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Biblische Real- und Verbal-Handkonkordanz

M. Gottfried Büchner, E. Ch. Lutz, H. Riehm, Verlag von Ferd. Riehm, Basel, 1890

Exegetisch-homiletisches Lexikon über alle Sprüche der ganzen heiligen Schrift für Geistliche, Lehrer, Sonntagsschullehrer und die Familie.

Schlagworte auf dieser Seite: Abendmahl

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Abendmahl.

welches von Christo selbst eingesetzt ist, und in welchem der wahre Leib und das wahre Blut unsers HErrn und Heilandes JEsu Christi, in, mit, bei und unter dem Brod und Wein Allen, die davon essen und trinken, wahrhaftig zum Gedächtniß des Todes Christi, zur Vergebung der Sünde, Stärkung des Glaubens, zur Vereinigung mit Christo, und zur Erlangung des ewigen Lebens mitgetheilt wird.

§. 6. a) Der Stifter ist unser Heiland, Matth. 26, 26. 27. Marc. 14, 22. Luc. 22, 19. 1 Cor. 11, 23. welcher es aus lauter Liebe gegen uns eingesetzt, Eph. 5, 2. Joh. 13. 1. Wiewohl, da es ein Werk außer GOtt, der Vater und heilige Geist keinesweges ausgeschlossen.

§ 7. b) Die Materie ist 1) irdisch, das ist, wahres wesentliches Brod, (es sei nun ungesäuert, wider die Griechen; oder gesäuert, wider die Lateiner; dünn oder dick, wider die Calvinisten) und wahrer wesentlicher Wein, (er sei roth oder weiß; oder auch wohl an einigen Orten mit ein wenig Wasser vermischt), wenn nur der mehrste Theil aus lauterm Wein besteht, (ut odor, color et sapor praevaelat), s. Luc. 22, 19. 20. 1 Cor. 10, 16. 17. c. 11, 23. 25-28.

2) Himmlisch, das ist der wahre wesentliche Leib, und das wahre Blut Christi, welches er am Stamm des Kreuzes für uns vergossen (wider die Calvinisten) und zwar nur während des Gebrauchs, nicht aber außer dem Gebrauch (wider der Päpstler Transsubstantiation, Zerstümmlung und Herumtragung); dieses ist klar aus Pauli Worten. 1 Cor. 10, 16.

§. 8. Das Irdische und das Himmlische werden sacrammtirlicher Weise vereinigt, da ein jedes in seinem Wesen bleibt, und beides wahrhaftig mit dem Munde empfangen wird. Jenes auf eine irdische, natürliche und empfindbare, dieses aber auf eine unempfindbare, übernatürliche und unbegreifliche Art. Und solches muß geschehen, weil GOtt nichts redet, was nicht wahr, 4 Mos. 23, 19. und weil er allmächtig ist und überschwenglich thun kann, Eph. 3, 10. Offb. 1, 8. Hier muß die Vernunft unter den Gehorsam des Glaubens.

§. 9. c) Sowohl Würdige als Unwürdige empfangen mit und unter dem Brod und Wein den wahren Leib und das wahre Blut unseres Heilandes; obschon die Reformirten wider Paulus, 1 Cor. 11, 27. ein andres darzuthun vergeblich bemüht sind. Denn wird der Unwürdige schuld an dem Leib und Blut Christi, so muß er es ja nothwendig auch genießen.

§. 10. d) Jedoch sind beide in Ansehung der Frucht und des Nutzens unterschieden. Die Gläubigen und also die Würdigen genießen es, wie es Christus befohlen, zum Gedächtniß ihres Heilandes, Luc. 22, 19. 1 Cor. 11, 26. 1 Tim. 2, 8. zur Vergebung der Sünden, Matth. 26,28. zur Erneuerung der lebendigen Gemeinschaft mit JEsu, und Erinnerung an die stete geistliche Genießung desselben, die Bedingung des geistlichen Lebens, Joh. 6, 53-56. zur Empfangung neuer Lebenskraft, zur Erweckung brüderlicher Liebe und Gemeinschaft, 1 Cor. 10, 17. und zur Hoffnung der ewigen Vereinigung mit Christo und den Gläubigen im Reiche der Herrlichkeit, Matth. 26, 29. da hingegen die Unwürdigen diesen herrlichen Nutzen nicht nur nicht davon tragen, woran sie selbst schuld, indem sie damit umgehen wie mit einer andern Speise, 1 Cor. 11, 19. 29. 2 Cor. 2, 15. 16. sondern auch theils durch die Entweihung des Heiligen, theils durch die Unterdrückung der ernsten Eindrücke und Gewissensrührungen sich selbst göttliches Mißfallen und Verhärtung zuziehen.

§. 11. e) Dieses Liebesmahl des Heilandes soll ein wahres Glied des Leibes Christi oft, 1 Cor. 11, 25. 26. und mit guter Vorbereitung und Prüfung, ib. v. 26. f. genießen. Man kann zwar Keinem, wie oft er zum heiligen Nachtmahl gehen soll, vorschreiben; jedoch, wenn ich eine Zahl erwählen sollte, so wollte ich, zum Gedächtniß der 5 Wunden meines Heilandes, die fünfte nehmen. Andere wollen dreimal sich zum Tisch des HErrn nahen, weil drei Personen in der Gottheit; Andere zweimal, weil zwei Sacramente; noch Andere nur einmal, weil nur Ein GOtt 2c. Die evangelisch-lutherische Kirche hat den viermaligen jährlichen Genuß empfohlen. Der Maßstab hierbei muß Jedem der Drang seines Bedürfnisses sein, und giebt also der seltenere Genuß ein sicheres Merkzeichen der mindern Sehnsucht nach der Gemeinschaft JEsu.

§. 12. f) Es heißt auch in H. Schrift 1) der Tisch des HErrn, 1 Cor. 10, 21. weil es zur Apostelzeit auf einem Tisch ausgetheilt worden; 2) das neue Testament. Luc. 22, 20. 3) die Gemeinschaft des Leibes und Blutes Christi. 1 Cor. 10, 16. Sonst wird es genannt 4) Eucharistia, ein Lob- und Dankmahl, weil Christus solches mit Danken gestiftet, Matth. 26, 27. 5) Synaxis, oder Congregatio, weil es in der Versammlung der Heiligen genossen wird, und daher außer dieser, es sei denn im Fall der Noth, nicht sollte genossen werden. 6) Agape, sowohl wegen der Liebesgaben, welche die Reichen zu schicken Pflegten, wenn sie zum heiligen Nachtmahl gingen; als auch wegen der Liebesmahle, welche nach der Genießung ausgerichtet wurden; 7) das Sacrament des Altars, weil es auf dem Altar ausgespendet wird; 8) das Nachtmahl, weil es Christus in der Nacht gestiftet, 1 Cor. 11, 23. 9) Missa, doch nicht im päpstlichen Sinn, denn so ist es der Einsetzung Christi zuwider, Ebr. 9, 12. 25. 28 f. und auch dem Beispiel, welches die Apostel geben, A. G. 2, 41. Es nahm es nicht Einer für Alle.

§. 13. g) Es ist im alten Testament vorgebildet worden a) durch das Osterlamm, 2 Mos. 12, 8. Wir haben auch ein Osterlamm, Christum, für uns geopfert, 1 Cor. 5, 7. b) durch das Manna, 2 Mos. 16, 15. Joh. 6, 35. 54. 55. Christus ist das Brod des Lebens. S. mein Colleg. Bibl. §. 116.

Die Worte der Einsetzung s. Matth. 26, 26. Marc. 14, 22. Luc. 22, 19. 1 Cor. 11, 23.

Es wird dem ursprünglichen Zwecke dieser Concordanz gemäß, und den Wünschen und Bedürfnissen mancher Leser entsprechend sein, in gedrängter Kürze die Gründe der evangelisch-lutherischen Lehre vom h. A. darzustellen, womit dieselbe von älteren Theologen *) und besonders von dem jetzt so wenig mehr bekannten und gelesenen J. A. Ernesti, in s. Opusculis Theolog. S. 135-186, Brevis repetitio et adsertio sententiae Lutheranae de Praesentia corporis et Sanguinis J. C. in Coena Sacra, vertheidigt, ja auch selbst von namhaften reformirten Theologen (Theremin, Adalberts Bekenntnisse S. 166

*) Z. B. Spener von der wirklichen Gegenwart des Leibes und Blutes J. C. im h. A. in der Lauterkeit des evangelischen Christenthums. I. 598-618.