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Biblische Real- und Verbal-Handkonkordanz

M. Gottfried Büchner, E. Ch. Lutz, H. Riehm, Verlag von Ferd. Riehm, Basel, 1890

Exegetisch-homiletisches Lexikon über alle Sprüche der ganzen heiligen Schrift für Geistliche, Lehrer, Sonntagsschullehrer und die Familie.

Schlagworte auf dieser Seite: Abendmahl

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Abendmahl.

mation, Lutherthum etc. Excurs S. 645-664. erhebliche Gründe für die Lutherische Deutung Tertullians beigebracht.

Endlich ist auch selbst die arge Beschuldigung der Heiden, daß die Christen Tystesteische Mahlzeiten hielten, Athenagoras, Legat. pro Christianis S. 4. C. ed. Col.) oder Menschenfleisch genössen, (ib. S. 38. A.) ans keiner anderen Quelle hervorgegangen, als aus Mißverständniß oder schlimmer Auslegung dessen, was den Heiden über den Abendmahlsgenuß der Christen mochte zu Ohren gekommen sein, und so setzt also auch diese Verläumdung den Glauben der Christen an den Empfang des Leibes Christi im Abendmahl voraus. (Schröckh, K. G. III. 125.)

III. Wichtigkeit dieser Lehre. Daß ein hohes practisches Moment darin liegen müsse, kann man schon daraus abnehmen, daß Männer wie Luther, der nicht so beschränkt war, Spitzfindigkeiten der Schule mit wesentlichen Glaubenslehren und Herzensbedürfnissen zu verwechseln, und Ernesti, der nichts weniger als eine mystische oder sentimentale Richtung hatte, sie mit solcher Wärme und Ernst vertheidigen. Beide haben die Präsumtion für sich, daß ihnen dieser Glaube heilige Gewissenssache und dringendes Herzensbedürfniß war. Luther ist sich auch in seinem Glauben gleich geblieben. Denn die Sagen von einer im spätern Alter eingetretenen Veränderung sind ohne historischen Grund. Die Eine, daß er beim Lesen der Schrift Calvins de Coena Sacra geäußert: "wenn diese Schrift früher da gewesen, hätte viel Streit vermieden werden können", ist durch des einzigen Hospimans spätere Relation (Ao. 1602.) nicht constatirt; (s. Löscher Moorig, motuum II. S. 11. u. Planck Geschichte V. 2. S. 13. not.) die Andere, daß er bei seinem Abschiede von Melanchthon, vor der Reise nach Eisleben, seine frühere Heftigkeit bereuet und bekannt habe: "er habe in der Sache vom Sacrament zu viel gethan", ist ganz apokryphisch, und es ist zu verwundern, daß letztere noch von Henry im Leben Calvins II. 502. und von Hoffmann Erkl. des Katech. S. 458. ed. 2. wiederholt worden ist, nachdem Hutter im Calvinista Aulico-Poli. Witt. 1614. S. 125-139. Seckendorf, Histor. Luth. I. III. fol. 693. Salig, Historie der Augsb. Conf. I. 557-60. und selbst Planck Gesch. IV. S. 26-28. not. ihre Grundlosigkeit und Unglaubwürdigkeit nachgewiesen haben. Die practische Bedeutung der Evang.-lutherischen Abendmahlslehre, (umständlich gezeigt von Martin Chemnitz, Fundamenta Sacrae Coenae c. 11. tot. S. 61-65. ed. 1690. und von Gerhard ed. Cott. X. 188. f. und 363-380.) läßt sich in folgenden Punkten zusammenfassen:

1. Das Abendmahl erhält dadurch eine weit höhere Würde und Heiligkeit, wenn hier eine reelle Mittheilung, eine Berührung Christi Statt findet, als wenn es ein bloßes Gedächtnißmahl des Abwesenden ist; es wird ein wahres Mysterium, ja das höchste und heiligste des ganzen Cultus; und diese Neberzeugung muß daher auch eine höhere Stimmung, eine tiefere schauervollere Ehrfurcht bei der Feier, sowie dem administrirenden Geistlichen den gewissenhaftesten Ernst einflößen. "Mit der Heiligkeit des Gegenstandes wächst aber auch die Sünde dessen, der dagegen frevelt." Theremin l. c. S. 168. Ueberhaupt hängt der Glaube an Christi Gegenwart im Abendmahle genau zusammen mit dem Glauben an seine Gottheit und an die Verbindung der göttlichen und menschlichen Natur. "Daher dieses Sacrament, sowie es die unbegreiflichste und eben dadurch erhebendste Wohlthat für die Gläubigen, und ein Angeld auf was Größeres in der Ewigkeit ist, also auch einen Probirstein des Glaubens abgiebt. Hier ist Christus auch gesetzt zum Fall und zum Aufstehen. Nachdem einer diese Einsetzung verspottet, oder nach seinem Gutdünken für faßlich deutet, oder sie ganz zu etwas Fremden mißdeutet, und zu einer pharisäischen Herrschaft der Klerisei über das Volk selbst brauchet, oder sie von Anderen dafür annimmt, wofür sie dergleichen Verführer ausgeben: nachdem wird offenbar, was in ihm ist, ob Glaube an Gott nach der Wahrheit, oder Unglaube, und ferner ob ein lauterer oder unlauterer Glaube, ob der rechte Sinn Christi oder der Weltsinn, ob ein Anfang oder eine Reife des Glaubens in ihm ist." Crusius, Plan des Reiches Gottes S. 162.

2. Der evangelische Trost von der Vergebung der Sünden wird Jedem weit gewisser und bestimmter, weil der wirkliche Empfang des für unsere Sünden geopferten Leibes Christi jedem Einzelnen die persönliche Aneignung dieser Vergebung gewährt. Dies ist gerade für ängstliche und zarte Gewissen von großer Wichtigkeit, weil diese oft in Anfechtung gerathen, ob die allgemeine evangelische Verheißung auch sie gerade angehe. Melanchthon bei Gerhard S. 366. Coena Domini est testimonium exhibitae et ad singulos adplicatae promissionis evangelicae.

3. Das Abendmahl gewährt eine unendlich größere geistliche Stärkung durch die Gnade Christi, der sich herabläßt, uns nahe kommt, sich selbst uns darreicht, und mit den Gläubigen durch die Mittheilung seines Leibes und Blutes so innig mit ihnen vereinigt, daß sie mit ihm Ein geistiger Leib werden, daß von ihm, dem Urquell des Lebens, Joh. 1, 4. 5, 26. 6, 48. 55. gerade hier auf eine ganz besondere Weise Lebensströme in sie ausfließen, zur Vennehrung ihrer ganzen Lebenskraft, und zur Stärkung ihrer Gemeinschaft mit Christo. - Alles kommt hierbei darauf an, was Jedem an dieser Gemeinschaft liege: wem sie das höchste geistige Bedürfniß ist, dem wird auch das am Willkommensten sein, was die höchst innige, nur denkbare Verbindung mit Christo vermittelt. Vgl. die Zeugnisse der Kirchenväter bei Gerhard S. 368 f.

4. Das Abendmahl wird ein Bund mit der Gemeine im Himmel, und ein Unterpfand unserer künftigen vollendeten Gemeinschaft mit Christo. "Der HErr hat sein Reich im Himmel und auf Erden. Das erste besteht aus denen, die durch ihn selig geworden sind, das zweite aus denen, die durch ihn selig werden wollen. Selig sind die ersten auch jetzt nur dadurch, daß Er sich ihnen zum Anschauen und zum Mitgenuß seiner Seligkeit hingiebt, so daß sie, indem sie ihn sehen, wie er ist, ihm ähnlich werden. Wie er nun die Mitglieder der obern Gemeine Seiner selbst ohne Hülle und Schleier theilhaftig macht, so werden die Mitglieder der irdischen Gemeine Seiner unter dem Zeichen des Nachtmahls theilhaftig. Die Ersteren glauben nicht mehr; sie schauen. Bei den Anderen geschieht die Grtheilung dieser höchsten Wohlthat nur unter der Bedingung des Glaubens. So wird also der Herr selbst, der sich unverhüllt und verhüllt den Seinigen im Himmel und auf Erden hingiebt, der Berührungspunkt zwischen diesen beiden Gemeinen. Die kämpfende Kirche wird dadurch mit der triumphirenden, sowie mit dem gemeinschaftlichen Oberhaupte verknüpft, und ein Mittel ist ihr gegeben, den Strom der Gnade, der sich in jenen