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Abhandlung von der Stadt Ulm

Bruder Felix Fabris, Druck der Buchdruckerei von Heinrich Frey, Ulm, 1909

Nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart verdeutscht von Professor K. D. Haßler.

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sehr reich waren und wenig Frömmigkeit hatten, so hatten sie viele Genossen (pag. 201) und verzehrten die Güter ihres Klosters ohne alle Sorge und Angst in Ulm, wo sie täglich ein herrliches Leben führten. Zu ihnen kanten ohne Zweifel ihre Mitbrüder, die Herren von Wiblingen, Elchingen, Blaubeuren und Ochsenhausen als Tischgäste, und so wurden die zeitlichen Güter dieser Klöster mit dem Verlust der Frömmigkeit verschleudert. In solche Armut aber kam das Kloster von Blaubeuren, daß daselbst eine Zeit lang weder ein Abt, noch ein Probst, noch Mönche waren. Und damals hörte auch das Nonnenkloster ganz auf und verschwand in nichts, so daß von ihm heute kaum geringe Ruinen vorhanden sind. Es war aber eine sehr reiche Witfrau, ich glaube aus Ulm, die in dem Dorf Blaubeuren wohnte: diese hatte Mitleiden mit der Verödung des Klosters und streckte hilfreiche Hände aus zu seiner Wiedererhebung; und so wurde nach Zurückberufung der Herren das Kloster daselbst wieder hergestellt und begann in Personen und Besitzungen wieder zu gedeihen. Aber die Beobachtung der Ordensregel und der geregelte Gehorsam wurden durchaus nicht eingehalten. Als aber das Kloster reich geworden war, entstand bei der Wahl der Äbte viel Uneinigkeit, da viele nach der Würde trachteten, auch Zwist und Streit zwischen den Äbten und den Mönchen. Daher ereignete sich manches Ungeheuerliche, wodurch das Kloster in sehr schlechten Ruf kam. Aber weil mit der Zeit alles vorübergeht und, was gewesen ist, auch wiederkehrt, wie es in dem Spruch Salomos Prediger 1. cap. [V. 9] heißt, und das Kloster hierauf zur Beobachtung der Ordensregel reformiert worden war, so kehrte mit dem heiligen Gehorsam auch der gute Ruf wieder, der verloren gegangen war. Denn von Tag zu Tag begannen sie wieder vorwärts zu kommen und bekamen mehr als andere benachbarte Klöster nützliche Personen, gelehrt in den Künsten, in der heiligen Theologie, in der Naturkunde, der Medizin, der Geschichte und andern Wissenschaften. Und in allen Stücken sind so die Herren dieses Klosters, wie oben steht. An der Spitze dieses Klosters aber steht jetzt, Gott sei Dank, der bedeutende Mann, der hochwürdigste Herr Abt Heinrich Fabri, der in unserer Zeit den ganzen Bau des allen Klosters abbrach und das neue Kloster nicht sowohl kostbar als geordnet und sehr schön zu allgemeinem Staunen und Bewunderung von Grund aus wieder aufbaute. Dank dem Geschick dieses ehrwürdigen Vaters nun und dem Eifer und dem Gehorsam seiner Mönche steht dieses Kloster in gutem Ruf bis heute (pag. 202) durch die Menge geschickter Personen, die Pracht der Gebäude und die Vermehrung der Besitzungen. An der Seite des Klosters ist heute eine schöne befestigte und volkreiche Stadt, wo ehemals ein kleines Dorf war, das nach der Gründung des Klosters in diesen Winkel hineingebaut und nach dem Namen der Quelle Blaubeuren genannt worden war, was auf Lateinisch so viel als "himmelblaue Quelle" bedeutet. Auch diese Quelle, die Stadt und das Kloster finden wir unter dem Namen Burron, so daß die Quelle Burron heißt und das Kloster zu Sankt Johannes bei Burron genannt wird und desgleichen die Stadt. Dieser Name aber ist meiner Meinung nach also an die Quelle gekommen. Vor Alters nämlich hießen die Quellen im Deutschen Burrn, wie sie noch heute im Elsaß Burren und nicht Brunnen genannt werden. Es entstand aber in Schwaben eine Veränderung dieses Namens durch Umstellung des Buchstaben R, und die Quellen begannen Brunnen genannt zu werden; trotzdem blieb der Quelle der alte Name Blauburen, und daher wurde das Wort Burron in die lateinische Deklination aufgenommen. Ferner bildet sich das unverständige