerin fielen oft Steine und Felsblöcke, die vom Abhang des Berges herniederstürzten, auf das Haus. Es sind nämlich die Berge hier zackig wie Zähne, und wenn ein Felsblock sich loslösen würde und herunterfiele, würde er das Haus samt der Kirche zermalmen. Auch die Mauertrümmer der Burg Gintzelburg, die über das Haus auf der Spitze des Felsens hereinragt, haben diesem Haus ziemlichen Schaden getan. Im Jahre des Herrn 1357 war in diesem Haus eine jungfräuliche Einsiedlerin von Blaubeuren, namens Adelhaid, von exemplarisch frommem Wandel, diese wurde (pag. 193) von edlen Frauen, die rings auf den Burgen wohnten, oft besucht. Damals aber wohnte auf der Burg Gerhausen ein Graf von Helfastein mit seiner Frau, die eine edle Magd, namens Gertrud Schwelkerin, die ihr 32 Jahre lang gedient, als Beschließerin hatte. Diese Gertrud verließ, durch das Beispiel der Schwester Adelhaid bestimmt, die Welt, trat auf alles verzichtend bei der Schwester Adelhaid in das enge Gemach ein und diente mit ihr zugleich Gott. Als aber Adelhaid gestorben war, wurde Gertrud Schwelkerin selbst durch ihre Frömmigkeit berühmt und von vielen Jungfrauen besucht, die ihre Tugenden nachzuahmen wünschten. Als aber Gertrud sah, daß sie viele Seelen Christo gewinnen und als seine Bräute der Welt entziehen könne, brach sie die enge Hütte ab und baute darüber ein neues Haus, das viele Schwestern faßte. Und es traten in dieses 13 Jungfrauen ein, die ebenso aufs frommste Gott dienten. Aber nach Ablauf einiger Zeit mehrte sich ihre Zahl und das Haus wurde erweitert. Denn viele Bürgerstöchter von Ulm und von andern Gegenden wünschten daselbst Gott zu dienen, und sie wurden so sehr zur Aufnahme der Töchter gedrängt, daß sie gezwungen wurden, eine andere Wohnung zu bauen. Daher hoben sie im Jahr des Herrn 1477 das alte Haus auf und bauten daneben ein großes und hohes Haus unter Beihilfe des Herrn Abts und Klosters in Blaubeuren und der Ulmer, deren Töchter hier lebten. Ihr altes Haus aber verbanden sie mit dem neuen als Herberge für ihre Gäste und Freunde. Dies geschah aber in dem genannten Jahr unter der gottergebenen und frommen Schwester Adelhaid Aßweldin von Blaubeuren, die damals Mutter des Hauses war und noch heute ist und viele Jahre in großer Ruhe geherrscht hat. Sie ist nämlich eine Frau von besonderer Uneigennützigkeit, Redlichkeit und Frömmigkeit und herrscht wirksamer durch eine gewisse bemerkenswerte Güte, Freundlichkeit und Milde als mancher andere mit Gewalt und Schärfe herrschen könnte. Es sind aber in diesem Hause heute 12 Schwestern an der Zahl eingeschlossen. Von Nichteingeschlossenen